Mit einer „Abschiedsaktion“ für Heidi Klum will die Hamburgerin Stevie Schmiedel vom Verein Pinkstinks dafür sorgen, dass die nächste Topmodel-Staffel die letzte ist. GNTM befördere Essstörungen.
Hamburg. Germany’s next Topmodel – diese Sendung ist ein rotes Tuch für die Hamburger Gender-Forscherin Stevie Schmiedel. Und wenn Heidi Klum ab Februar 2014 bereits zum neunten Mal bei ProSieben auf Topmodel-Suche geht, soll das ihr letzter Streich sein – dafür will Schmiedel mit einer Aktion zum Finale der Sendung sorgen. „Sendungen wie Germany’s next Topmodel sind ganz maßgeblich dafür verantwortlich, dass immer mehr Mädchen essgestörtes Verhalten zeigen und sich dick fühlen, ohne dick zu sein“, meint die 41-Jährige. „Das Selbstbewusstsein von Mädchen hat sich seit dem Start der Sendung halbiert.“
Schmiedel will die Sendung schnellstmöglich stoppen. Zum Finale der neunten Topmodel-Staffel im Mai 2014 will sie Heidi Klum mit ihren Mitstreiterinnen vom Verein Pinkstinks „lautstark und für immer verabschieden“.
Wollen Schmiedel und ihre Mädels etwa die Show stürmen, so wie die zwei Femen-Aktivistinnen, die Heidi beim Finale der achten Staffel entgegensprangen? „Nein! Wir werden mit Sicherheit nicht den gleichen unglücklichen Fehler machen wie Femen“, sagt Schmiedel. „Durch den Auftritt der Aktivistinnen hat die Sendung viel mehr mediale Aufmerksamkeit bekommen, als es ansonsten der Fall gewesen wäre.“
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Stattdessen geplant sei „eine farbenfrohe, kreative Protestaktion, mit denen wir in der Nähe der Show medienwirksam zeigen wollen, dass es noch andere Formen von Spaß und Talent gibt als das, was bei Germany’s next Topmodel gezeigt wird“, so Schmiedel. Mit der Kampagne Pinkstinks kämpft sie gegen die „Pinkifizierung“ der Gesellschaft – also gegen alle Formen von Produkten und Werbeinhalten, die eine stereotype Darstellung von Geschlechterrollen fördern.
Pinkstinks-Protest zeigte bereits Erfolge
Und das mit Erfolg: Vor der achten Staffel haben Schmiedel und ihre Pinkstinks-Mitstreiter mit einem Straßentheaterprojekt in mehreren deutschen Städten gegen die Außenwerbung der Sendung protestiert, die Mädchen Schmiedels Ansicht nach ebenfalls ein verzerrtes Körperbild vermittelte. Und dieser Protest habe Wirkung gezeigt: „Es waren deutlich weniger Plakate im Stadtbild zu sehen, und die, die zu sehen waren, waren eher dezent.“
Angesichts des Erfolgs der damaligen Aktionen ist Schmiedel zuversichtlich, dass die neunte GNTM-Staffel dann auch tatsächlich die letzte sein wird – zumal die Begeisterung für die Sendung zusehends schwinde und es immer mehr Gegenwind für Heidi Klum gebe. „Wir wünschen Heidi Klum nichts Böses“, betont Schmiedel. Schließlich sei es ja nicht sie persönlich, sondern die gesamte Modeindustrie, die magere Models als Schönheitsideale suggeriere. „Wir hoffen nur, dass diese Sendung eingestellt wird und nicht weiterhin Scharen von Mädchen mit fragwürdigen Schönheitsidealen konfrontiert werden, so dass sie sich dann in ihrem eigenen Körper unwohl fühlen.“
Finanziert wird die Aktion durch Spenden – und die nötige Summe ist nur wenige Stunden nach Schmiedels Spendenaufruf über Pinkstinks schon zusammengekommen, erzählt sie.
Und der Kampf gegen Germany’s Next Topmodel hat schon jetzt begonnen: Derzeit touren Pinkstinks-Mitglieder mit einem Theaterprojekt durch Hamburger Schulen, um über die Sendung und ihre Auswirkungen aufzuklären.
Infos unter www.pinkstinks.de