Eine Glosse von Norman Raap
Ein gutes Gewissen ist das beste Ruhekissen, weiß der Volksmund. Und da wir ein Volk von gewissenhaften, ruheliebenden Bürgern sind, lassen wir uns gerne zu allem verführen, was das Klima schützt und nachhaltig ist. Oder wenigstens klimaneutral. Wobei „neutral“ nicht unbedingt gut ist, aber auch nicht so schlecht. Jetzt verspricht uns der Energieriese E.on einen „klimaneutralen Alsterlauf“.
Nein, nicht wie Sie denken: Die Läufer dürfen atmen, schwitzen und ihren Körperwinden freien Lauf lassen. Sie dürfen mit Geländewagen und anderen Benzinschleudern zum Lauf reisen und ordentlich CO2 in die Hamburger Luft pusten. Man könnte meinen, das sollen sie sogar, denn das Klima wird gar nicht in Hamburg geschützt, sondern 5200 Kilometer südlich. Der Energieriese spendiert „effiziente Kocher in Ghana“, wodurch der CO2-Ausstoß des Alsterlaufs ausgeglichen werde. Wie, bitte? Afrika spart Energie, damit Hamburg weiter prassen kann? Netter Versuch!