Im Missbrauchs-Prozess gegen einen Erzieher haben am zweiten Verhandlungstag die Eltern der Opfer das Wort. Staatsanwaltschaft fordert fünf Jahre und zwei Monate Haft.

Hamburg. Albträume, Aggression, Ängste, sexualisiertes Spiel und Selbstzweifel: Die Kinder, die in einer Hamburger Kita sexuell missbraucht wurden, leiden entsetzlich unter den Taten. Im Prozess vor dem Landgericht gegen einen 30-Jährigen, der den Missbrauch bereits gestanden hat, schilderten die Eltern an diesem Donnerstag, wie sehr das Leben ihrer Kinder und der ganze Familie beeinträchtigt wurde. Die Staatsanwaltschaft hat für den Täter fünf Jahre und zwei Monate Haft gefordert. Die Verteidigung plädiert für nicht mehr als fünf Jahre.

„Ich kenne mein Kind nicht wieder“, sagte die Mutter eines Achtjährigen als Zeugin. „Er ist schwer traumatisiert, aggressiv, ängstlich und hat total den Halt verloren. Er hat ein Selbstbild, dass er schlecht und dumm sei.“ Ihr Sohn müsse seine „ganze Freizeit opfern, um sein Leben wieder in den Griff zu bekommen“, unter anderem mit Therapie.

Der Angeklagte Stefan H. hatte zu Prozessbeginn gestanden, mehrere Mädchen und Jungen in einer kirchlichen Kita in Schnelsen und in seiner Wohnung in Norderstedt sexuell missbraucht zu haben. Zudem räumte er ein, etliche Fotos von den Kindern angefertigt zu haben.

Die Mutter einer Vierjährigen, die von dem Angeklagten laut seinem Geständnis in dessen Wohnung missbraucht wurde, sagte: „Die Familie ist zerstört.“ Ihre Tochter werde „nachts wach und schreit. Sie ist ziemlich aggressiv. Alle, die männlich sind, kann sie nicht mehr ertragen. Sie schreit dann und rennt weg. Papa, Opa – da ist nichts mehr mit kuscheln oder so.“ Auch sie selber werde seit der Tat immer wieder von Albträumen heimgesucht, erzählt die 37-Jährige. „Ich träume, dass meine Tochter aus der Wohnung geklaut wird und ich laufe überall rum und muss sie aus irgendwelchen Rucksäcken rausholen.“

Auch eine weitere Mutter schilderte, dass sich das „ganze Familienleben geändert“ habe. „Ich habe ein fröhliches Kind in den Kindergarten gebracht, jetzt ist es das Gegenteil.“ Der Angeklagte habe „nicht nur meinen Sohn gebrochen sondern auch uns.“ Sogar das Spiel ihres Jungen sei beeinträchtigt, berichtet eine weitere Mutter. „Es ist sehr auf seine Genitalien fixiert.“ Auch sonst habe sich sein Verhalten beim Spielen sehr geändert: „Dinosaurier greifen an und der Retter ist nicht rechtzeitig da. Die Retter sind nie rechtzeitig da.“ Der Prozess wird fortgesetzt.