Wim Elfrink will zum nationalen IT-Gipfel nach Hamburg kommen. Hamburg erhofft sich von dem amerikanischen Netzwerkausrüster neue Technik für den Verkehrsfluss und öffentlichen Energieverbrauch.

New York City. Die vernetzte, „intelligente“ Infrastruktur in der Großstadt – das ist eines der großen Themen des US-amerikanischen Netzwerkausrüsters Cisco Systems. Auch Hamburg könnte in den kommenden Jahren zum Testfeld dafür werden und davon profitieren. Bei seiner Delegationsreise in die USA und nach Kanada sprach Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) am Freitagabend (Ortszeit) per Videokonferenz vom New Yorker Cisco-Büro aus mit Cisco-Chef Wim Elfrink im kalifornischen San José.

„Das Gespräch war sehr freundschaftlich, ich habe viele neue Erkenntnisse gewonnen“, sagte Horch. „Wir wollen, zum Beispiel im Hafen, den Verkehrsfluss und den Energieverbrauch in den kommenden Jahren weiter optimieren. Dabei könnten uns die Erfahrungen von Cisco Systems helfen.“ , sagte Horch im Anschluss. Am 10. Dezember will Elfrink zum nationalen IT-Gipfel nach Hamburg kommen. Zu dem Kongress wird auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erwartet. Voraussichtlich trifft die Wirtschaftsbehörde mit Cisco dann konkretere Vereinbarungen.

Cisco testet weltweit die Vernetzung von städtischen Ballungsräumen mit Sensoren. In der südfranzösischen Stadt Nizza läuft ein solches Projekt unter der Bezeichnung „Smart City Center“ seit einem halben Jahr. Dabei werden beispielsweise öffentliche Parkplätze mit Meldern versehen und Autofahrern in Navigationssystemen und per Mobilfunk kenntlich gemacht. Die Zeit für die Parkplatzsuche verkürzt sich dadurch.

Zugleich erhöht die Kommune ihre Einnahmen, weil die Bezahlung gebührenpflichtiger Parkplätze durch die Daten des Nutzers eindeutig nachvollziehbar ist. „Letztlich finanzieren sich solche Projekte für eine Stadt von selbst“, sagte Markus Wissmann, Cisco-Manager, in New York. Andere Anwendungen, die in Nizza getestet werden, sind Sensoren in öffentlichen Müllcontainern. Die Müllfahrzeuge fahren nur noch dorthin, wo Füllstandsanzeiger volle Behälter melden. Das ermögliche es, die Fahrzeugflotte zu reduzieren, sagte Wissmann.

Auch die öffentliche Straßenbeleuchtung hat der Konzern bei seinem Pilotprojekt auf Vordermann gebracht. In Straßen mit hoher Verkehrsdichte werden die Laternen nachts gedimmt, weil die Scheinwerfer der Autos genügend Licht erzeugen.

Gute Erfahrungen mit US-Systemen im Hamburger Hafen

Die vernetzte Stadt von Cisco ist ein durchaus heikles Projekt, weil in den Netzwerken noch einmal deutlich mehr (Bewegungs-)Daten von Menschen gesammelt werden. Hamburg will sich deshalb zunächst auf mögliche Anwendungen im Hafen konzentrieren. Mit Cisco hat die Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA) bereits gute Erfahrungen gemacht: Vier Netze der HPA wie etwa das Signal-Leitsystem der Hafenbahn seien mithilfe neuer Technologie zu einem Netz integriert worden. „Wir sparen dadurch erheblich Energie“, sagte HPA-Chef Jens Meier in New York City. „Bei den Projekten, über die wir mit Cisco diskutiert haben, geht es zunächst vor allem um das Parkplatzmanagement für Lastwagen im Hafen. Durch die bessere Kennzeichnung freier Parkplätze in Navigationssystemen können wir den extrem dichten Verkehr auf den Straßen im inneren Hafenbereich erheblich verbessern.“

Für ihr Projekt der Netzintegration wurde die HPA bereits mehrfach ausgezeichnet. Die Hafenverwaltung arbeitet zudem mit der deutschen Telekom an verschiedenen Internet-basierten Projekten in der Stadt, etwa am Verkehrsmanagement im Hafen im Rahmen der „Smart Port Logistics“ oder beim Aufbau von freien Internet-Zugängen vor allem an touristischen Knotenpunkten in der Stadt.

HPA-Chef Meier, der selbst aus der Computerwirtschaft und aus der Logistikbranche kommt, treibt solche Projekte seit Jahren voran. „Wir wollen die Infrastruktur in Hamburg unter ökologischen und sozialen Gesichtspunkten modernisieren. Wir wollen dabei aber Projekte entwickeln, die immer auch wirtschaftlich sinnvoll sind.“