Jeder Single ist für sie „Top-Ware“: In ihrem Online-Magazin „Im Gegenteil“ porträtieren zwei Berlinerinnen Singles auf persönliche und ehrliche Weise. Am Wochenende sind die beiden in Hamburg.
Hamburg. Online-Partnervermittlung einmal anders: Die beiden Berlinerinnen Anni Kralisch-Pehlke, 30, und Jule Müller, 31, haben ihre Kuppel-Leidenschaft zum Beruf gemacht und mit ihrer Seite imgegenteil.de eine Singlebörse jenseits der algorithmusgesteuerten Massenabfertigung geschaffen.
„Wir besuchen Singles, die auf der Suche sind, in ihrem Zuhause, unterhalten uns ein paar Stunden, machen Fotos und schreiben dann ein persönliches, ehrliches und wohlwollendes Porträt“, erzählt Anni. „Das Ganze wird garantiert schmerzfrei und ohne Schamgefühl ablaufen“, verspricht das Magazin. Das Ergebnis – eine Beschreibung der Person mit all ihren Ecken und Kanten – wird dann auf der Seite imgegenteil.de veröffentlicht.
Am Wochenende sind Anni und Jule in Amors Mission auf Tour durch Hamburg. Fünf Single-Besuche stehen in ihrem Terminkalender – mehr schaffen die beiden an zwei Tagen nicht, denn Haubesuche dauern in der Regel zwei bis drei Stunden.
Dazu kommt die Zeit für die Erstellung des Porträts auf der Internetseite. „Insgesamt brauchen wir pro Single etwa einen Tag“, erzählt Anni. Seitdem die Seite nach sechsmonatiger Vorbereitungszeit Mitte November online ging, erreichen die beiden massenhaft Anfragen von Singles. „Der Bedarf ist riesig!“, sagt Anni.
Derzeit ist das Ganze für Jule und Anni noch ein zeitintensives Hobby – Jule arbeitet in einer digitalen Agentur, Anni ist Künstlermanagerin. „Zu schaffen ist das nur, weil wir derzeit wenig schlafen“, sagt Anni. Ab Januar wollen sie das Verkuppeln aber zum Vollzeitjob machen. „Die Jobs sind gekündigt“, sagt Anni. Finanzieren wollen sie sich dann wahrscheinlich über dezente Werbung auf der Seite.
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Ihr Antrieb: „Wir sind Hobby-Psychologinnen und haben einfach sehr viel Spaß daran, Leute zusammenzubringen“, sagt Anni. „Auf herkömmlichen Singlebörsen im Internet läuft die Suche meist über einen Algorithmus, der den Traumpartner am Ende noch aussortiert, weil er einen Zentimeter zu groß oder zu klein für die Suche ist.“ So etwas würde bei Anni und Jule nicht passieren. Und anders als viele andere Online-Partnervermittlungen verlangen sie auch kein Geld von den Singles.
Eigentlich verkuppeln die beiden in erster Linie Berliner. Doch wegen der großen Nachfrage aus Hamburg kommen sie an diesem Wochenende in die Hansestadt. „Ab Frühjahr planen wir dann auch Touren durch andere Städte“, sagt Anni.
Nach rund drei Wochen zeigen sich schon erste Erfolge ihrer Verkupplungs-Arbeit: „Die ersten Dates haben stattgefunden“ erzählt Anni. „Einige scheinen sich echt interessant zu finden und haben sich schon mehrfach getroffen.“ Und auch eine Fernbeziehung haben Anni und Jule in die Wege geleitet: „Auf ein Porträt auf unserer Seite hin ist sogar jemand aus dem Ausland nach Berlin gereist.“