In einem Jahr startet der Ausbau der A7 - samt dem Lärmschutzdeckeln in Hamburg. Bis etwa 2021 dauern die Arbeiten. Schon jetzt gibt es Pläne gegen den Stau.
Hamburg. Der schleppende Ferienverkehr auf der Elbtunnel-Autobahn A7 in Hamburg am Wochenende dürfte einen kleinen Vorgeschmack auf das bieten, was dort in den kommenden Jahren wohl auch zu anderen Jahreszeiten los sein wird: Voraussichtlich im Herbst nächsten Jahres startet zwischen Elbtunnel und Bordesholm der Ausbau der A7 um jeweils zwei weitere Spuren. In Hamburg zusätzlich noch mit dem Bau von drei großen Lärmschutzdeckeln verbunden, auf denen einmal Grünanlagen und Kleingärten angelegt werden sollen.
Gestartet wird auf Hamburger Gebiet zunächst in Schnelsen, dann geht es in Stellingen weiter und zuletzt wird die Autobahn samt Deckel in Altona angegangen. Voraussichtlich erst 2021 sollen die letzten Bauarbeiten in Hamburg abgeschlossen sein. Doch wie bereiten sich die Behörden darauf vor, wie sollen sieben Jahre Stau möglichst verhindert werden? „Wir wollen ein Klima schaffen, das die Mobilität im Hamburger Westen in den nächsten Jahren verträglich für den Nah- und Fernverkehr und die angrenzenden Stadträume gestaltet“, verspricht die Sprecherin der Behörde für Wirtschaft, Innovation und Verkehr, Susanne Meinecke. In erster Linie setzt die Hamburger Behörde dazu auf Information. So werde jetzt ein „Verkehrsleit- und Informationskonzept“ entwickelt. Aktuelle Informationen über die Verkehrslage sollen über möglichst viele Kanäle verbreitet werden. „Dynamische Infotafeln“ an der Straße selbst, aber auch Webcams, Info-Mobile und spezielle Apps für Mobiltelefone sollen dabei zum Einsatz kommen. Das Konzept sehe dabei vor, dass sämtliche Verkehrsinformationen der Region dabei gebündelt und konzentriert aufbereitet werden – um Alternativrouten anbieten zu können. Etwa bei kurzfristigen Sperrungen, wenn Brücken ersetzt werden.
Geprüft werde derzeit auch, ob während der Bauzeit Staupiloten, „gelbe Engel“, eingesetzt werden, um Autofahrer gezielt zu informieren. Geplant seien zudem tägliche Pendlerinfos über Angebote des öffentlichen Nahverkehrs: Von Dezember 2014 etwa sollen die Züge zwischen Kiel und Hamburg nicht mehr stündlich, sondern halbstündlich verkehren.
Die neuen Brücken werden zwar bei fließendem Verkehr neben Behelfsbrücken gebaut, so dass mit „wenigen Einschränkungen“ seitens der Planer gerechnet wird. Doch wie bei der Vorabmaßnahme an der Güterbahnbrücke in Stellingen im März 2012 kann es zu Sperrungen an Wochenenden kommen. Darüber sei ebenfalls früh und großräumig informiert worden – und befürchtete Staus ausgeblieben, so Meinecke: „Das war für uns ein guter Testlauf.“
A1 als warnendes Beispiel
Dennoch: Die Erfahrungen beim Ausbau der A1 zwischen Hamburg und Bremen hatten gezeigt, dass die Verbreiterung einer Autobahn zu Unfällen und langen Staus führen kann, vor allem wegen der schmalen Ersatzspuren. Der erste A-7-Ausbauabschnitt zwischen Schleswig-Holstein und Schnelsen ist damit vergleichbar. Rund 70 Kilometer lang ist die Strecke, und sie soll wie bei der A1 über ein öffentlich-privates Konstrukt finanziert werden.
Unternehmen übernehmen den Ausbau samt Deckelbau in Schnelsen und betreiben die Autobahn auch die nächsten 30 Jahre – wofür sie mit der Lkw-Maut bezahlt werden. Derzeit befindet sich das Verfahren laut der bundeseigenen Planungsgesellschaft Deges in einem Teilnehmerwettbewerb, bei der die einzelnen Angebote gesichtet werden. Der Auftragszuschlag werde 2014 erteilt – dann soll auch Baubeginn für den Tunnel in Schnelsen sein. Die Bauzeit dort werde etwa drei Jahre betragen.
Während dieser Zeit soll die bestehende Anzahl der Fahrspuren aufrechterhalten bleiben, weil mögliche Umleitungsstrecken heute schon überlastet sind. Allerdings plant die Deges anderes als beim A-1-Ausbau mit breiteren Ersatzspuren, um Platz für den eigentlichen Ausbau zu bekommen. Sie sollen laut Ausschreibung Mindestbreiten von 3,25 Metern für die rechte und 2,85 Metern für die linke Spur bekommen – 60 Zentimeter mehr als vorgeschrieben. Die Baustellenbereiche dürfen zudem nur maximal zwölf Kilometer lang sein, dazwischen sind „Erholungsstrecken“ von mindestens fünf Kilometer Länge vorgesehen. Innerhalb der Baustellen soll Tempo 80 gelten, in Hamburg Tempo 60 als Maximalgeschwindigkeit.
Der Ausbau der A7 samt der drei großen Deckel gilt als eines der größten Autobahnprojekte des Landes: Während für den Abschnitt Schnelsen bis zum Dreieck Nordwest der Planfeststellungsbeschluss bereits vorliegt, wird diese offizielle Plangenehmigung für den Bereich Stellingen noch in diesem Jahr erwartet, für den Bereich Altona ist er in Vorbereitung. Grund für die Planung ist die enorme Verkehrsbelastung auf der innerstädtischen Autobahn: 152.000 Fahrzeuge rollen dort täglich durch die Stadt – 26 Prozent mehr als es die Grenzwerte erlauben.