Mit dem Ausbau der ganztägigen Bildung und Betreuung steigt der Bedarf an pädagogischem Personal an den Schulen. Die Träger sind zuversichtlich, am 1. August startklar zu sein.

Die Suche nach geeigneten Erziehern und anderem pädagogischen Personal bleibt vor dem Start der ganztägigen Bildung und Betreuung (GBS) an weiteren 60 Hamburger Grundschulen schwierig. Trotz des Fachkräftemangels werden die Ganztagsschulen nach den Sommerferien am 1. August aber personell voraussichtlich ausreichend aufgestellt. Häufig allerdings müssen auch Mitarbeiter eingestellt werden, die im Bewerbungsgespräch nicht unbedingt überzeugt haben: „Wir haben gar keine Auswahlmöglichkeit und müssen fast jeden nehmen“, heißt es von einem Träger, der mit verschiedenen Schulen kooperiert. Insgesamt werden 190 Grundschulen in der Hansestadt nach den Sommerferien die Ganztagsbetreuung anbieten.

„Trotz der extrem angespannten Lage am Arbeitsmarkt gelingt es den Trägern, den Fachkräftebedarf weitgehend zu decken. Bis auf wenige Standorte, die noch letzte Personallücken schließen müssen, ist der zunächst befürchtete Worst Case ausgeblieben. An allen 17 Standorten von unseren Mitgliedern wird es wohl ausreichend Personal geben“, sagt Elimar Sturmhoebel vom Träger SOAL (Alternativer Wohlfahrtsverband Sozial & Alternativ). Ähnlich sieht es bei den anderen großen Kooperationspartnern der Schulen aus. „Wir sind gut aufgestellt“, sagt Beate Ulisch von der Kinder- und Jugendförderung des Eimsbütteler Turnverbandes (ETV), die nach den Ferien an vier Grundschulen die Ganztagsbetreuung übernimmt. Noch fehlen sieben Erzieher. Ulisch ist zuversichtlich, nach den zwölf Bewerbungsgesprächen, die in den kommenden 14 Tagen noch anstehen, geeignete Mitarbeiter zu finden. Die Erzieher sollen für die Nachmittagsbetreuung ab 13 Uhr eingesetzt werden. Für die Hausaufgabenbetreuung sucht Ulisch noch nach Studenten, Schülern oder pensionierten Lehrern. „Unser Bestreben ist es, die Hausaufgabenbetreuung doppelt zu besetzen.“

Der Mangel an qualifiziertem pädagogischen Personal macht es den Trägern aber schwer. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) konnte 90 Prozent der notwendigen Stellen an insgesamt 14 Standorten besetzen, musste aber bei drei Erziehern auf eine Zeitarbeitsfirma zurückgreifen. „Es bleibt eine Herausforderung, unseren Personalbedarf zu decken“, sagt Juliane Edel, bei der Turn- und Sportgemeinschaft Bergedorf (TSG) zuständig für die Kooperation mit acht Schulen. Sie rechnet mit einem Personalbedarf von mindestens 34 pädagogischen Mitarbeitern. Die Suche ist langwierig, weil die Arbeit in der Nachmittags- und Anschlussbetreuung nicht immer attraktiv ist. „Die Ganztagsschulen und ihre Träger halten in der Regel nur Teilzeitstellen für Erzieher bereit, die gegenüber Vollzeitstellen in anderen Einrichtungen dann den Kürzeren ziehen“, so Edel. Damit verringere sich der Bewerberpool.

Franziska Güllich, Erzieherin aus Blankenese, hat sich bewusst für die Arbeit in der ganztägigen Bildung und Betreuung entschieden und startet nach den Sommerferien für den ETV an der Grundschule Kielortallee in Eimsbüttel. Die 34-Jährige, die ursprünglich Grafik-Designerin ist, hatte zuvor in einem Hort gearbeitet. Sie sei gern mit Schulkindern zusammen. „Das Tolle ist die Kommunikation mit den Kindern, wir begegnen uns auf Augenhöhe und ich begleite sie in ihrem schulischen Prozess“, sagt sie. Auch Franziska Güllich arbeitet Teilzeit wie die meisten Pädagogen an GBS-Schulen und kommt auf eine 25- bis 30-Stunden-Woche. „Die Lautstärke, die Beanspruchung durch die Kinder ist anspruchsvoll. Um ihnen gerecht werden zu können, ist ein Sechs-Stunden-Tag ausreichend.“

Auch wenn die Bezahlung als Erzieherin nicht eben üppig ist – wer drei bis sechs Jahre Berufserfahrung hat, kommt bei 20 Stunden auf 1414,07 Euro brutto, bei einem 30-Stunden-Vertrag auf 2121,10 Euro brutto – Franziska Güllich liebt ihren Job: „Das ist eine Herzensangelegenheit, und es tut mir gut, etwas Sinnvolles zu tun.“ Dafür hatte sie ihren Job in der Medienbranche aufgegeben.

Die TSG Bergedorf beschäftigt zunehmend Quereinsteiger, für die es eine behördliche Ausnahmeregelung gibt oder Quereinsteiger aus anderen Berufen mit ausreichender pädagogischer Praxis. „Nur mit der Summe dieses Professionen-Mix wird der Bedarf abgedeckt“, so Edel.

Um den steigenden Bedarf an Erziehern zu decken, hatte die Stadt die Ausbildungskapazitäten an den Fachschulen erhöht: Im kommenden Jahr werden es etwa 700 Absolventen sein und in den anschließenden Jahren jeweils 775. Außerdem gibt es die Möglichkeit, die fünfjährige Ausbildung zu verkürzen. So finanzieren die Stadt und die Agentur für Arbeit Hamburg 40 Erzieher-Umschulungsplätze. Hamburg liege in der Erzieherausbildung bundesweit vorn, sagt Martin Peters vom Paritätischen Wohlfahrtsverband.