Die gebürtige Bremerin ist gelernte Industriekauffrau und langjährige Betriebsrätin. Die 44 Jahre alte Katja Karger will diejenigen mitnehmen, „die nicht auf der Sonnenseite der Alster leben“.

St. Georg Zum ersten Mal steht eine Frau an der Spitze des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in Hamburg. Die DGB-Delegiertenkonferenz wählte die 44 Jahre alte Industriekauffrau Katja Karger am Dienstagabend zur Nachfolgerin von Uwe Grund, der nicht wieder kandidiert hatte. Karger erhielt im Gewerkschaftshaus am Besenbinderhof (St. Georg) 39 Jastimmen bei einer Enthaltung.

„In Hamburg gibt es aus gewerkschaftlicher Sicht eine Menge zu tun“, begründete die gebürtige Bremerin, die zuletzt an der Berliner Humboldt-Universität das Studium der Kulturwissenschaft abgeschlossen hatte, ihr Engagement. Die Stadt habe ein großes Potenzial. „Es gibt viele Innovationen, aber auch einige Schattenseiten“, sagte Karger. Sie wolle diejenigen mitnehmen, „die nicht auf der Sonnenseite der Alster leben“. Karger hat in mehreren Medienunternehmen gearbeitet und war 20 Jahre lang als Betriebsrätin tätig.

In ihrer Vorstellungsrede hatte die neue DGB-Vorsitzende faire Arbeitsbedingungen in der Stadt gefordert. „Sowohl innerhalb der Dienstleistungsbranche als auch in der Industrie steigt die Zahl der Minijobs, des Lohndumpings, Leih- und Werksverträge nehmen zu“, sagte Karger. Der DGB setze sich für Hamburg „als soziale Stadt und Stadt der guten Arbeit“ ein.

Zuvor hatte sich der 61 Jahre alte Uwe Grund nach 42 Jahren als hauptamtlicher Gewerkschafter von den Delegierten verabschiedet. Er gehe „mit einem guten, zufriedenen Blick zurück“, sagte Grund, der vier Jahre lang an der Spitze des DGB Hamburg stand. „Besonders freut mich, dass wir mit meiner Nachfolgerin eine jüngere und dennoch erfahrene, durchsetzungsstarke und sehr engagierte Frau gefunden haben“, sagte Grund.

Zu Beginn der Konferenz hatte Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) das gewerkschaftliche Engagement Grunds (Scholz: „mein Freund“) gewürdigt. Der Bürgermeister hob besonders hervor, dass Grund, der 20 Jahre lang als SPD-Abgeordneter in der Bürgerschaft saß, zu den Gründern des Obdachlosenmagazins „Hinz & Kuntz“ gehörte. Scholz nutzte die Gelegenheit, um für eine Große Koalition auf Bundesebene zu werben. „Zwar muss man sich ein solches Bündnis immer fünfmal überlegen, aber es gibt auch gute Gründe, die dafür sprechen“, sagte der SPD-Politiker. Neben der Einführung eines flächendeckenden Mindestlohns in Höhe von 8,50 Euro gebe es auch gute Chancen, den Grundsatz der Tarifeinheit gesetzlich zu verankern.