Die Geschäftsleute in der HafenCity haben zu kämpfen. Politik, Handelskammer und HafenCity GmbH fordern jetzt eine Sonntagsöffnung für die Läden.
Hamburg. Für Philipp Kaczmarek und Alessandro De Pasquale käme eine Sonntagsöffnung in der HafenCity, wie sie jetzt Politik, Handelskammer und HafenCity GmbH fordern, zu spät. Die beiden Unternehmer haben Insolvenz angemeldet und werden ihren Designermodeladen Stoffsüchtig am Überseeboulevard wohl schließen müssen – nach nur zweieinhalb Jahren.
„Wir haben dieses Geschäft mit viel Herzblut betrieben und wirklich an die HafenCity als idealen Standort für ein innovatives Konzept geglaubt. Doch das hat sich nicht bewahrheitet, und jetzt geht es finanziell einfach nicht mehr“, sagte Philipp Kaczmarek dem Abendblatt. Als letzte Konsequenz sei wegen der zu geringen Umsätze nun nur noch die Insolvenz geblieben.
Sein Partner und er haben bis zum Schluss gekämpft, denn mit dem Geschäft am Überseeboulevard hatten sie sich einen Traum erfüllt. Auch der Vermieter ist ihnen entgegengekommen, aber: „Es ist aufgrund der baulichen Gesamtsituation in der HafenCity einfach nicht möglich, ein Geschäft erfolgreich zu betreiben. Der Überseeboulevard ist immer noch nicht fertiggestellt, und wir schauen hier seit unserem Einzug auf einen Bauzaun rund um das Alte Hafenamt, aber nichts passiert“, sagte Alessandro de Pasquale. Für die beiden Geschäftsleute hat sich der Traum HafenCity ausgeträumt. Sie besprechen nun mit dem Insolvenzverwalter die weiteren Schritte.
Hier geht es zum Insolvenztagebuch der Stoffsüchtig-Gründer
Noch nicht aufgegeben hat Kevin Schütt, der seit Anfang 2011 das Optikergeschäft SehKunst am Großen Grasbrook betreibt: „Ich lege hier Jahr für Jahr 50.000 Euro drauf. Mein Glauben an diesen Standort geht langsam verloren“, sagte Schütt. Wichtig seien jetzt Maßnahmen, um die Situation des Einzelhandels zu verbessern, und sinnvoll sei da auch die Sonntagsöffnung.
Dass Geschäfte in der HafenCity nicht lange überleben, ist keine Seltenheit. Die Liste der Schließungen ist lang, die der Branchen auch: Die Palette reicht von einem Blumenladen über ein Damenmodengeschäft bis hin zur Internationalen Apotheke am Sandtorpark. Auch Gastronomiebetriebe sind häufiger von Schließungen betroffen, zuletzt das Restaurant Weinspeicher B am Kaiserkai. Allein im Überseequartier stehen rund 2200 Quadratmeter Ladenfläche leer. Ein Sprecher der Überseequartier Beteiligungs GmbH, zeigt sich allerdings zufrieden: „Im Vergleich zu anderen Einkaufszentren ist das eine sehr geringe Fluktuation.“
Unterdessen fordern Politik, die HafenCity GmbH und die Handelskammer Hamburg eine Sonntagsöffnung in der HafenCity. Der Vize-Fraktionschef der CDU-Bürgerschaftsfraktion, Roland Heintze, sagte: „Wenn es der Aufwertung des Quartiers und damit auch den Einzelhändlern dient, dann sollte man die Sonntagöffnung ermöglichen. Eine Testphase könnte zeigen, ob es sich wirklich für die Geschäfte auszahlt.“ Für Michael Osterburg, Grünen-Fraktionschef in der Bezirksversammlung Mitte, steht fest: „Die Einzelhändler sind aufgrund der baulichen Verzögerungen in diesem Quartier in einer schwierigen Situation. Da könnte eine Sonntagsöffnung, die allerdings nur temporär erlaubt sein dürfte, wichtige zusätzliche Umsätze generieren.“
Das sieht der SPD-Bezirksabgeordnete Arik Willner, der für den Stadtteil zuständig ist, ähnlich: „Eine temporäre Sonntagsöffnung in der HafenCity würden wir unterstützen.“ Allerdings müsste diese Ausnahmeregelung umfassend geprüft werden. Doch Willner warnt auch davor: „Sonntagsöffnungen dürfen nicht zur Regel werden, um einzelne Stadtteile zu beleben.“ Für die HafenCity wünscht sich der SPD-Politiker außerdem: „Es muss hier auch dafür gesorgt werden, dass die Regelungen für Außenwerbung nicht zu restriktiv sind. Denn dadurch wird es den Gewerbetreibenden noch schwerer gemacht.“
Die SPD im Bezirk Mitte hat offensichtlich eine liberalere Meinung als ihr eigener Bezirksamtsleiter Andy Grote. Der lehnt eine Sonntagöffnung ab: „Wir können städtebauliche Defizite nicht mit einer Sonntagsöffnung kompensieren.“ Anders sieht das die städtische HafenCity GmbH. „Eine Sonntagsöffnung würde die Urbanität der HafenCity und die wirtschaftliche Basis der ansässigen Einzelhändler und Gastronomen deutlich steigern“, sagte Sprecherin Susanne Bühler. Aus der Handelskammer hieß es : „Wir haben Verständnis für das Anliegen der Einzelhändler in der HafenCity, am Sonntag zu öffnen. Die Details müssten allerdings geklärt werden, auf jeden Fall könnte es sich nur um eine Sonntagsöffnung für einen begrenzten Zeitraum handeln“ , sagt Bernd Reichhardt, Bezirksgeschäftsführer Mitte.