Experten erwarten, dass das Angebot an Mode, Cafés, Uhren, Schmuck und Schuhen in der Hamburger Innenstadt weiter steigen wird. Besonders Filialisten aus dem Ausland würden in die City drängen.
Neustadt. In der Innenstadt will die Quantum Immobilien AG einen historischen Verwaltungssitz in einen Einkaufspalast mit Wohnungen und ein neues Hotel verwandeln. Aus der alten Baubehörde, die zwischen der Stadthausbrücke und dem Neuen Wall liegt, soll ein Luxusquartier werden. Versprochen wird eine „Steigerung der Attraktivität“ der City, eine „Flaniermeile in Stadthöfen“ und eine „neue Innenstadtqualität“.
Was bedeutet das für die City? Dass es auch in Zukunft weit mehr ums Thema Shopping als beispielsweise um innerstädtisches (und bezahlbares) Wohnen geht. Nach einer Untersuchung der Handelskammer machen derzeit Bekleidungsgeschäfte das stärkste Segment im Einzelhandel der City aus – gefolgt von der Nahrungs- und Genussmittelbranche. Auf dem dritten Platz liegen Uhren- und Schmuckgeschäfte; auf dem vierten liegen Schuhläden.
Für den luxuriösen Einkaufspalast, in den die Investorengruppe Quantum rund 250 Millionen Euro stecken will, kann das nur bedeuten: Es wird um Bekleidung gehen, um Schmuck, gehobene Gastronomie, Snacks und Schuhe. Nur: Wie viel Einzelhandel verträgt eigentlich die Hamburger City, die auch nicht gerade arm an Einkaufspassagen ist?
„Da ist noch viel möglich“, sagt einer, der sich im Einzelhandel besonders gut auskennt: Immobilienberater Sven Bechert, Prokurist von Grossmann & Berger. Er vermittelte in den vergangenen 23 Jahren mehr als 600 Top-Geschäfte in der City. „Hamburg hat im Vergleich zu anderen Großstädten wie München relativ wenig Einzelhandel in der City im Vergleich zur Einwohnerzahl“, sagt er. Besonders Filialisten aus dem Ausland würden in die Hamburger City drängen. Italien und Frankreich seien dabei vorn, weil es der Wirtschaft dort nicht so gut gehe. Bechert: „Hamburg hat eine hohe Kaufkraft.“ Noch mehr Einzelhandel würde Hamburg noch attraktiver machen. „Auch für Touristen und Besucher aus dem Umland.“ Der Tourismus schafft nach Erkenntnissen der Hamburg Tourismus GmbH einen Brutto-Umsatz von acht Milliarden Euro pro Jahr.
„Wir werden als Shoppingstadt immer interessanter, weil wir ein fußläufiges Cityquartier haben. Dieses hat sich in vielen Bereichen verschönert – wie im Passagenviertel, das besonders von Touristen angenommen wird“, sagt Brigitte Engler vom City Management.
Auch die Handelskammer ist der Meinung, dass Einkaufen eine der wichtigsten Attraktionen für Städtetouristen ist. „Jungfernstieg, Neuer Wall, Mönckebergstraße und Spitalerstraße – diese Straßen gehören zu den bekanntesten Einzelhandelslagen Deutschlands“, schreibt die Handelskammer. Der Einzelhandel in der Hamburger Innenstadt erwirtschaftet einen Umsatz von rund 1,8 Milliarden Euro pro Jahr. Hamburg liegt damit im Vergleich der deutschen Metropolen auf Platz drei. „Die Innenstadt ist auch der vielfältigste und zugleich der ökonomisch bedeutendste Einzelhandelsplatz im Norden Deutschlands.“
Das sieht nach einem Top-Platz aus. Ist es aber nicht: Die City hat nach der Handelskammer-Untersuchung nur 17,4 Prozent des Einzelhandelsumsatzes von ganz Hamburg. Ursache für den im Vergleich zu München und Köln vergleichsweise geringen Wert sei die polyzentrische Struktur Hamburgs. „Kunden können sich in den Bezirkszentren vor der Haustür durchaus umfassend versorgen“, sagt Michael Kuhlmann von der Handelskammer.
Er beurteilt die Entwicklung als positiv: „Nach unseren Beobachtungen hat sich zwischen 2010 und 2013 die Anzahl der Einzelhandelsgeschäfte und anderer publikumsbezogenen Nutzungen wie Gastronomie und Dienstleistungen in der City leicht erhöht“, sagt er. „Wir sehen daher Erweiterungen wie beispielsweise im Bereich der Stadthausbrücke durchaus positiv.“
Allerdings sei die Attraktivität der City kein Selbstgänger. Das gelte insbesondere angesichts des dynamisch wachsenden Onlinehandels. Kuhlmann: „Es bedarf deshalb regelmäßiger Anstrengungen, allen Kunden das Shoppen so angenehm wie möglich zu machen.“