In Spanien und Portugal rekrutieren Arbeitsagentur, Handwerkskammer und Sozialbehörde Lehrlinge. Denn in der Hansestadt sind noch Stellen unbesetzt.

Hamburg. Mitte Juli waren in Hamburg noch 835 Ausbildungsplätze für 2013 unbesetzt. „Ich glaube einfach nicht, dass bereits alle Schulabgänger schon etwas gefunden haben oder wenigstens wissen, was sie beruflich machen wollen“, sagte Fin Mohaupt, Leiter Ausbildungsberatung bei der Handelskammer Hamburg. Bleibe die Situation unverändert, werde am Jahresende bei etwa 9500 abgeschlossenen Verträgen jeder zehnte Ausbildungsplatz im Bereich Handel, Industrie und Dienstleistung nicht besetzt sein.

Deshalb rekrutieren Arbeitsagentur, Handwerkskammer und Sozialbehörde im europäischen Ausland Auszubildende für Hamburger Betriebe. Eine davon ist Vera Lopes, 23, aus Portugal. Sie macht eine Lehre in einem Frisörsalon. „Viele Betriebe suchen händeringend Azubis“, sagt Knut Böhrnsen von der Agentur für Arbeit. „Viele Jugendliche bringen die gewünschten Qualifikationen nicht mit.“

Deshalb sollen bis zu 50 Ausbildungsverträge mit jungen Südeuropäern abgeschlossen werden. Die meisten Azubis gilt es für die Gastronomie zu gewinnen, sagt Sönke Fock, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit. „Das bietet sich besonders an, einmal wegen der Internationalität der Branche und wegen der Engpässe, die wir hier in Hamburg haben.“ Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) persönlich begrüßt am 7. August 20 Gastronomie-Azubis aus Spanien und Portugal an der Elbe.

Auch angehende Elektroniker, Gärtner, Bäcker oder eben Friseure sollen dazu bewegt werden, ihr Heimatland zu verlassen, um ihr Handwerk in einem Hamburger Betrieb zu lernen. Bevor ein Vertrag abgeschlossen wird, müssen Bewerber und Unternehmen sich kennenlernen können. Deshalb absolvieren zurzeit 33 Jugendliche wie Vera Lopes ein Praktikum in ihrem potenziellen Ausbildungsbetrieb.

Grundlage für die Anwerbung der jungen Leute nach Hamburg ist das Mobilitätsprogramm „The Job of my Life“ der europäischen Kommission. Interessenten aus EU-Ländern, die zwischen 18 und 35 Jahre alt sind und einen Schulabschluss, aber keine betriebliche Ausbildung haben, können sich fördern lassen: Reisekosten, Sprachkurse und ergänzende Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhaltes werden übernommen.

Bundesweit sind dafür 139Millionen Euro bis Ende 2016 eingeplant. Die Kosten trägt das Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Unsicherheiten gebe es noch, so Sönke Fock, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit. So sei bislang nicht klar, ob das Sprachniveau der Jugendlichen für eine erfolgreiche Ausbildung ausreiche und sie auch sozial in Hamburg Fuß fassen können. Bedenken gibt es auch andere: Ob die fertig Ausgebildeten in Hamburg bleiben oder in ihre Heimatländer zurückkehren, sei natürlich offen, so Fock.