Nur das Scheitern der Liberalen erfreut die Sozialdemokraten – Enttäuschung über eigenes Ergebnis
Hamburg. Der größte Jubel unter den etwa 250 Sozialdemokraten im Kurt-Schumacher-Haus brandet beim Verkünden des FDP-Ergebnisses auf. Jubelnd, fast schon frenetisch, feiern die Genossen das schlechte Abschneiden der Liberalen. „Jawohl, jawohl, richtig so“, ruft ein Anhänger. Direkt daneben liegen sich zwei ältere Herren in den Armen: „Das war sehr wichtig, dass die FDP es nicht in den Bundestag schafft“, sagt einer der beiden. Es scheint, als tröste das Ergebnis der FDP über das eigene hinweg.
„Das hat auch mit der Zuspitzung auf den Zweitstimmen-Wahlkampf der FDP zu tun, dass beim Verkünden des Ergebnisses der Liberalen der größte Jubel ausbricht“, sagt die Zweite Bürgermeisterin Dorothee Stapelfeldt. Die FDP habe in der vergangenen Legislaturperiode „wenig bis gar nichts bewegt“, sei „als Totalausfall zu betrachten“. Auch ist das Ergebnis der FDP „ein Zeichen dafür, ob die Menschen schlicht taktisch wählen – und das eben in diesem Fall nicht gemacht haben“.
Mit großer Spannung waren kurz zuvor die Prognose und die erste Hochrechnung erwartet worden. Gebannt blickten die Sozialdemokraten auf die Videoleinwand im ersten Stock der Parteizentrale. Blankes Entsetzen machte sich breit, als der SPD-Balken „viel zu früh stehen blieb“, wie es ein Genosse enttäuscht ausdrückt. Man habe sich nach dem Ergebnis von 23 Prozent vor vier Jahren doch nun mehr erhofft. In Hamburg hatte die SPD 2009 ein Zweitstimmen-Ergebnis von 27,4 Prozent erreicht und war damit erstmals bei einer Bundestagswahl hinter der CDU gelandet.
„Das eigene Ergebnis im Bund kann uns nicht zufriedenstellen. Wir hätten gerne ein bisschen mehr gehabt“, sagt der Direktkandidat für den Wahlkreis Mitte, Johannes Kahrs. An der Stinkefinger-Pose des Kanzlerkandidaten habe es nicht gelegen. „Peer Steinbrück hat einen wirklich guten Wahlkampf gemacht.“
Über Konsequenzen aus dem Wahlergebnis für die Bundespartei möchte Stadtentwicklungssenatorin Jutta Blankau noch nicht nachdenken: „Ein paar mehr Stimmen für die SPD hätte ich mir schon gewünscht. Ansonsten hat Frau Merkel die Wahl mit ihrer CDU gewonnen und muss demzufolge jetzt auch wieder die Regierung bilden.“