Gerd-Winand Imeyer, früherer Vorstandsvorsitzender von HanseMerkur, vertritt mehr als 18.000 Bulgaren in Norddeutschland. Der Honorarkonsul wirbt für ein Land, in dem es viel Neues zu entdecken gebe.

Hamburg. Viele Länder der Welt hat Gerd-Winand Imeyer mit Frau und Tochter bereist, ohne zu ahnen, dass er einmal zu Bulgarien eine enge Bindung haben würde. Der studierte Wirtschaftsgeograph und promovierte Betriebswirt, geboren 1934 in Osnabrück, war immer neugierig auf Neues. Lange vor dem Fall des Eisernen Vorhangs war er in der damaligen Sowjetunion unterwegs, in Usbekistan und Kasachstan, im Kaukasus, der Mongolei, in Japan und in China. „Angst vor fremden Ländern hatten wir nicht.“

Von 1973 bis 2002 war Imeyer Vorstandsvorsitzender der HanseMerkur-Versicherungsgruppe. Als nach der Wiedervereinigung im Büro von Bundeskanzler Helmut Kohl die Frage gestellt wurde, wer ein Honorarkonsulat Bulgariens für den Norden Deutschlands übernehmen könne, fiel der Name Imeyer. Wenig später sei er vom Botschafter besucht worden. „Tief bewegt“, sagt Imeyer, seien er und seine Frau damals von den Veränderungen in Berlin und im Ostblock gewesen. „Da kann man sich doch nicht nur am Untergang des Kommunismus freuen, da möchte man beim Aufbau doch auch mithelfen.“ Er fragte seine Frau Petra: „Wären wir bereit, das anzunehmen?“ Und sie sagte: „Das machen wir!“

Und fuhr als erstes wieder hin, noch vor der Eröffnung des Konsulats im Jahr 1993. 1997 wurde er dann Honorargeneralkonsul, was meist anzeigt, dass der Amtsinhaber die Interessen des Landes in mehreren Bundesländern vertritt. Imeyer ist für die Bulgaren in Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein und Niedersachsen zuständig. Und das sind viele: In Hamburg waren es 1998 nur 746, 2012 waren es schon 5176. Im gesamten Konsularbezirk sind es heute mehr als 18.400. Er ist jeden Tag in seinem Konsulat schräg gegenüber vom Thalia-Theater zu finden. Am 12. Mai war es sogar Wahllokal anlässlich der Parlamentswahl.

Imeyer zählt auf, was Hamburg mit Bulgarien verbindet: Eine bulgarische Schule, die seit 2001 sonnabends den Kindern bulgarischer Eltern die Sprache lehrt. Ein bulgarisch-deutscher Studentenverein, seit 2007 auch eine Kirchengemeinde. Gerade erst gab es wieder einen bulgarischen Wirtschaftstag in der Hamburger Handelskammer. Aurubis ist der zweitgrößte Arbeitgeber in Bulgarien, der größte Autohändler dort ist Hugo Pfohe und Lufthansa-Technik wartet seit 2008 für den gesamten Balkan in Sofia Boeing- und Airbus-Maschinen.

Ganz wichtig ist ihm aber der Austausch von jungen Menschen: „Das ist unsere Zukunft, wenn wir ein friedliches Europa wollen.“ Imeyer, dem 2002 vom Senat der Ehrentitel „Professor“ verliehen wurde, reist mehrmals im Jahr in das Land, das er konsularisch vertritt. Zuletzt reiste er mit einer Delegation von Fachleuten aus dem sozialen Bereich, die sich in Varna einen Eindruck von den Verhältnissen in der Heimat der Arbeitsmigranten machen wollen. Der erfahrene Manager weiß: „Soziale Vorsorge hat ja nicht wirklich existiert im Sozialismus.“

Engagement für andere das hat er im Elternhaus mitbekommen – und daran arbeitet er schon länger. So gründete er 1977 den HanseMerkur-Preis für Kinderschutz, er ist Vorsitzender der Jury des Hamburger Bürgerpreises und Rotarier – 2004/05 war er Governor des Distrikts 1890. Etwa 700.000 deutsche Touristen fahren jedes Jahr in den Urlaub nach Bulgarien. „Viele liegen aber nur am Strand.“ Verpasste Chancen seien das, das ärgert ihn. Dabei habe Bulgarien so vieles zu bieten. Mit seinen ägyptischen Konsularkollegen streitet er sich gern im Spaß darüber, was wohl die ältere Kultur ist: „Die Goldfunde in Bulgarien stammen aus der Zeit von 4500 vor Christus. Da standen die Pyramiden noch gar nicht.“