Der Zentrale Omnibusbahnhof der Hansestadt (ZOB) verzeichnet so viele Abfahrten wie nie zuvor. Seit der Liberalisierung des Fernbuslinienverkehrs drängen immer mehr Anbieter auf den Markt.

Hamburg. Sie sind günstig, umweltfreundlich und kaum langsamer als andere Verkehrsmittel: Der Boom im Fernbusmarkt hält weiter an. In der Branche herrscht Goldgräberstimmung. Immer mehr Anbieter drängen mit neuen Fahrtrouten auf den Markt.

Knapp sieben Monate nach der Liberalisierung des Fernbuslinienverkehrs meldet auch der Hamburger Omnibusbahnhof (ZOB) neue Rekordzahlen. Waren es im ersten Quartal des Jahres 2013 noch 549 Abfahrten, so hat sich die Zahl im zweiten Quartal fast vervierfacht, auf 2003 Abfahrten. Das sind rund 22 Abfahrten täglich. Tendenz steigend.

„Der Markt wird sich weiterhin positiv entwickeln“, sagt ZOB-Geschäftsführer Wolfgang Marahrens zufrieden. Die Einnahmen des Hamburger ZOB steigen somit um rund 30.000 bis 40.000 Euro im Jahr. Während der Linienbusverkehr ins Ausland zurückgeht, nimmt die Zahl nationaler Linien immer mehr zu. Branchenexperten gehen von einem möglichen Volumen von bis zu 800 Millionen Euro im deutschen Fernbusmarkt aus.

Zuletzt ging das britische Unternehmen National Express mit der Marke City2City vor wenigen Tagen mit zwei neuen Nordrouten zwischen Hamburg und Köln an den Start. Reisende können zwischen der Verbindung Hamburg – Bremen – Münster – Duisburg – Düsseldorf – Köln und der Route Hamburg – Hannover – Dortmund – Köln wählen.

Ab November bieten auch der ADAC und die Deutsche Post ein gemeinsames Fernlinienangebot an. Bis zum Frühjahr 2014 wird der ADAC Postbus etwa 30 der größten Städte Deutschlands mit rund 60 Bussen verbinden.

Auch die Deutsche Bahn will ein Stück vom großen Kuchen. Neben dem eigenen Unternehmen Autokraft, das mehrmals täglich die Strecke Hamburg-Berlin bedient, bietet die Bahn mittlerweile auch einen Busverkehr zwischen München und Freiburg an. „Weitere interessante Fernbuslinien sind bereits in Planung“, heißt es auf der Internetseite der Bahn.

Auch in der Bundespolitik gewinnt das Thema zunehmend an Bedeutung. Vor wenigen Tagen reichte die SPD-Fraktion im Deutschen Bundestag einen Kleine Anfrage an die Bundesregierung ein, die sich mit Fragen der Wettbewerbsregeln, Arbeitsbedingungen und der Barrierefreiheit im Fernbuslinienverkehr beschäftigt. Die Antworten der Bundesregierung stehen noch aus.

Die Kapazitäten des Hamburger Omnibusbahnhofs seien angesichts des Booms jedoch ausreichend, betont Wolfgang Marahrens. „Wir haben Glück, dass der Hamburger ZOB schon vor zehn Jahren neu gebaut wurde, sonst hätten wir jetzt ein echtes Problem.“ Der neue Omnibusbahnhof an der Adenauerallee wurde 2003 für rund 16 Millionen Euro gebaut. Hauptgesellschafter ist die Hamburger Hochbahn AG.