Die CDU-Bürgerschaftsfraktion will den Stress der Schüler beim Turbo-Abitur abbauen und für eine Anhebung des Leistungsniveaus sorgen. Lob kommt von Schulsenator Ties Rabe (SPD), Kritik von der FDP.
Hamburg Die CDU-Opposition will mit einem Zehn-Punkte-Programm zur Stärkung der Gymnasien zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Zum einen soll der Stress, der für einen Teil der Kinder wegen der verkürzten Zeit zum Abitur (G8) entsteht, abgebaut werden. Zum anderen will die Union das Leistungsniveau der Gymnasiasten mit Blick auf das Abitur anheben.
Im Hintergrund des CDU-Vorstoßes steht die Diskussion über die Rückkehr zum Abitur nach 13 Jahren am Gymnasium, wie es die Volksinitiative „G9 – jetzt“ fordert. „Ich sehe keine starke Tendenz zu G9 an den Gymnasien. Es wäre auch ein Fehler, jetzt wieder in eine Schulstrukturdebatte einzutreten“, sagte die CDU-Bildungspolitikerin Karin Prien. Aber die Kritik an den gestiegenen Belastungen durch das achtjährige Gymnasium müsse ernst genommen werden. Prien kritisiert andererseits auch, dass „die Gymnasien nicht im Fokus des SPD-geführten Senats stehen“.
Die CDU setzt auf einen drastischen Ausbau der Gymnasien zu „echten“, gebundenen Ganztagsschulen, bei denen der reguläre Unterricht auch am Nachmittag stattfindet. Bislang ist der Stundenplan-Unterricht am Vormittag vorgesehen, nachmittags werden Neigungskurse und Hausaufgabenhilfe angeboten. „Wir wollen den bedarfsgerechten Ausbau zu echten Ganztags-Gymnasien“, sagte Prien. Es solle keine Pflicht für alle Schulen geben, aber die Entzerrung des Schultages würde dem Bio- und Lebensrhythmus der Kinder eher entsprechen.
Der Vorstoß zu mehr Ganztags-Gymnasien ist in der CDU-Fraktion nicht unumstritten. „Ich bin nicht einverstanden mit dem Plan, dem Schulsenator praktisch freie Hand für den Ausbau der Gymnasien zu gebundenen Ganztagsschulen zu geben“, sagte Walter Scheuerl, parteiloses Mitglied der CDU-Fraktion. Der Vorstoß widerspreche der von FDP und CDU angestoßenen Änderung des Schulgesetzes vom Sommer 2012, wonach für alle Schüler Wahlfreiheit zwischen Halbtags- und Ganztagsangeboten bestehen müsse. Konsequenterweise fehlt Scheuerls Name auf dem aktuellen CDU-Antrag.
Die Union fordert außerdem mehr Durchlässigkeit zwischen Stadtteilschulen und Gymnasien sowie die Wiedereinführung des Sitzenbleibens in den Stufen 7 bis 10. „Bei manchen Schülern sind die Leistungsrückstände so groß, dass sie nicht durch Förderkurse aufgefangen werden können“, sagte Katja Conradi, Elternratsvorsitzende des Christianeums und Vorsitzende des CDU-Landesfachausschusses Bildung. Die Union fordert außerdem, den Ausfall von Fachunterricht zu verringern.
Die FDP-Abgeordnete Anna von Treuenfels warf der CDU vor, von ihren Anträgen abgeschrieben zu haben. Schulsenator Ties Rabe (SPD) begrüßte dagegen, dass sich die CDU für die Beibehaltung von G8 an den Gymnasien und G9 an den Stadtteilschulen ausgesprochen hat.