Der Nachwuchs im Hause Windsor stärkt das britische Königshaus

Ob Willi Schmidt oder William Windsor – nach der Geburt seines Kindes hat jeder Vater dieses Gefühl: „Wir könnten nicht glücklicher sein“, ließ der Sohn von Prinz Charles verlauten, nachdem er seiner Frau Kate beigestanden hatte. Das erste gemeinsame Kind, ein gesunder Sohn, ein Moment von ungeheurer Freude, großem Stolz und tiefer Innigkeit. Den werden junge Eltern nie vergessen.

Hochzeit, Geburt und Tod sind die einschneidenden Ereignisse im Leben eines Einzelnen, egal ob Royal oder bürgerlich. Man bekennt sich zu einem Partner, übernimmt Verantwortung und ist plötzlich erwachsen. Auf diesem Gefühls-Karussell fahren Millionen von Menschen jeden Tag auf der ganzen Welt. Und deshalb interessieren uns königliche Trauungen, Schwangerschaften und Beerdigungen so sehr. Wir können wirklich nachempfinden, wie das Jawort gestammelt wird, ob das Ungeborene auf Mozart reagiert oder wenn „Time To Say Goodbye“ als letzter Gruß ertönt.

Aber wir erleben dies privat im Familienkreis und nicht vor laufenden Kameras oder im Twitter-Gezwitscher. Das ist der große Unterschied zwischen Kate und William und den Hamburger Paaren, die auch am Montag Eltern geworden sind. Der Prinz und die Herzogin müssen sich zwar keine Gedanken machen über eine größere Wohnung, Kinderbetreuung und Elterngeld. Aber der Preis dafür ist vergleichsweise hoch: Der kleine Prinz wird immer im Rampenlicht stehen, so wie seine Mutter auch schon eine beispiellos öffentliche Schwangerschaft durchgestanden hat.

Königshäuser haben eine lange Geschichte, sind irgendwie märchenhaft und üben deshalb so eine Anziehungskraft aus, weil sie in unserer Wahrnehmung das ganze Leben über da sind. Anders als bei Politikern, die auf Zeit gewählt werden, gibt es bei den Königlichen eine ganz andere Möglichkeit der Identifikation.

Die Windsors sind das englische Herrscherhaus, das wichtigste und berühmteste der Welt. Und deshalb wollen wir eben auch alles wissen über Königin Elizabeth II. und ihre Familie. Wir haben den Kopf geschüttelt über die Eheprobleme, den Tod von Diana betrauert und ihre Söhne William und Harry bemitleidet. Wir bewundern das eiserne Pflichtgefühl der Queen und ihre robuste Gesundheit. Und wir stimmen Harry zu, der seinem Bruder William beim Anblick der Braut Kate vor der Trauung zuflüsterte: „Sie sieht umwerfend aus“. Liebe und Leid, Glück und Unglück dieser Familie gehen uns alle an, weil sie eben Menschen sind. Und natürlich sind wir Deutschen ein bisschen neidisch, weil Angela Merkel und Joachim Gauck eben nicht glamourös sind und auch nicht sein sollen.

Mit dem Royal Baby ist die Thronfolge in Großbritannien auf lange Zeit gesichert. „Ein wichtiger Augenblick für unsere Nation“, wie Premierminister David Cameron befand und dabei froh ist, dass die Geburt die Briten einen Moment ablenkt von Arbeitslosigkeit und Rezession. Tradition und Moderne werden sich an dem kleinen Jungen festmachen. Er wird eine Kindheit voll Liebe und Zuneigung erleben, öffentliche Schulen besuchen, normale Freunde haben dürfen. Aber der Prinz wird auch an Uromas Geburtstag vom Balkon des Buckingham Palastes winken, Vorbild sein und Hände schütteln müssen.

„Auf die Magie der Monarchie darf kein Tageslicht fallen, deren Lebenselixier muss ihr Mysterium bleiben.“ Was der britische Verfassungsrechtler Walter Bagehot im 19. Jahrhundert geschrieben hat, ist aus und vorbei. William und Kate werden sich weiter in der großen Kunst üben, die Balance zu halten zwischen dem Mythos Krone und der Eigendarstellung als moderne und geerdete Zeitgenossen. Bisher hat das Ehepaar dabei einen sehr guten Job gemacht und den Briten gezeigt, dass die Monarchie mit ihm Zukunft hat.