Die Augenoptikerkette Fielmann legt bei der Hauptversammlung in Hamburg am Donnerstag gute Zahlen vor. Die Nachfolge im Konzern scheint durch den Sohn Günther Fielmanns gesichert.

Hamburg Im Börsensaal der Handelskammer mit seinen Rundbögen und hölzernen Bänken ist das Licht gedimmt, einige Strahler beleuchten die weißen Säulen in blau, dazu tönt Vogelgezwitscher aus den Lautsprechern. Als sich unter dem Eindruck dieser Wellness-Atmosphäre die Aktionäre gesetzt haben und Ruhe eingekehrt ist, kommen die Hauptpersonen herein. Günther Fielmann erscheint mit seiner Entourage aus Managern, dazwischen, allein schon wegen seiner rund 1,90 Meter Größe herausragend, sein Sohn Marc. Kurz nimmt er sich Zeit für ein Interview mit dieser Zeitung, er dürfte daran gewöhnt sein, häufiger im Mittelpunkt zu stehen. Immerhin lässt der Vater kaum Zweifel daran, dass er in Marc seinen Nachfolger sieht, gerne betont der 73-Jährige seinen Stolz auf den Filius. Aber davon später mehr.

Günther Fielmann beginnt die Hauptversammlung der Anteilseigner am Donnerstag mit den Worten, es gebe „Erfreuliches zu berichten“ - und lässt die Zahlen sprechen: Nach vorläufigen Berechnungen stieg der Umsatz im zweiten Quartal um knapp 5 Prozent auf 293,4 Millionen Euro. Der Gewinn vor Steuern verbesserte sich um mehr als 7 Prozent auf über 45 Millionen Euro. Umsatz und Gewinn waren auch 2012 gestiegen, zehn Niederlassungen eröffnete der Marktführer und betreibt damit jetzt 671 Geschäfte, mehr als sieben Millionen Brillen verkaufte er in diesem Zeitraum. Mittelfristig sollen in Deutschland weitere 100 Filialen eröffnen.

„Die Zahlen sind nicht schlecht“, bewertet Haspa-Analyst Christian Hamann die Angaben des Konzerns, der 1981 den Nulltarif für Brillen eingeführt und damit die Branche revolutioniert hatte. In den vergangenen Jahren habe Fielmann ein Kostenproblem gehabt, der Aufwand für das Personal und die Werbung sei erheblich gewesen, inzwischen aber lege der Gewinn wieder ordentlich zu, sagte Hamann. Auch der Aktienkurs bietet Grund zur Freude: Der Wert des Fielmann-Papiers legte von 2007 bis heute um gut 60 Prozent zu, während der Deutsche Aktienindex DAX in diesem Zeitraum um sechs Prozent nachgab. Von 2000 bis 2013 war der Wert der Fielmann-Aktie sogar um 441 Prozent gestiegen, der DAX erreichte hier nur ein Plus von 18 Prozent. Als zusätzliches Bonbon für die Aktionäre schlug Fielmann gestern dann auch noch eine Dividende von 2,70 Euro vor.

Während Marktbeobachter und Börsianer ihre Sicht auf das vergangene Jahr des Unternehmens in Zahlen messen, zieht Marc Fielmann seine ganz persönliche Bilanz der vergangenen Monate im Konzern. Es war immerhin das erste Jahr in der Firma für den jungen Fielmann, den sein Vater als einen „sehr kommunikativen, aber auch analytisch denkenden“ Menschen bezeichnet. Im Gespräch gibt sich Marc Fielmann bescheiden: Er sei „dankbar, so vieles von den Mitarbeitern gelernt zu haben“, sagt der 23-Jährige mit der dunklen Brille freundlich. Der Start im Betrieb der Familie führte ihn zunächst in die Filialen, wobei er auch eine Lehre als Augenoptiker absolvierte. „Wenn ich jetzt mit einem Freund in eine Filiale gehe, könnte ich ihm alles erklären, den Verkauf, die Refraktion (Anmerk. d. Red.: Augenprüfung), die Fertigung, das ist ein gutes Gefühl“. Was kommt als nächstes für den jungen Mann, der nach der Schule auf Schloss Salem in Großbritannien studierte und Auslandspraktika absolvierte? „Ich gehe wieder in die Fläche“, sagt Marc Fielmann mit Blick auf die Filialen, jetzt ziehe es ihn in den Süden und in die Schweiz, zugleich aber werde er das Unternehmen bei strategischen Projekten unterstützen.

Marc Fielmann war zuletzt auch verantwortlich für Fielmann Ventures, eine Tochter des Konzerns, die sich als Inkubator für Ideen und Geschäftsmodelle versteht. Fielmann Ventures sondiert seit dem vergangenen Sommer Zukunftschancen in der Branche. Beispiel für ein solches Thema ist eine App für Smartphones, mit der Kunden Kontaktlinsen und Pflegemittel bestellen können. Mit dem gesamten Sortiment in den Onlinehandel traut sich der Konzern trotz der zunehmenden Konkurrenz durch Anbieter wie Mister Spex oder edeloptics indes noch nicht.

Günther Fielmann scheut die Probleme, die bei der Anpassung via Internet nach wie vor bestehen. Auch darüber hinaus sieht sich Fielmann einem hohen Anspruch gegenüber, den ein Onlineshop des Marktführers erfüllen müsste. Beispiele sind die Erwartungen an Lieferzeiten, Verfügbarkeit der Brillen und den Service. Wann die Zukunft in Gestalt des Internets mehr Gewicht bekommen wird bei Fielmann wird sich in den nächsten Jahren zeigen. Mit Marc Fielmann hat das Unternehmen bereits den Weg in diese Richtung eingeschlagen.