Anlässlich des 150-jährigen Bestehens der Evangelischen Stiftung Alsterdorf will die Schau „Geht doch! Inklusion erfahren.“ im Hamburg Museum die wechselvolle Geschichte der Anstalten dokumentieren.

Hamburg Farbig, freundlich, verspielt ist der erste Eindruck, den der Besucher der Ausstellung „Geht doch! Inklusion erfahren. Eine Erlebnis-Ausstellung“ im Hamburg Museum erhält. Anlässlich des 150-jährigen Bestehens der Evangelischen Stiftung Alsterdorf will die Schau die wechselvolle Geschichte der Anstalten dokumentieren, gleichzeitig Lebenswelten der Gegenwart veranschaulichen und versuchen, Barrieren zwischen Menschen einzureißen. Ein ehrenwertes Ziel, dessen Umsetzung nach einem Konzept vom Universe Science Center in Bremen und dem Klimahaus in Bremerhaven von Menschen mit und ohne Behinderung vorgenommen wurde.

Leider mag sich die Ausstellung nicht recht entscheiden. Besuchern, die sich vor allem für die Historie der Stiftung Alsterdorf – auch ihre weniger ruhmreichen Kapitel von dokumentierten Pflegemissständen – interessieren, finden ein mühsam zu lesendes digitales Buch vor oder müssen zu der wissenschaftlichen Publikation „Mitten in Hamburg“ von Gerda Engelbracht und Andrea Hauser greifen. Einige wenige Schaukästen demonstrieren Operationsbesteck, mit denen Behinderte „geheilt“ werden sollten, und Medizin zur Ruhigstellung.

Ein Teil des Zauns, der früher die Bewohner der Stiftung von der Außenwelt trennte, leitet über in die Erlebniswelt, die mit mediengestützten Stationen, aber auch einem Kicker, einem Sandkasten und einer Schaukel Lebensnähe demonstriert. Lesens- und hörenswert sind vor allem die biografischen Anteile, in denen Menschen ihr Leben auf Texttafeln, an Hörstationen und mit Koffern voller Artefakte illustrieren. Da erfährt man zum Beispiel von den Geschwistern Lara und Mattia. Lara ist schwerbehindert und braucht viel Unterstützung, der Bruder liebt sie innig, aber es war nicht immer leicht für ihn, seine eigenen Bedürfnisse in der Familie hintenanzustellen.

Künstlergruppen wie die Schlumper haben zudem lustige Holzmännchen gebastelt, die erfolgreiche Hamburger Band Barner 16 verkauft ihre Tonträger, und Mitarbeiter der Werkstätten von alsterarbeit bieten schöne Handwerksarbeiten zum Verkauf an.

Das Thema Inklusion, also gemeinsames Lernen von gesunden, behinderten, lernschwachen oder verhaltensauffälligen Kindern, bewegt die Gesellschaft, seit sie als pädagogischer Ansatz erklärtes Ziel der Politik ist. Hamburg hat die Inklusion im Sommer 2010 als eines der ersten Bundesländer eingeführt. Über die Erfahrungen und Schwierigkeiten mit Inklusion erfährt der Besucher in den knappen und in arg einfacher Sprache abgefassten Texttafeln wenig. Ein wichtiges Thema, zu dem diese Ausstellung nur einen ersten Eindruck vermittelt.

„Geht doch! Inklusion erfahren. Eine Erlebnis-Ausstellung“ bis 21.4.2014, Hamburg Museum, Holstenwall 24, Di–Sa 10.00–17.00;

Infos unter www.hamburgmuseum.de