Noch haben Hamburg und Schleswig-Holstein funktionierende Feuerwehren. Doch es gibt Zukunftssorgen, weil Nachwuchs fehlt. Verantwortliche sind besorgt. Ganztagsschulen sind für Wehren ein Problem.

Kiel/Hamburg. Die Feuerwehren in Norddeutschland suchen qualifizierten Nachwuchs. In Schleswig-Holstein klagen bereits einzelne Wehren über Mangel, sagte Holger Bauer vom Landesfeuerwehrverband in Kiel. Bislang hätten die Probleme jedoch noch keine dramatischen Ausmaße angenommen. Auch in Hamburg blicken die Verantwortlichen besorgt in die Zukunft: „Wir stellen im Schnitt 80 Leute pro Jahr ein“, sagte Sprecher Manfred Stahl. Um das weiterhin zu schaffen, müssten die Bewerberzahlen allerdings steigen – weil die Qualifikation oft nicht ausreiche. Gründe für die Probleme seien unter anderem der demografische Wandel sowie ein geändertes Freizeitverhalten beziehungsweise Anforderungen an den Beruf oder von der Schule, hieß es.

In Schleswig-Holstein zählte der Landesfeuerwehrverband im vergangenen Jahr insgesamt 60.315 Feuerwehrleute – knapp 1000 weniger als 2011 (59.310 Feuerwehrleute). Davon waren 747 bei einer der vier Berufsfeuerwehren im Land angestellt (2011: 724). Doch die Profis der Berufsfeuerwehren kommen ohne die Unterstützung der Freiwilligen Feuerwehren nicht aus, sagte Bauer. Kiel zum Beispiel habe neben der Berufsfeuerwehr noch zehn Freiwillige Feuerwehren. „Die Berufsfeuerwehren decken das „Tagesgeschäft“ ab, doch bei größeren Bränden ist immer mindestens eine Freiwillige Feuerwehren dabei“, sagte Bauer. Das sei in allen Städten so.

Auf dem flachen Land sorgt ein engmaschiges Netz Freiwilliger Feuerwehren für Sicherheit. „Wir brauchen in jedem Dorf eine Feuerwehr“, sagte Bauer. Gesetzliche Vorschriften würden das erforderlich machen, denn die Feuerwehr müsse nach einer Alarmierung binnen zehn Minuten an jedem Punkt ihres zugewiesenen Einsatzgebietes tätig werden können.

Das alles muss auch in Dörfern funktionieren: Wenn viele Pendler tagsüber Kilometer entfernt in den Städten arbeiten, „müssen wir bei einer Alarmierung halt den großen Knopf drücken, und dann kommen die Leute nicht aus drei Dörfern, sondern aus fünf, so dass wir immer noch genügend Man-Power haben“, erklärte Bauer. „Deshalb brauchen wir jede Freiwillige Feuerwehr – auch dann, wenn manche nur einen Einsatz im Jahr haben.“ Insgesamt gab es in Schleswig-Holstein im vergangenen Jahr 1377 Freiwillige Feuerwehren (2011: 1386 Feuerwehren). Dazu kommen 26 Werk- und Betriebsfeuerwehren (2011: 27) sowie 425 Jugendfeuerwehren (417).

In Hamburg sind nach Darstellung von Sprecher Stahl die Jugendfeuerwehren gut besucht: „Es ist kein Nachwuchsmangel bei den Jugendfeuerwehren erkennbar.“ Ein Problem sieht der Sprecher allerdings in der Verbreitung der Ganztagsschule: „Abends noch Übungsdienst zu machen, darauf haben viele keine Lust mehr. Da müssen die Feuerwehren neue Wege gehen und versuchen, im schulischen Ganztagsablauf integriert zu werden.“

Eine Schließung von Stützpunkten sei in Hamburg trotz des demografischen Wandels nicht nötig, sagte Stahl. Der höhere Anteil älterer Menschen an der Bevölkerung werde aber vor allem beim Rettungsdienst sichtbar: „Da haben wir eine permanente Erhöhung der Einsatzzahlen – die Bevölkerung wird älter, mehr Menschen müssen ins Krankenhaus gebracht werden.“ Im vergangenen Jahr gab es mehr als 217 300 Rettungsdienst-Einsätze, im Jahr 2011 waren es gut 212 980. Bei der Hamburger Berufsfeuerwehr hätten die Feuerwehrleute sowohl eine Ausbildung als Rettungsassistent als auch eine Ausbildung als Feuerwehrmann, berichtete Stahl.