Das Traditionshotel Reichshof an der Kirchenallee wird wohl im Mai 2014 zunächst einmal schließen. Der Pachtvertrag läuft aus und der Hotelkonzern will nicht verlängern.

Hamburg. Der Reichshof an der Kirchenallee war einmal eines der größten Luxushotels Europas. Noch vor Kurzem diente es dem FC St. Pauli als Mannschaftshotel vor Heimspielen. Doch von dem Glanz des 1910 erbauten Hauses ist nicht mehr viel übrig. Der Gebäudekomplex, der seit 1989 von der Maritim Hotelkette betrieben wird, ist in die Jahre gekommen. Der Lack ist ab und im Mai 2014 gehen in dem Traditionshaus voraussichtlich die Lichter aus.

Dann endet der Pachtvertrag zwischen der Maritim Hotelkette und dem Investor Blackstone. Auf Abendblatt-Anfrage bestätigte Gerd Prochaska, Geschäftsführer der Maritim-Kette: „Wir werden nach heutigem Stand keinen neuen Pachtvertrag abschließen. Wir konnten uns mit Blackstone nicht einigen.“ Dass das Haus in den vergangenen Jahren nicht saniert wurde, habe auch für Maritim einen Imageschaden bedeutet, sagte Prochaska weiter.

Der Statthalter von Blackstone in Deutschland ist – wenn es um die Reichshof-Immobilie geht – die Event Hotelgruppe in Köln. Doch dort blieb eine Abendblatt-Anfrage unbeantwortet. Von der PR-Agentur des Unternehmens hieß es nur: „Es werden keine Angaben über die Zukunft der Immobilie gemacht.“ Das lässt Raum für Spekulationen. Denn die Lage der Immobilie schräg gegenüber vom Hauptbahnhof ist einmalig. Ein Abriss des mehr als 100 Jahre alten Hotelkomplexes samt Tiefgarage würde sich anbieten. Da hätte allerdings auch noch der Denkmalschutz ein Wort mitzureden.

Insider sagen, auch wenn Maritim das Haus nicht mehr betreibe, würde es hier weiterhin ein Hotel geben. Wenn es keinen Abriss gibt, ist eine Sanierung dringend erforderlich: „Die Leitungen und die Heizungsanlage müssen erneuert werden. Auch die Fassaden müssen saniert werden“, sagte Hoteldirektor Ralf Adamczyk, der das Hotel schon im sechsten Jahr leitet. „Die letzte größere Renovierung wurde Ende der 80er-Jahre gemacht. Dementsprechend präsentiert sich das Haus heute.“ Wer in die einschlägigen Internet-Reiseportale schaut, findet Einträge wie „schlimmer geht’s nimmer“ – so urteilen Gäste über das Traditionshaus. Insgesamt gibt es 303 Zimmer in dem Gebäude. 70 davon sind in einem Zustand, der nicht dem üblichen Maritim-Standard entspricht. Beim Abendblatt-Gespräch zeigte Direktor Adamczyk eines der Einzelzimmer: Der braune Teppichboden wellt sich, ein Ventilator steht in dem etwa zehn Quadratmeter großen Raum. Die Luft ist abgestanden, der Blick fällt in den Innenhof und auf die in die Jahre gekommene Fassade.

Der Preis für das Zimmer beginnt bei 81 Euro exklusive Frühstück. „Natürlich haben wir häufiger Beschwerden von Gästen wegen des Zustands der Zimmer. Das ist nicht schön“, sagte Adamczyk. Ein Hauch der alten Pracht lässt sich jedoch noch an den imposanten Kronleuchtern und Marmorsäulen in der Halle erkennen. Das Herzstück ist das Restaurant Classic mit seiner edlen Holzvertäfelung. Es ist wie ein Restaurant auf einem Luxusliner eingerichtet. Wenn Maritim den Pachtvertrag nicht verlängert, müssen sich auch die mehr als 100 Mitarbeiter einen neuen Job suchen.

Der Reichshof hat eine lange Geschichte. Der Gründer war Anton-Emil Langer. Nach seinem Tod leiteten seine Ehefrau Martha und Sohn Herbert-Emil das Haus. Später dann seine Ehefrau Ingeborg, die sich heute noch mit den ehemaligen Mitarbeitern des Hauses regelmäßig trifft. Legendär ist, dass der Reichshof nach seiner Eröffnung als erstes Hotel Einheitspreise für die Übernachtung einführte. Das waren damals 3,50 Mark für ein Einzelzimmer.

Unterdessen ist die Maritim Hotelkette, die 49 Häuser im In- und Ausland betreibt, auf der Suche nach einem neuen Standort in der Hansestadt: „Hamburg ist ein Muss für uns“, sagte Geschäftsführer Prochaska. Und er hat große Pläne: „Wir wollen hier ein Kongresshotel mit 300 bis 500 Zimmern bauen, das auch ein großes Angebot an Tagungsräumen bietet“, sagte Prochaska. Der Hotelkonzern hat bereits mehrere Standorte geprüft, aber eine Entscheidung ist noch nicht gefallen.