Politik und Anlieger wollen die Metrobuslinie 6 in die HafenCity zurück. Es werden zu lange Wege zur neuen U-Bahnlinie 4 kritisiert. Die Hochbahn sieht jedoch keinen Handlungsbedarf

HafenCity Die neue Linie U4 verbindet seit Dezember die Innenstadt mit der HafenCity. Eine direkte Busverbindung aus der Innenstadt in den neuen Stadtteil an der Elbe gibt es seitdem nicht mehr. Der Metrobus 4 fährt die HafenCity nicht mehr an, die Metrobuslinie 6 endet bereits an der Haltestelle Auf dem Sande in der Speicherstadt – sehr zum Ärger der Anwohner.

„Die Bewohner im westlichen Bereich der HafenCity sind vom öffentlichen Nahverkehr nahezu abgeschnitten. Für ältere und gehbehinderte Menschen ist der lange Weg zur U 4 Haltestelle Überseequertier kaum zu bewältigen“, sagte Fried Germer. Der Sozialpädagoge ist für „Seniorenwohnungen mit Service“ in der Anlage der Martha-Stiftung Am Kaiserkai verantwortlich und spricht für 55 ältere Bewohner. Auch in der Linie 111, die zwischen Bahnhof Altona und HafenCity verkehrt, sieht Germer keine Alternative: „Wer in die Innenstadt möchte, müsste dann sogar noch umsteigen.“

Auch Susanne Wegener vom Netzwerk HafenCity übt Kritik: „Es haben sich viele Anwohner im westlichen Teil über die schlechte Anbindung, insbesondere an die Innenstadt beim HVV beschwert. Doch eine positive Reaktion gab es bislang leider nicht.“ Besonders für ältere und behinderte Menschen sei die fehlende Busanbindung „eine Zumutung“, so Wegener.

Die Hamburger Hochbahn sieht unterdessen keinen Handlungsbedarf: „Mit der U4 hat die HafenCity eine direkte, attraktive Anbindung an die Innenstadt. Die Anbindung ist auf jeden Fall besser als vorher“, sagte Sprecher Christoph Kreienbaum. Für Hochbahn-Sprecher Kreienbaum steht sogar fest: „Damit gehört die HafenCity zu den am besten erschlossenen Quartieren in Hamburg.“ Auch HVV-Sprecher Rainer Vohl verteidigt die Entscheidung: „ Die Linie 6 erschließt wie die Linie 4 weiterhin den nördlichen Rand der HafenCity. Und mit der neuen Buslinie 111 erreichen die Fahrgäste auch binnen drei Minuten die barrierefreie Haltestelle Baumwall.“

Kritik übt Michael Osterburg, Grünen-Fraktionschef in Mitte: „Der öffentliche Nahverkehr muss mit der Entwicklung der HafenCity Schritt halten. Es kann nicht sein, dass die Anwohner in der westlichen HafenCity, darunter viele Senioren, nicht mehr direkt an das ÖPNV-Netz angebunden sind.“

Deshalb fordert der Grünen-Politiker: „Die Hochbahn sollte auf die Bedürfnisse ihrer Fahrgäste reagieren. Die Metrobuslinie 6 kann sehr einfach wieder um eine Station bis zu den Magellan-Terrassen verlängert werden.“

Deshalb hat der Grünen-Politiker Michael Osterburg jetzt auch einen Antrag in die Bezirksversammlung Mitte eingebracht, über den schon in Kürze abgestimmt werden soll, wie er dem Abendblatt sagte.

Die U 4 fährt seit Dezember 2012 in nur vier Minuten vom Jungfernstieg bis zur Haltestelle Überseequartier. Doch wird die Verbindung, die rund 323 Millionen gekostet hat und bis 2018 bis zu den Elbbrücken weitergeführt werden soll, überhaupt angenommen? Das Abendblatt hat sich vor Ort umgeschaut – eine Momentaufnahme: Es ist kühl hier, knapp 20 Meter unter der Erdoberfläche. Und es ist ziemlich einsam. Kein Stäubchen ist zu sehen, keine Zigarettenkippe sowieso, alles blitzt, keine Schmierereien, und der neue DT 5-Superzug spuckt exakt vier Fahrgäste auf den großzügigen Bahnsteig aus. Draußen weht ein scharfer Wind über die Großbaustelle am Magdeburger Hafen. Ein großer Kipper lädt rumpelnd ein paar Tonen Bausand ab. Hans-Reinhard Knosp beobachtet mit einem kleinen Fernglas die Arbeiten an den Großbauten. Seit zehn Jahren nimmt der gebürtige Bremer an der Entwicklung der HafenCity passiv teil, als interessierter Beobachter. Er ist beinahe täglich hier draußen, wo bald ein blühendes neues Stadtquartier entstehen soll, ist schon zu allen möglichen Zeiten mit der U-Bahn gefahren und sagt: „Hier ist praktisch nie was los.“

Repräsentativ ist seine Aussage zwar nicht, aber sie wird von Marud H., der im Namen des Hochbahn-Tochterunternehmens Tereg für die Sauberkeit in der Station sorgt, bestätigt. „Am Wochenende kommen auf jeden Fall mehr Leute mit der U-Bahn hier raus, als in der Woche.“

Dann führen die Züge ja auch eine Station weiter, zur HafenCity Universität. Erst am 10. August soll die futuristisch anmutende Station in den regulären Fahrplan aufgenommen und damit auch während der Woche angefahren werden.

Hochbahnsprecher Christoph Kreienbaum widerspricht den Eindrücken, wonach die neue Linie nicht gut angenommen wird: „In der Hauptverkehrszeit morgens und abends wird die U 4 ab Jungfernstieg unserer Meinung nach schon sehr gut angenommen.“ Einschränkend fügt er hinzu: „Aber es gibt noch keine belastbaren Zahlen.“ Dem Hochbahn-Sprecher ist wichtig: „Die Fahrgastzahlen sind für uns zu diesem Zeitpunkt nicht entscheidend. Wichtig ist, dass wir ein wesentliches Stück der Infrastruktur schaffen wollen, bevor die Oberflächenbebauung beginnt, beziehungsweise fertiggestellt wird“, sagte Kreienbaum