Die Stadt steht bei Biomasse, Wind- und Sonnenkraft schlechter da als der Bundesschnitt. Werbefilme zeigen Erfolge. Hamburgs Rückstand bei der Nutzung der erneuerbaren Energien hängt mit den begrenzten Flächen in der Stadt zusammen.
Hamburg. Die Elbmetropole als ein Zentrum der Windkraftindustrie in Deutschland – an diesem Image arbeitet Hamburg mit Erfolg. Eher im Hintergrund steht dagegen, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien insgesamt in der Hansestadt vorankommt, wenn auch langsamer als im Bundesgebiet. Die Branchenvereinigung Erneuerbare Energien Hamburg (EEHH) hat von der Produktionsfirma UC-TV eine sechsteilige Reihe von Imagefilmen erstellen lassen, um die Bedeutung von Windkraft, Fotovoltaik und Biomasse in der Stadt zu dokumentieren. „Die Energiewende wird in jüngerer Zeit fast nur noch unter dem Aspekt kurzfristiger Kosten dargestellt“, sagte EEHH-Geschäftsführer Jan Rispens am Dienstag bei der Präsentation der Kampagne. „Wir wollen zeigen, was in Hamburg seit 1990 erreicht wurde. Denn anders als viele Menschen glauben, begann die Energiewende nicht erst im Jahr 2011 nach den Havarien im japanischen Atomkraftwerk Fukushima.“
Gut 16 Prozent des Hamburger Strombedarfs werden mittlerweile aus Windkraft, Solarenergie, der Erzeugung von Biomasse und aus Wasserkraft gewonnen. Bundesweit sind es etwa 23 Prozent. „Hamburg hat ein großes Potenzial, die erneuerbaren Energien weiter auszubauen. Das gilt für die Windkraft, aber auch für Solaranlagen, etwa auf Firmengebäuden“, sagte Rispens. „Im großen Stil könnte Hamburg außerdem Strom aus Windkraft als Energie im Fernwärmenetz speichern und nutzen.“ So setze etwa Hamburg Energie in Wilhelmsburg inzwischen den früheren Flakbunker aus dem Zweiten Weltkrieg als Strom- und Wärmespeicher ein, gespeist mit Solarenergie, Biomasse und Abwärme aus einem Industriebetrieb.
Die Filme zeigen teils aus der Vogelperspektive Windkraftanlagen in den Vier- und Marschlanden, die im Volksmund als „Hafeneier“ bekannte Biogasanlage auf dem Köhlbrand, eine große Fotovoltaikanlage auf dem Dach des Hafenschuppens 52 im Museum der Arbeit, sie zeigen eine junge Frau an einer Wasserstoff-Tankstelle und zahlreiche Akteure aus der Hamburger Wirtschaft, die an und mit erneuerbaren Energien arbeiten. „Im Stadtgebiet sind erneuerbare Energien viel präsenter, als man sie gemeinhin wahrnimmt“, sagte Rispens. „Hamburg Wasser etwa betreibt seine gesamte Flotte von 200 Fahrzeugen mit Biogas aus der Hafenkläranlage.“ Auf dem Eurogate-Container-Terminal am Waltershofer Hafen entstehe derzeit eine neue Windturbine zur Eigenversorgung.
Hamburgs Rückstand bei der Nutzung der erneuerbaren Energien hängt mit den begrenzten Flächen in der Stadt zusammen. Vor allem beim Ausbau der Windkraft gibt es derzeit Konflikte. In Bergedorf versuchen Bürgerinitiativen den Austausch von kleineren gegen größere Windkraftanlagen mit einem Bürgerentscheid zu stoppen, den sie kürzlich gewannen. Allerdings kann sich die Bürgerschaft bei der geplanten Veränderung des Flächennutzungsplans für Bergedorf über das Votum hinwegsetzen. „Die Initiativen haben das Bürgerbegehren mit der Angabe falscher Zahlen gewonnen“, sagte Klaus Soltau, Geschäftsführer des Windkraft-Entwicklungsunternehmens NET OHG, bei der Präsentation der EEHH-Kampagne. „Wir betreiben seit 1991 Windkraftanlagen in Hamburg. Wenn man heute neue Windturbinen auf 100 Meter Höhe begrenzen würde, wie es die Bürgerinitiativen durchsetzen wollen, anstatt 150 Meter hoch zu bauen, könnte man keine neuen Anlagen mehr installieren. Sie würden sich in einem Gebiet wie Bergedorf nicht rentieren.“