Fit für Anlagen auf hoher See. Hamburger Firma Repower hat die bislang leistungsfähigste Windkraftanlage entwickelt. Beim Konzernumbau sind 200 weniger als der befürchteten 750 Arbeitsplätze abgebaut worden.
Hamburg. Es sieht fast so aus wie alle anderen Windräder, die an Land oder auf hoher See stehen. Aber es ist wesentlich wirkungsvoller. Der Hamburger Windkraftspezialist Repower hat eine Technik entwickelt, mit der die bislang größten Anlagen mit einer Leistung von sechs Megawatt noch mehr Wind auf hoher See produzieren können. „Wir haben den Durchmesser der Rotoren erhöht“, sagt Repower-Chef Andreas Nauen dem Abendblatt. Statt rund hundert Meter sind bei der neuen Anlage die Blätter zusammen 152 Meter oder einzeln 76 Meter lang. „Das bringt 20 Prozent mehr Leistung“, sagt Nauen, der sein neues Produkt heute auf der weltgrößten Offshore-Messe EWEA in Frankfurt vorstellen wird.
Mit der neuen Variante könne man rund 4000 Haushalte pro Windrad versorgen, mit der bisherigen seien es nur rund 3300. Repower will in den nächsten Jahren einen hohen zweistelligen Millionenbetrag investieren, um die Technik marktfähig zu machen. Am Ende könne sogar ein dreistelliger Millionenbetrag fällig werden. „Denn für den Bau der neuen Anlagen müssten wir auch unsere Fabriken vergrößern“, so Nauen. Die Tochter des indischen Windkraftspezialisten Suzlon muss, anders als viele Tochterunternehmen von Großkonzernen, jeden investierten Euro selbst verdienen. Die Konzernmutter ist mit 300 Milliarden Euro hoch verschuldet und kann deshalb das Hamburger Unternehmen nicht unterstützen. Suzlon hängt am Tropf der Banc of India.
Wie auch die gesamte Branche leidet das Unternehmen, das ab Januar Sension heißen wird, derzeit daran, dass noch niemand sagen kann, wie die deutsche Energiepolitik künftig gestaltet wird. Diese Unsicherheit ergreift auch Anleger, die gerne in Windparks auf hoher See investieren würden. „Wir brauchen Rechtssicherheit, einen Netzanschluss und das Wissen, wie das Energiedesign in der Zukunft aussehen wird“, sagt Finanzvorstand Marcus A. Wassenberg. Zumindest in der Diskussion um die Vergütung für Offshore-Anlagen glaubt er inzwischen an Verbesserungen in Punkto Planungssicherheit. „Wir sind bereit für Offshore“, sagt er.
Derzeit verhandelt Wassenberg mit einem großen deutschen Energieversorger über den Bau eines neuen Parks auf hoher See. Zuvor jedoch mussten die Mitarbeiter des Unternehmens Einbußen hinnehmen. Im April verkündete Repower, dass 750 der weltweit rund 3500 Stellen abgebaut werden sollen, um 100 Millionen Euro an Kosten einzusparen. „Wir haben dies umgesetzt“, so Wassenberg. „Statt der 750 Arbeitsplätze waren es am Ende aber nur 550 Stellen.“
Laut Nauen läuft das Onshore-Geschäft der Firma gut. Auch im Norden werden die Hamburger jetzt Marktführer. Repower hat sich um einen Auftrag über 103 Windanlagen mit einer Gesamtleistung von 266 Megawatt beworben - und 55 Prozent des Volumens gewonnen. „Mit diesen Verträgen bauen wir unsere Position in Norddeutschland signifikant aus“, so Nauen.