Für einen Großteil der Fahrten sind die Unterschiede marginal. Doch Car2go punktet mit dem größeren Geschäftsgebiet und niedrigeren Preisen, DriveNow mit hochwertigeren Fahrzeugen.
Hamburg 450 neue Autos prägen seit Montag das Stadtbild in Hamburg: Der Carsharing-Anbieter Drive Now macht mit Minis und BMWs den rund 700 Smarts des in Hamburg schon etablierten Anbieters Car2go Konkurrenz. Der Neuling ist ein Joint-Venture-Unternehmen von BMW und dem Autovermieter Sixt, Car2go ist ein Gemeinschaftsprojekt der Daimler AG sowie von Europcar. Eine Übersicht bietet auch die Plattform MeMobilty, an der das Abendblatt beteiligt ist. Doch welches Unternehmen hat die Nase vorn? Das Abendblatt hat beide Anbieter getestet.
Mietvorgang: Der Mietvorgang unterscheidet sich bei den beiden Carsharing-Anbietern kaum. Auf der Homepage oder per Smartphone-App lassen sich die Standorte der Wagen herausfinden, die sich dort für eine Viertelstunde (Car2go 30 Minuten) im Vorwege reservieren lassen. Natürlich kann jedes Auto auch spontan gemietet werden, sofern nicht von anderen bereits reserviert. Die Prozedur der Anmeldung im Auto ist ebenfalls fast identisch. Mithilfe eines Aufklebers auf dem Führerschein lässt sich das Auto öffnen, nach Eingabe des persönliches Codes kann die Fahrt beginnen. Die Menüführung ist im Smart allerdings etwas übersichtlicher. Am Ziel angekommen, können die Autos beider Firmen auf beliebigen Parkplätzen innerhalb des Geschäftsgebietes abgestellt werden. Die Gebühr für kostenpflichtige Abstellmöglichkeiten übernehmen die Anbieter.
Fahrzeug-Flotte: Hier gibt es den prägnantesten Unterschied. Car2go verfügt über etwa 700 Autos, DriveNow bisher nur über 450. Der bisherige Platzhirsch hat jedoch ausschließlich Smarts im Angebot, der Neuling bietet zu rund zwei Dritteln Minis an, aber auch größere Modelle wie den Mini Clubman oder BMW 1er, in Kürze auch den X1. Für warme Tage stehen zudem Cabrios zur Verfügung. Vor- und Nachteile liegen auf der Hand: Für die Mehrzahl der Fahrten innerhalb der Stadt wird ein Smart ausreichend sein, zudem finden Nutzer mit dem Zweisitzer auch in dicht besiedelten Gebieten recht problemlos Parkplätze. Wer jedoch mehr Platz im Wagen benötigt oder Wert auf höherwertige Ausstattung legt wie eine Sitzheizung, Lederbezüge oder USB-Anschluss, sollte die DriveNow-Flotte nutzen. Auch unter Sicherheitsaspekten sind Kunden in einem BMW sicherlich besser aufgehoben als im Smart. Zudem sind die Autos des Neulings maximal zehn Monate alt, werden dann ausgetauscht.
Geschäftsgebiet: Ähnlich wie Car2go zum Start in Hamburg konzentriert sich auch DriveNow zunächst auf die zentrumsnahen Gebiete. Von der Außenalster im Norden bis zur Elbe im Süden, außerdem von Altona im Westen bis zum Wandsbeker Markt im Osten.Vor allem die nördliche Stadtteile sind vom etablierten Unternehmen mit Sitz in Ulm mittlerweile aber besser erschlossen. 130 zu 90 Quadratkilometer sprechen für Car2go. Immerhin gehört der Flughafen ab dem 15. November auch bei DriveNow zum Geschäftsgebiet.
Die Preise: Bei den Grundtarifen liegt Car2go vorne. Für 29 Cent die Minute lassen sich die Smarts buchen, bei DriveNow sind mindestens 31 Cent zu entrichten. Für einige Modelle sogar 34 Cent. Auch bei der Anmeldegebühr hat Car2go (19 Euro) gegenüber DriveNow (29 Euro) die Nase vorne. Der Neuling hat für Vielfahrer allerdings spezielle Tarife im Angebot: So kann ein Paket mit 60, 125, 240 oder 500 Minuten gebucht werden, die innerhalb eines Monats verfahren werden müssen. Dadurch reduziert sich der Preis pro Minute auf bis zu 24 Cent.
Fazit: Die Eroberung Hamburgs durch DriveNow ist in jedem Fall ein Gewinn für die Nutzer von Carsharing-Angeboten, die nun aus über 1000 Fahrzeugen wählen können und vor allem zentrumsnah fast an jedem Ort fußläufig einen Wagen erreichen können. Für einen Großteil der Fahrten sind die Unterschiede marginal: Eine 20-minütige Fahrt nach Feierabend nach Hause kostet bei Car2go 40 Cent weniger, in Stadtteilen mit Parkplatznot wie Eppendorf oder Eimsbüttel ist ein Smart vermutlich einfacher abzustellen. Wer am Flughafen mit Gepäck ankommt, wird sich über mehr Platz in einem Mini oder BMW freuen.