Der Ferienpass bietet mehr als 600 Veranstaltungen. Besonders gut laufen Wasseraktivitäten und kreatives Gestalten
Hamburg. Zuallererst geht es um den Spaß. Es sind ja schließlich Ferien. Aber dieser lässt sich auch mit etwas Nützlichem verbinden. Also steht Ananda jeden Tag früh auf und macht sich gemeinsam mit ihrer Mutter auf den Weg zur Schwimmschule am Turmweg in Rotherbaum. Die Siebenjährige nutzt die Sommerferien, um ihr Bronzeabzeichen zu schaffen. Andere lernen reiten, malen, segeln oder Bogenschießen. In diesem Jahr bietet der Hamburger Ferienpass mehr als 600 Veranstaltungen und mehr als 10.000 Termine für Kinder und Jugendliche.
Das Schwimmen hat sich Ananda aus Eimsbüttel selbst beigebracht, nun soll Kursleiterin Franziska „Franzi“ Rieckhoff dem ganzen mehr Schliff geben, die Technik verbessern. Im 30 Grad warmen Wasser des Lehrschwimmbeckens haben Franziska und ihre Helferin zehn Kinder um sich im Wasser versammelt. „Arm rechts, Beine lang, ausblubbern, einatmen und Haifischflosse“ ruft sie in die Schwimmhalle. Spätestens nach Ende des dreiwöchigen Kurses sollen die Lütten ihr Bronzeabzeichen schaffen, das bedeutet, sie müssen 200 Meter am Stück innerhalb von 15 Minuten schwimmen, vom Einmeterbrett springen und einen Tauchring aus zwei Metern Tiefe holen. 39 Kindern bringen Franzi und ihre Kollegen von der Schwimmschule Turmweg in verschiedenen Kursen innerhalb von drei Wochen die richtige Technik bei. „In solch kompakten Ferienkursen lernen die Kinder das relativ schnell, weil sie jeden Tag im Wasser sind. Das verbessert auch ihre Kondition und Ausdauer schneller, als wenn sie nur einmal in der Woche kommen“, sagt Petra Böösch, Leiterin der Schwimmschule. Maria, 7, aus St.Georg hat das Bronzeabzeichen gerade erlangt. Ihre Mutter freut es nicht nur, dass Maria nun sicher schwimmen kann. Für sie ist solch ein Ferienkurs viel mehr: „Das gibt dem Tag eine Struktur. Das ist für Kinder in den Ferien ganz wichtig, sonst kommt schnell Langeweile auf. Wenn Maria ein Ziel für den Tag hat, kann sie sich gedanklich darauf vorbereiten. Und dieser Kurs ist ein Raum nur für das Kind“, sagt Frauke Schmidt-Ait Hammadi. Weil sie Lehrerin ist und auch Ferien hat, kann sie ihre Tochter jeden Tag zum Kurs begleiten.
Für andere Eltern sind die Ferienangebote eine Gelegenheit, ihre Kinder betreuen zu lassen, während sie selbst arbeiten müssen. „Stark nachgefragt sind deshalb Ganztagesveranstaltungen, bei denen die Kinder und Jugendlichen auch versorgt werden, wie zum Beispiel in Sport-Camps oder im Kindermuseum“, sagt Maren Winzer vom Jugendinformationszentrum und verantwortlich für den Ferienpass. So werden Philine und ihre Freundin Laura, beide 8, aus Eimsbüttel eine Woche lang jeden Tag nach Billstedt gefahren. Weil das ein ziemlich weiter Weg ist, wechseln sich die Mütter mit dem Hinbringen und Abholen ab. Im Centrum für Therapeutisches Reiten von Heidi Eichhorn sind sie jeden Tag von 11 bis 16.30Uhr nicht nur gut betreut, sondern sie lernen die Gangarten, sie üben, das Pferd zu satteln und aufzutrensen und erfahren alles Wichtige über den Umgang mit Rolfi, Öri und den anderen Ponys. Ihr Ziel ist das Steckenpferdabzeichen. So ein Reiterhof ist selbstverständlich besser als Schule, obwohl die Kinder Unterricht haben – auch theoretischen. „In der Schule sitzt man den ganzen Tag, hier können wir reiten und Spaß haben“, sagt Laura. Am Donnerstag haben Philine, Laura und die anderen ihre Steckenpferd-Prüfung geschafft. „Das ist ein Motivationsabzeichen“, sagt Reitlehrerin Shari. Es soll die Kinder ermutigen, mit dem Reiten weiterzumachen.
Weil das Wetter zu Beginn der Ferien kalt war, waren zunächst Angebote wie Schach- und Kunstkurse beliebt. „Immer nachgefragt sind auch Lesungen, NDR-Führungen“, sagt Maren Winzer. Seitdem es so heiß ist, liegen Schwimmen, Segel- und Ruderbootkurse weit vorn.
Den Kindern, die bei dem schönen Sommerwetter drinnen in der Malschule Volksdorf von Karsten Grote sitzen, liegt eher das Kreative. Die Angebote in den künstlerisch-kreativen Bereichen werden laut Maren Winzer sehr gut angenommen. In der „Fälscherwerkstatt“ von Karsten Grote lernen die (überwiegend) Mädels in dem einwöchigen Vormittagskurs alles Wichtige, wie die Grundfarben, den Farbkreis und einige Techniken. Gerade haben sie sich das „Blaue Pferd“ von Franz Marc (1880 bis 1916) vorgenommen und malen das Motiv fast originalgetreu nach. In dem Atelier ist es unglaublich still. Man mag die Kinder gar nicht stören, so konzentriert sind sie bei der Sache und malen ihre eigenen blauen, roten, gelben oder grünen Pferde. „Wichtig ist, dass sie dann die Komplementärfarbe nutzen“, so Grote. Oh, das klingt streng nach Schule. Ist es aber nicht: „In der Schule haben wir kaum Zeit für Kunst und müssen uns immer nur beeilen“, sagt Sarah aus Farmsen-Berne. Zu Hause habe sie auch kaum Zeit zum Malen. Während der Schulzeit wiederum ist die Achtjährige zu sehr eingespannt mit Nachmittagskursen wie Turnen, Chor, Zirkusschule und Klavierspielen.
Der Ferienpass mit dem Programm auch für die Herbstferien liegt unter anderem in den Bezirksämtern aus. Infos unter Tel. 428234830.