Hamburgs SPD-Spitzenkandidatin Aydan Özoguz zieht erstmals als Direktkandidatin in den Deutschen Bundestag ein. 2009 hatte die Ehefrau des Innensenators Michael Neumann (SPD) über die Landesliste den Sprung in das Parlament geschafft.
Die Spitzenkandidatin der Hamburger SPD, Aydan Özoguz, hat ihren Wahlkreis direkt gewonnen und zieht damit erneut in den Deutschen Bundestag ein. Noch am Sonntagabend stellte sich die stellvertretende Bundesvorsitzende im Kurt-Schumacher-Haus den Fragen des Abendblatts.
Hamburger Abendblatt: Frau Özoguz, 2009 hat Ihre Partei im Bund ein Ergebnis von 23 Prozent erreicht, in diesem Jahr sind es knapp 26 Prozent. Wie bewerten Sie dieses Abschneiden?
Aydan Özoguz: Zunächst einmal muss man sagen, dass wir ein bisschen zugelegt haben. Aber es ist eben deutlich nicht das, was wir uns erhofft und auch gedacht hatten. Wir haben hart gekämpft, das hat man gerade in den vergangenen Wochen besonders wahrgenommen. Peer Steinbrück hat einen ganz hervorragenden Wahlkampf gemacht. Aber es hat eben nicht gereicht, um wirklich unsere Stimmenanteile deutlich zu verbessern.
Worin liegen Ihrer Einschätzung nach die Gründe für das enttäuschende Abschneiden der SPD im Bund?
Özoguz: Eine Analyse würde ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht vornehmen wollen. Ich glaube, dass mit Peer Steinbrück gerade zu Beginn des Wahlkampfs nicht immer fair umgegangen wurde. Er hat selber eingeräumt, Fehler gemacht zu haben. Aber so eine ganz klare Analyse können wir erst dann machen, wenn wir auch die klaren Ergebnisse vorliegen haben.
2009 sind Sie über die Landesliste in den Bundestag eingezogen, in diesem Jahr erstmals als Direktkandidatin. Was ist das für ein Gefühl für Sie, das geschafft zu haben?
Özoguz: Es war ein sehr, sehr harter Wahlkampf. Und ich habe so unglaublich viele Unterstützer gehabt und eine ganz motivierte Juso-Truppe hinter mir, die am Wahlabend von minütlich die Ergebnisse verfolgt hat. Es haben sich so wahnsinnig viele gefreut und ich werde erleichtert heute Nacht ins Bett sinken.
Welche Probleme wollen Sie zuerst anpacken, wenn Sie für Ihren Wahlkreis nach Berlin zurückkehren?
Özoguz: Das kommt darauf an, was Frau Merkel nun macht. Welche Regierung muss sie bilden, wer steht uns dann da im Bundestag gegenüber, wie formieren sich die Parteien. Das müssen wir alles erst einmal abwarten. Die drängendsten Probleme des Landes liegen klar auf der Hand, ob das nun Rente, Mindestlohn oder auch die doppelte Staatsbürgerschaft ist.
Wie in den vergangenen vier Jahren werden Sie auch künftig zwischen Berlin und ihrer Heimatstadt Hamburg pendeln.
Özoguz: Ja, ich bin bereits seit vier Jahren Bundestagsabgeordnete, weshalb diese Situation nicht neu für mich ist. Und die Organisation habe ich wunderbar hinbekommen. Meine Tochter ist vier Jahre älter geworden, vier Jahre selbständiger. Also glaube ich, dass ich diesbezüglich vor keiner wirklich neuen Herausforderung stehe.
Sie sind seit Dezember 2011 stellvertretende Bundesvorsitzende der SPD. Fühlen Sie sich noch zu Höherem berufen?
Özoguz: Nein, ich sehe mich erst einmal dazu berufen, mich in Berlin mit den anderen im Parteivorstand zusammenzusetzen und diese Wahl ordentlich zu analysieren.
Und wie sieht Ihr Montag aus, der Tag nach der Bundestagswahl?
Özoguz: Um 5.30 Uhr klingelt der Wecker. Dann geht es ab zum Bahnhof und mit dem Zug nach Berlin. Und dann beginnen die Gremiensitzungen.