Die Bürgerschaft hat den Vorschlag des Senats abgesegnet, dem 70 Jahre alten Stifter und Mäzen die höchste Auszeichnung der Stadt zu verleihen. Nur die Linken sind dagegen.
Hamburg. Der Hamburger Unternehmer Michael Otto ist 35. Ehrenbürger der Hansestadt. Bürgerschaft und Senat verliehen dem 70-Jährigen am Donnerstag die höchste Auszeichnung der Stadt für seine Verdienste als Stifter, Kulturfreund, engagierter Bürger und Unternehmerpersönlichkeit.
„Dank Ihres unschätzbaren Engagements verleihen Sie unserer Heimatstadt einen besonderen Glanz, der weit, weit über die Landesgrenzen hinausstrahlt“, sagte Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit beim Festakt zur Verleihung der Ehrenbürgerwürde im Rathaus. Zuvor hatte die Bürgerschaft mit großer Mehrheit dem Vorschlag des Senats zugestimmt, Otto auszuzeichnen.
Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) betonte, Otto werde nicht für seine Erfolge als Kopf des zweitgrößten Internet-Versandhandels weltweit gewürdigt. „Nein, was Sie, Herr Dr. Otto, buchstäblich ehrt, ist Ihre Verantwortung als Unternehmer auf vielen Gebieten, die gerade in der globalisierten Welt des 21. Jahrhunderts nicht oder nicht mehr selbstverständlich sind.“ So beweise er, „dass es möglich ist, Geschäfte zu machen im Einklang mit gesellschaftlicher Verantwortung“.
Doch damit nicht genug: „Als Citoyen im klassischen Sinn, als „unternehmerischer Bürger“, tragen Sie in einer Reihe von Ehrenämtern, als Stifter und Mäzen etwa der Elbphilharmonie, insbesondere aber mit Ihrer Michael-Otto-Stiftung für Umweltschutz und (...) Projekten im Bereich Jugend und Bildung den Gedanken des aktiven Bürgers weiter“, sagte Scholz.
Otto habe sich stets daran messen lassen, „wonach erfolgreiche Geschäftsleute nicht nur an ihre eigene Freiheit denken dürfen, sondern sich auch ihrer Verantwortung für die Gesellschaft und für die Umwelt bewusst sein müssen“, sagte Veit. Er stehe damit ganz in der Tradition der Kaufmannsstadt Hamburg, in der soziales Handeln nicht nur als eine bürgerliche Tugend verstanden werde, „sondern ganz im hanseatischen Sinne auch als Grundlage unserer solidarischen Gesellschaft“.
Otto selbst gab sich beim Festakt vor rund 250 Gästen – darunter die Ehrenbürger Helmut Schmidt, Uwe Seeler sowie Hannelore und Helmut Greve – bescheiden. Er habe sich unwahrscheinlich über die Ehrenbürgerschaft gefreut. „Das ist eine große Ehre und bedeutet mir sehr, sehr viel“, sagte Otto. Gerne werde er sich nun noch stärker für die Stadt einsetzen.
Besonders am Herzen liege ihm die Förderung von Kindern und Jugendlichen, betonte er und zählte eine ganze Reihe von Projekten auf, die er weiterführen und teilweise auch auf andere Städte und Regionen ausweiten wolle. Dafür Geld auszugeben sei gut und richtig. „Aber noch wichtiger finde ich, dass man Ideen hat und dass man ein gutes Team hat.“ Außerdem müsse man Zeit investieren.
Michael Otto, der sich vor mehr als fünf Jahren aus der Rolle des aktiven Konzernlenkers verabschiedet hat und nun als Aufsichtsratschef fungiert, wurde in Westpreußen geboren, wuchs aber nach dem Krieg in Hamburg auf und lebt noch heute dort. Viele der Engagements von Michael Otto waren global angelegt, manche national, aber Hamburg bildete immer einen Schwerpunkt. Wie selbstverständlich übernahm Otto auch Ämter in der Hamburger Handelskammer oder Vermittlungsmandate in schulpolitischen Streitfragen. Viele Hamburger Institutionen verdanken ihm finanzielle Zuwendungen – von der Jugendmusikschule bis zur Elbphilharmonie.
Auch in der Bürgerschaftsdebatte vor dem Festakt war die Begeisterung über die Ehrenbürgerschaft Ottos groß. SPD, CDU, Grüne und FDP stimmten dem Vorschlag des SPD-Senats einmütig zu. Lediglich die Linken votierten gegen die Ehrenbürgerschaft für den Hamburger Milliardär, weil erneut einer der „oberen Zehntausend“ und wieder niemand für sein antifaschistisches Engagement ausgezeichnet werde.
Hamburgs erster Ehrenbürger war Friedrich Carl Baron von Tettenborn (1778-1845). Er wurde vor genau 200 Jahren ausgezeichnet, „weil der Baron die Wiederherstellung der Unabhängigkeit Hamburgs und die Befreiung von den napoleonischen Besatzungstruppen so glücklich geleitet und ausgeführt hat“. Ihm folgten 33 Frauen und Männer. Nicht mitgerechnet sind Adolf Hitler und Hermann Göring, denen die Ehrenbürgerschaft 1945 wieder aberkannt wurde. Vor Otto wurde zuletzt 2009 Schmidts bereits gestorbener Ehefrau Loki Schmidt die höchste Auszeichnung der Stadt verliehen.