Ein professioneller Schiffssimulator ist ein neues Mitmachangebot im Maritimen Museum. Besucher können dort ein Containerschiff in den Hafen steuern.

Hamburg. Der Vorstandschef der Reederei Hapag-Lloyd, Michael Behrendt, hatte vorgewarnt: „Sie werden schnell vergessen, wo Sie eigentlich sind, Sie werden Schweißperlen spüren.“ Und tatsächlich: Wer am Freitagvormittag den neuen Schiffssimulator im Internationalen Maritimem Museum in der HafenCity schon einmal vor der Einweihung ausprobieren durfte, fühlte sich schnell auf die Brücke eines realen Containerschiffs versetzt.

Es brummt, ein Typhon dröhnt, Nebel kommt plötzlich auf, ein Gastanker dreht auf Steuerbord in den eigenen Kurs. All das passiert zwar nur auf drei großen Bildschirmen, doch das Steuern fordert volle Konzentration. „Ruder hart Backbord!“, dann wieder: „Mittschiffs!“ – schnell kommen auch die Kommandos des Lotsen, in diesem Fall von dem früheren Kapitän Hans Köhn, 78, der zu ehrenamtlichen Simulator-Crew des Museums gehört.

Das am Freitag offiziell von Behrendt und Museumsgründer Peter Tamm eingeweihte Ausstellungsstück dürfte in der europäischen Museumslandschaft einmalig sein. „Wir möchten damit vor allem junge Leute für die Seefahrt begeistern“, sagte Tamm. Man wolle eben nicht nur die Geschichte der Seefahrt, sondern auch die Gegenwart zeigen. Dieses Gerät sei daher ein Ausstellungsstück, das noch gefehlt habe, so Tamm. Rund 100.000 Euro haben Software, Computer, Monitore und Steuerstand gekostet – es ist ein moderner Simulator, wie er auch für das routinemäßige Training von Lotsen und nautischen Offizieren genutzt wird. Gestiftet wurde es von Hapag-Lloyd. Der Hersteller Rheinmetall in Bremen und das Hamburger Marine Training Center (MTC) unterstützen das Projekt.

Künftig können Besucher des Museums nun erleben, wie man große Schiffe steuert: Das Einlaufen in den Hamburger Hafen ist dabei im Programm, aber auch Rotterdam und Singapur lassen sich einspielen, dazu verschiedene Wetterbedingungen, andere Schiffe, Schlepper – alles fast wie im richtigen Leben.

Die größte Besonderheit dürfte aber die ehrenamtliche, 18-köpfige Crew von Projektleiter Hans Trey sein. Wie er sind es meist ehemalige Kapitäne. Sie unterstützen beim Steuern oder spielen Rollen – wie etwa den Hafenlotsen; oder sie bedienen den Computer, um „Fiesematenten“ auszulösen, wie Trey sagt. Zum Beispiel den plötzlichen Nebel. Befehle an den Rudergänger, Funkverkehr mit den Schleppern – alles wirkt so real, dass sogar Zuschauer schnell vergessen, dass die „Tokyo-Express“ dort nur virtuell zum Terminal Altenwerder gesteuert wird. Wie aber nur kommt dieses riesige 300 Meter lange Schiff jetzt in die enge Süderelbe? „Geht schon“, beruhigt Köhn und fordert wieder zehn Grad Backbord zur schnellen Kurskorrektur. Jetzt bilden sich tatsächlich Schweißperlen auf der Stirn des Simulator-Kapitäns.

Jeden Dienstag, Mittwoch und Sonntag steht die Simulator-Crew künftig von 14 Uhr an im Museum bereit. Die etwa 35-minütigen Fahrten sind im Eintrittspreis enthalten, Voranmeldung unter Telefon 300923034. Das Museum im Kaispeicher B in der HafenCity (Koreastraße 1) ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet,

Internet: www.imm-hamburg.de.