Einer Prognose der Handelskammer Hamburg zufolge gibt es großes Potenzial für batteriebetriebene Fahrzeuge. Deshalb startet die Wirtschaftsvertretung eine neue Initiative, um Unternehmen für die leisen Roller zu gewinnen.
Hamburg. Eine Million Elektrofahrzeuge sollen im Jahr 2020 über Deutschlands Straßen rollen. Das ist das erklärte Ziel der Bundesregierung. Doch von dieser Marke ist Deutschland noch sehr weit entfernt. Gerade einmal 10.000 E-Mobile sind derzeit angemeldet. In Hamburg sind es knapp 770. Um diese Zahl kräftig zu erhöhen, hat nach der Handwerkskammer nun auch die Handelskammer eine Initiative unter dem Motto „Hamburg macht E-Mobil“ gegründet. Schließlich will die Stadt auf diesem Feld eine Vorreiterrolle übernehmen.
Um diese Rolle auszufüllen, greift die Handelskammer gleich nach den Sternen: Einer Prognose zufolge, die auf Daten des Fraunhofer-Instituts beruht, könnten in sechs Jahren 18.000 batterieelektrische Fahrzeuge von Hamburgs Unternehmen eingesetzt werden. Davon 15.400 Pkw und 2800 Klein-Lkw. Grundlage dieser Zahlen ist eine Befragung, an der sich rund 1700 von 50.000 Hamburger Unternehmen beteiligt haben, teilte die Kammer am Montag mit. Noch verläuft die Einführung der umweltfreundlichen Autos schleppend: Vor rund einem Jahr nannte die Kammer etwa 300 gemeldete E-Mobile. Heute sind es 52 mehr.
Laut Kammergeschäftsführer Hans-Jörg Schmidt-Trenz sind die Lager zwischen Optimisten und Skeptikern relativ gleich verteilt. „Knapp ein Drittel der Unternehmen insbesondere im Dienstleistungssektor und im Handel geht davon aus, dass bis Ende 2014 der Anteil von E-Fahrzeugen am eigenen Fuhrpark auf mehr als 30 Prozent steigen wird. 43 Prozent halten das Einsparpotenzial jedoch für gering“, sagte Schmidt-Trenz. Zentrale Anschaffungshemmnisse sind laut 55 Prozent der befragten Betriebe eine zu geringe Reichweite der Batterieautos.
23 Prozent bemängeln die hohen Anschaffungskosten und 15 Prozent die fehlende Ladeinfrastruktur. Dabei stelle die Reichweite eigentlich gar kein Problem mehr dar, sagt der Kammergeschäftsführer. Drei Viertel der 352 heute in Betrieben eingesetzten Elektromobile nutzten die Maximalreichweite von 140 Kilometern nämlich nicht aus: „Die durchschnittliche Tagesfahrleistung dieser Fahrzeuge über alle Branchen hinweg beträgt nur 63 Kilometer“, so Schmidt-Trenz. Als Hürden für die Anschaffung eines Elektrofahrzeugs blieben somit die Anschaffungskosten und die unzureichende Infrastruktur zur Akkuaufladung.
Dabei soll sich die Politik nach Aussage der Kammer um die fehlende Ladestruktur kümmern. Schmidt-Trenz verwies in diesem Zusammenhang auf einen neuen Masterplan, den der Senat noch verabschieden muss. Dieser Plan sieht bis 2015 die Errichtung von 592 öffentlichen Ladepunkten in der Stadt vor. Die Handelskammer unterstützt das: „Dieser Masterplan muss nun schnellstmöglich umgesetzt werden“, sagte Schmidt-Trenz.
Aber auch die Kammer will sich stärker engagieren: Sie will bei ihren Mitgliedsunternehmen nun in Erfahrung bringen, welche Preise sie bereit wären, für E-Autos zu bezahlen. Auf dieser Basis will sie dann Gespräche mit den Herstellern der beliebtesten Fahrzeugtypen führen, um günstige Kaufangebote für die Firmen auszuhandeln. „Denn wir wissen ja nun durch unsere Befragung, welche Branchen und welche Einsatzbedingungen für die Elektromobilität besonders geeignet sind“, so Schmidt-Trenz.
Klar ist, dass zwischen den Anschaffungspreisen von herkömmlichen Fahrzeugen mit einem Verbrennungsmotor und E-Mobilen derzeit riesige Unterschiede bestehen: Je nach Ausstattung sind die Batteriefahrzeuge zwischen 5000 und 15.000 Euro teurer. Von den rund 10.000 Fahrzeugen in Deutschland rechnen sich die meisten nur, weil sie durch ein öffentliches Förderprogramm zusätzlich finanziert sind. Direkte Kaufpreissubventionen lehnt die Kammer allerdings ab. Diese würden den Markt verzerren. Stattdessen plädiert sie für günstige Darlehen durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) oder Sonderabschreibungsmöglichkeiten für gewerblich genutzte E-Fahrzeuge.
Neben der Handelskammer trommelt auch die Handwerkskammer weiter für die Anschaffung von Elektromobilen. Vor einem Jahr hatte Kammerpräsident Josef Katzer die Initiative „1000 Elektrofahrzeuge für das Hamburger Handwerk“ gestartet. Seitdem seien Absichtserklärungen für die Anschaffung von 328 E-Mobilen bei der Kammer eingegangen, sagte Jörg Ungerer von der Handwerkskammer. Wie viele reale Kaufverträge daraus entstanden sind, konnte er allerdings nicht mitteilen. Die Handwerkskammer werde aber auf zahlreichen Veranstaltungen weiter für das Programm werben. Die nächste ist am 11. Dezember. Kammerpräsident Josef Katzer ist jedenfalls von der Technik überzeugt: „Gerade für den Stadtverkehr sind die leisen Stromer ideal. E-Fahrzeuge werden in der mobilen Zukunft Hamburgs eine feste Rolle spielen. Ich bin in meinem Betrieb schon dabei und empfehle den Handwerkern: Probieren Sie es aus, auch Sie werden begeistert sein.“