Panik auf St. Pauli. Nachdem zwei Mieter gemeldet hatten, dass ihre Wände wackeln, wurden die Esso-Häuser an der Reeperbahn umgehend evakuiert.

Hamburg. Rotes Absperrband flattert im Wind. Der Bereich rund um die bekannte Esso-Tankstelle ist komplett abgesperrt. Polizisten kontrollieren die Ein- und Ausgänge. Die sogenannten Esso-Häuser im Stadtteil St. Pauli mussten am späten Sonnabend kurzfristig evakuiert werden.

Alle Anwohner der Hausnummer Reeperbahn 5 a,b,c mussten ihre Wohnungen verlassen. Auch die berühmte Esso-Tankstelle, sowie alle in dem Gebäudekomplex untergebrachten Clubs, Bars und Geschäfte mussten umgehend geschlossen werden. Alle Veranstaltungen wurden unterbrochen und bis auf Weiteres abgesagt.

Wie die Polizei am späten Sonnabend bestätigt, habe man gegen 22:30 Uhr mit der Evakuierung der Gebäude begonnen. Zwei Anwohner hatten der Polizei gemeldet, dass ihre Wände wackeln und der Putz von der Decke fallen würde. „Eines der Häuser hat richtig gezittert“, sagte ein Mitarbeiter der Tankstelle.

„Es handelt sich um eine Vorsichtsmaßnahme“, sagte ein Polizeisprecher dem Abendblatt. „Wir wissen nicht, was ist. Daher müssen die Esso-Häuser heute Abend geräumt werden.“ Ein Statiker soll in der Nacht prüfen, ob das Gebäude tatsächlich akut einsturzgefährdet ist und ob die Bewohner überhaupt wieder in ihre Wohnung zurückkehren können.

Die Tiefgarage unter den Wohngebäuden wurde bereits im Juni gesperrt. Ein Gutachten hatte eine weitgehende Schädigung des Stahlbetons festgestellt. Auch die Balkone der Wohnungen dürfen seit einigen Wochen nicht mehr betreten werden. Die Bauprüfabteilung des Bezirksamtes Mitte hat die Benutzung untersagt. „Alle Balkone sind gegen Abstürzen durch unterstützende Maßnahmen wie zusätzliche Gerüststützen zu sichern“, heißt es in der Anordnung der Bauprüfabteilung. Sie wurden daraufhin mit Holzbalken abgestützt.

Die Sicherheitsmängel wurden durch die Gutachter des Hamburger Büros dr-architekten entdeckt. Diese haben im Auftrag der Stadt ein Gutachten erstellt, um die Standfestigkeit der Gebäude zu untersuchen. Seit Jahren wird über die Zukunft der Esso-Häuser diskutiert. Die Bayerische Hausbau, Eigentümer der Immobilie, will den alten Bestand abreißen und hier 240 neue Wohnungen samt Gewerbe erstellen. Die Initiative Esso-Häuser setzt sich für einen Erhalt und die Sanierung der Häuser ein.