23 Storchenpaare in den Vier- und Marschlanden sowie im Süden der Stadt haben laut NABU 50 Junge großgezogen. Weil immer mehr Störche aus Mecklenburg-Vorpommern fliehen, vergrößert sich der Bestand in Hamburg
Hamburg Es ist ein gutes Jahr für Hamburgs Störche: 23 Paare zogen insgesamt 50 Junge groß – so viel Nachwuchs wie seit 50 Jahren nicht mehr. Diese positive Bilanz hat jetzt der Naturschutzbund (Nabu) Hamburg gezogen. Zum Vergleich: 2012 waren es nur 15 Paare mit 37 Jungtieren, im Jahr zuvor 19 Paare mit 46 Jungen. Noch Ende Mai war die Brutsaison der Hamburger Störche von einem tragischen Ereignis überschattet worden: die drei Jungen der Weißstörche Rolf und Maria waren nach heftigen Regengüssen im Bergedorfer Nest erfroren.
Generell scheint es immer mehr Störche in die ländlichen Regionen der Hansestadt zu ziehen. „Die Störche scheinen regelrecht nach Hamburg zu flüchten“, sagt Jürgen Pelch, Storchenexperte des Nabu Hamburg. In Mecklenburg-Vorpommern sei der Brutbestand durch den steigenden Maisanbau um rund ein Drittel zurückgegangen. Seit 2004 bleiben dem benachbarten Bundesland rund 300 von einst 1142 Storchenpaaren dauerhaft fern, weil sie auf halbwegs intakte Brutgebiete ausweichen müssen.
Doch auch in Hamburg ist Flächenfraß ein Problem. Um den Nachwuchs satt zu kriegen, benötigt jedes Storchenpaar in der Nähe seines Horstes feuchtes Grünland im Umfang von 26 Fußballfeldern. Dort suchen die Störche – charakteristisch schreitend – nach Regenwürmern, Fröschen, Mäusen und Schlangen.
Die Umwandlung von Feuchtwiesen, etwa in Maisäcker zur Energiegewinnung, setzt den Tieren sehr zu. „Hamburg muss alles dafür tun, dass der Lebensraum für die Störche erhalten bleibt“, so Pelch. Trotz der erfolgreichen Brutsaison seien diese Vögel weiterhin gefährdet. Auf ihren Zugrouten nach Afrika und zurück seien sie vielen Gefahren ausgesetzt, nur einer von vier Jungstörchen kehre zurück. Außer durch die Ausweitung von landwirtschaftlichen Monokulturen sei der Storchenbestand auch durch den Einsatz von Pestiziden in den benachbarten Bundesländern bedroht.
In der Hansestadt brüten die meisten Störche in den Vier- und Marschlanden, in südlichen Stadtteilen wie Wilhelmsburg oder Harburg haben nur vier Paare ihr Nest. Insgesamt stellt der Naturschutzbund den schwarz-weißen Vögeln in Hamburg rund 50 fertige Nester bereit.
Der „Storchen- und Wiesenvogelschutz in Hamburg“ von Jürgen Pelch und dem Nabu Hamburg wurde im Oktober 2012 als offizielles Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt ausgezeichnet. Storchenexperte Pelch erhielt die Urkunde im Bergedorfer Rathaus aus den Händen von Umweltstaatsrat Holger Lange.