Trotz starker Zugewinne der CDU hat die SPD am Sonntagabend im Kurt-Schumacher-Haus gefeiert. Anlass für den Freundetaumel war das Abschneiden der FDP. Zudem hofften die Genossen auf besseres Ergebnis in Hamburg als im Bund.

Hamburg. Der größte Jubel unter den etwa 250 Sozialdemokraten am Sonntagabend im Kurt-Schumacher-Haus brandet beim Verkünden des FDP-Ergebnisses auf. Jubelnd, fast schon frenetisch feiern die Genossen das schlechte Abschneiden der Liberalen. „Jawohl, jawohl, richtig so“, ruft ein Anhänger. Direkt daneben liegen sich zwei ältere Herren in den Armen: „Das war sehr wichtig, dass die FDP es nicht in den Bundestag schafft“, sagt einer der beiden. Es scheint, als tröstet das Ergebnis der FDP über das eigene hinweg.

„Das hat auch mit der Zuspitzung auf den Zweitstimmen-Wahlkampf der FDP zu tun, dass beim Verkünden des Ergebnisses der Liberalen der größte Jubel ausbricht“, sagt die Zweite Bürgermeisterin Dorothee Stapelfeldt. Die FDP habe in den vergangenen Legislaturperiode „wenig bis gar nichts bewegt“ und sei „als Totalausfall zu betrachten“. Auch ist das Ergebnis der FDP „ein Zeichen dafür, ob die Menschen schlicht taktisch wählen und das eben in diesem Fall nicht gemacht haben“.

Mit großer Spannung waren kurz zuvor die Prognose und die erste Hochrechnung erwartet worden. Gebannt blickten die Sozialdemokraten auf die Videoleinwand im ersten Stock der Parteizentrale. Blankes Entsetzen machte sich breit, als der SPD-Balken „viel zu früh stehen blieb“, wie es ein Genosse enttäuscht ausdrückt. Man habe sich nach dem Ergebnis von 23 Prozent vor vier Jahren doch nun mehr erhofft. In Hamburg hatte die SPD 2009 ein Zweitstimmen-Ergebnis von 27,4 Prozent erreicht und war damit erstmals bei einer Bundestagswahl hinter der CDU gelandet. Das war den Christdemokraten schon bei den Bürgerschaftswahlen 2004 und 2008 gelungen.

„Das eigene Ergebnis im Bund kann uns nicht zufriedenstellen. Wir hätten gerne ein bisschen mehr gehabt“, sagt der Direktkandidat für den Wahlkreis Mitte, Johannes Kahrs. An der Stinkefinger-Pose des Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück habe es nicht gelegen. „Peer Steinbrück hat einen wirklich guten Wahlkampf gemacht. Und der Stinkefinger war genial. Ich habe ihn dafür geliebt. Und wenn er uns ein halbes Prozent gekostet hat, dann war es mir das wert“, sagt Kahrs und hofft auf ein besseres Ergebnis seiner Partei in Hamburg. Für die Sozialdemokraten gilt die Hansestadt traditionell als Hochburg.

Über Konsequenzen aus dem Wahlergebnis für die Bundespartei möchte Stadtentwicklungssenatorin Jutta Blankau an diesem Abend noch nicht nachdenken: „Ein paar mehr Stimmen für die SPD hätte ich mir schon gewünscht. Ansonsten hat Frau Merkel die Wahl mit ihrer CDU gewonnen und muss demzufolge jetzt auch wieder die Regierung bilden.“

So sieht es auch Bürgermeister und Landeschef Olaf Scholz, der live aus Berlin ins Kurt-Schumacher-Haus geschaltet wurde: „Wir müssen eine sozialgerechtere Politik bekommen. Und das wird auch in Zukunft unsere Aufgabe sein. Jetzt müssen wir erst einmal abwarten, wie das endgültige Wahlergebnis sein wird. Dann hat die Kanzlerin zu überlegen, wie sie eine Regierung bilden will.“