Das Traditionsorchester soll eine Einmalzahlung von 1,7 Millionen Euro erhalten und dafür strenge Sparvorgaben erfüllen. Ein Grund für die Probleme ist unter anderem „eine Höhergruppierung der Musikergehälter“.
Hamburg. „Die wirtschaftliche Situation des Orchesters ist weit hinter den Erwartungen des Hamburger Symphoniker e. V. zurückgeblieben.“ Mit diesem Satz bringt die Senatsdrucksache 20/9097 die offenbar existenzbedrohenden Finanzprobleme des Traditionsorchesters auf den Punkt. Um die Symphoniker vor einer akut drohenden Pleite zu retten, soll nun eine Einmalzahlung von rund 1,7 Millionen Euro im Haushaltsjahr 2013 das Millionendefizit ausgleichen, das sich nach einer früheren Entschuldung seit dem Jahr 2007 erneut aufgebaut hatte. Als Gründe nennt die Kulturbehörde „eine Höhergruppierung der Musikergehälter, rückläufige oder ausgefallene Einnahmen und nicht erfüllte Spendenerwartungen“.
Zugleich wurde ein strikter Sparplan für das Orchester bis zur Spielzeit 2019/20 entworfen, der unter anderem eine deutliche Reduzierung der Veranstaltungen in allen Sparten fordert – von 138 in der Saison 2012/13 auf nicht mehr als 107 Termine im Laufe der nächsten sechs Jahre. Das Defizit von rund 1,3 Millionen Euro sei bislang durch saisonübergreifende Etat-Vorgriffe ausgeglichen worden, heißt es. Das ist in begrenztem Rahmen und mit plausiblen Gründen erlaubt.
Die nun vom Senat geplante Rettungszahlung ist zweigeteilt: Einerseits jene 1,3 Millionen Euro, die bisher fehlten, andererseits rund 390.000 Euro, um eine Perspektive für ein „auskömmliches Wirtschaften bis 2019/20 zu ermöglichen“.
Neben dem NDR Sinfonieorchester und den Philharmonikern sind die Hamburger Symphoniker, die von einem Verein getragen werden, das dritte große Traditionsorchester der Stadt; es soll auch als Residenzorchester der Laeiszhalle zur künftigen Profilierung der Musikstadt Hamburg beitragen. Am 8. September wird es sein erstes Konzert der Spielzeit 2013/14 geben.
Obwohl die Kulturbehörde, die den Symphonikern jährlich 4,87 Millionen Euro Subventionen zahlt, regelmäßig die Bilanzen des Orchesters zur Einschätzung der Finanzlage abfragt, antwortete ein Behördensprecher auf die Frage, wie es überhaupt so weit kommen konnte: „Die Hamburger Symphoniker sind ein eigenständiger Verein, weshalb der Einfluss der Behörde begrenzt ist. Seit 2011 gibt es sehr enge Ziel- und Leistungsvereinbarungen, die jedoch in wirtschaftlicher Hinsicht nicht erfüllt wurden.“
Intendant Daniel Kühnel, dessen Vertrag Anfang des Jahres bis 2019 verlängert worden war, mochte sich am Freitag zu den vielen Fragen zu seiner Arbeit nicht äußern. Er ließ stattdessen über eine schriftliche Pressemitteilung unter anderem wissen: „Diese kulturpolitische Weitsicht des Senats in die Zukunft des Klangkörpers Hamburger Symphoniker zu investieren, ist besonders in angespannten Haushaltssituationen wie heute zu loben.“
Seit 2009 ist der Brite Jeffrey Tate Chefdirigent des Orchesters. Der 70-Jährige hatte in jüngster Vergangenheit mit schweren Gesundheitsproblemen zu kämpfen. Die Vertragsverlängerung über den Sommer 2014 hinaus sei aber so gut wie unterschriftsreif, hatte Kühnel kürzlich erklärt.