Nach dem Vorstoß von Tourismuschef Dietrich Albedyll, die Sonntagsöffnungszeiten auszudehnen, kommt Kritik an diesen Plänen von Gewerkschaften, Kirche und Einzelhandelsverband.

Hamburg Gewerkschaften, Kirche und der Einzelhandelsverband lehnen eine Ausweitung der Sonntagsöffnungszeiten ab. Die derzeitige Regelung von vier verkaufsoffenen Sonntagen im Jahr sei ausreichend.

„Der Sonntag ist als Tag der Entschleunigung, der Besinnung und als Freiraum für gemeinsam genutzte Zeit von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung. Ohne ihn hätten wir nur Werktage, deswegen ist es richtig, dass der Sonntagsschutz im Grundgesetz verankert ist“, sagt Frank Zabel, Sprecher der Nordkirche.

Die Kirche begrüße es, dass Hamburg umsichtig darauf bedacht sei – gerade vor dem Hintergrund der wachsenden Tourismus- und Eventwirtschaft – auch einmal Ruhe in die Innenstadt einkehren zu lassen. Zabel: „Der Sonntag ist bei allen notwendigen Ausnahmen ein Wert an sich, der bei Überlegungen zu zusätzlichen Ladenöffnungszeiten in touristischen Gebieten immer bedacht werden muss.“

„Mit der Ausweitung der Öffnungszeiten ist zu befürchten, dass die prekäre Beschäftigung im Handel weiter zunimmt. Bereits jetzt führen die Beschäftigungsformen im Handel dazu, dass immer mehr Beschäftigte am Ende des Monats aufstockende Sozialleistungen beantragen müssen. Mittlerweile ist jeder sechste Hartz-IV-Aufstocker in unserer Stadt im Einzelhandel beschäftigt“, sagt Arno Peukes von der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di. Sein Kollege Uwe Grund, Landesvorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), sagt: „Wir haben unseren Frieden damit gemacht, dass es viermal im Jahr einen verkaufsoffenen Sonntag in Hamburg gibt. Darüber hinaus sind wir dagegen.“

Die Gewerkschaften seien der Auffassung, dass nicht das komplette Leben kommerzialisiert werden dürfe. Und: „Bis zu 90 Prozent der Angestellten im Einzelhandel sind Frauen. Diese gilt es besonders zu schützen. Viele von ihnen müssen schon in der Woche bis in den Abend oder die Nacht hinein arbeiten.“ Sonntagsöffnungszeiten hätten negative Auswirkungen auf das Familienleben der Angestellten, die Betreuung von Kindern sei schwieriger.

Uwe Grund bezweifelt, dass sich die Sonntagsöffnungszeiten wirtschaftlich bemerkbar machten: „Das Geld zum Konsumieren vermehrt sich durch Sonntagsöffnungen ja nicht auf wundersame Weise, es wird höchstens anders verteilt, und da gibt es dann Gewinner und Verlierer.“

Das sieht Monika Dürrer, Sprecherin des Einzelhandelsverbandes Nord, genauso: „Der Tourismus sieht eine Sonntagsöffnung immer gern. Für den Einzelhandel aber ist der wirtschaftliche Profit gering und wird immer wieder überschätzt.“ Von einer Ausweitung der Öffnungszeiten für einzelne Stadtteile hält sie gar nichts: „Das würde zu einer Ungleichbehandlung gegenüber denen führen, die ihre Geschäfte nicht öffnen dürfen.“