Im Projekt „Schmeckt’s“ der Grundschule Langbargheide kochen Schüler gemeinsam mit Behinderten für die Senioren im Stadtteil und zelebrieren Nachbarschaft, die allen gut bekommt. Die besten Bewerbungen für den Hamburger Bildungspreis, Teil 3.

Zum vierten Mal verleihen Abendblatt und Haspa den Hamburger Bildungspreis. Rund 70 Bewerbungen sind eingegangen. Die besten zehn werden am 4. Dezember mit einem Preisgeld von je 10.000 Euro ausgezeichnet. Weil auch viele der übrigen Projekte eine besondere Würdigung verdienen, stellt das Abendblatt die besten Bewerber vor. Heute: Das Projekt „Schmeckt’s?“ der Schule Langbargheide in Lurup.

Wenn die Kinder nicht wären, käme Eva-Marie Koch wohl nur noch selten unter Menschen. Doch es gibt sie und es gibt den Donnerstag, an dem die 84-Jährige sich auf den Weg macht. Von ihrer kleinen Wohnung über die Straße hin zum Nachbarschaftstreff im Zentrum von Lurup. Dort warten die Kleinen, Kinder im Alter von acht und neun Jahren. Sie kommen jede Woche aus der Schule Langbargheide in die kleine Küche neben dem großen Speiseraum, um für die Senioren aus dem Stadtteil zu kochen. Erst wird gemeinsam eingekauft, dann geschnibbelt, gerieben, gerührt. Unter Anleitung von Ökotrophologin Hjördis Haack lernen sie nicht nur, wie Speisen zubereitet werden, sondern auch, was zu einer gesunden Ernährung gehört. Und sie lernen, wie viel Freude es macht, anderen eine Freude zu machen.

Das Projekt „Schmeckt’s?“ entstand vor einem Jahr auf Anregung des Nachbarschaftstreffs. Dort suchte man Schulen, die bereit waren, für die Senioren im Stadtteil einmal pro Woche eine warme Mahlzeit zu kochen. Schulleiterin Annette Berg war die Einzige, die sich auf die Anfrage meldete. Sie war von der Idee begeistert, reagierte sofort und band das Projekt in die jahrgangsgemischte Klasse 3/4 ein. Seitdem gehen einmal pro Woche je drei Schüler für drei Stunden aus dem Unterricht heraus und tauschen das Pult gegen die Küchenzeile. Unterstützt werden sie nicht nur von der Ökotrophologin, sondern auch von Menschen mit Handicap, die sich ehrenamtlich im Kochprojekt engagieren. Renate Drude ist eine von ihnen. 66 Jahre ist sie alt, sitzt im Rollstuhl. Aber kochen, das kann sie noch. Auch für sie ist das Projekt mehr als nur ein Spaß. „Es ist für mich unendlich wichtig, gebraucht zu werden“, sagt sie. „Ich würde sonst eingehen.“ Auch Klaus Lindecke hat eine Behinderung. Als der 53-Jährige sich um ein Ehrenamt bemühte, besorgte ihm die Lebenshilfe Schenefeld den Platz im Projekt „Schmeckt’s?“ Seitdem begleitet ihn seine pädagogische Assistentin Anne Woest einmal in der Woche nach Lurup. Für die Kinder ist es selbstverständlich, dass die Menschen an ihrer Seite Schwächen haben. Für Annette Berg ist dies die natürlichste Form von Inklusion. „In diesem Projekt werden Vorurteile gegenseitig abgebaut. Die Kinder verlieren ihre Scheu vor der Behinderung, die Senioren ihre Skepsis bezüglich Kindern.“ Am Ende steht eine Gemeinschaft, an der jeder gern teilnimmt und seinen Teil beitragen kann. Sogar ein eigenes Kochbuch haben die Schüler kreiert. Darin sind alle Rezepte der vergangenen zwölf Monate.

Lesen Sie am Montag: Das Projekt „Globalisierung – was hab’ ich damit zu tun?“ am Gymnasium Heidberg/Langenhorn