Bewegende Trauerfeier in der Hauptkirche St. Jacobi für Deutschlands dienstälteste Pressefotografin, die in der vergangenen Woche im Alter von 96 Jahren gestorben ist

Alstadt. „Wir verneigen uns vor der kleinen großen Frau mit dem schwarzen Hut“, sagte Pröpstin Astrid Kleist. In einer bewegenden Trauerfeier in der Hauptkirche St. Jacobi nahmen rund 250 Angehörige, Freunde, Kollegen und Politiker Abschied von Erika Krauß. Die Hamburger Fotografin, die mehr als sechs Jahrzehnte für die Morgenpost gearbeitet hat, war in der vergangenen Woche im Alter von 96 Jahren gestorben.

„Ihr Revier war das Rathaus, ihre Heimat Hamburg“, sagte Dorothee Stapelfeldt. Die 2. Bürgermeisterin erinnerte daran, dass „diese zierliche Person und selbstbewusste Frau“ sich von Anfang an in einer Männerdomäne durchgesetzt habe. „Sie hatte eine frische Resolutheit, nicht zu verwechseln mit Respektlosigkeit.“ Ihr Platz sei immer in der ersten Reihe gewesen. „Erika Krauß war die einzige, die im Plenarsaal mit Blitzlicht fotografieren durfte“, sagte Stapelfeldt. „Mit Erika Krauß geht ein Stück Hamburg.“

„Mopo“-Redakteur Olaf Wunder beschrieb eine liebenswerte Kollegin, die für jeden immer eine, oder auch zwei Nougatpralinen oder eine Tafel Schokolade griffbereit hatte. Und die ihn, da war sie schon weit über 80 Jahre alt, immer mit ihrem Auto zu den Terminen mitgenommen hat. „Da war mir doch etwas mulmig.“

Pastor Bernd Lohse erinnerte an die sechsfache Mutter, die ihren ältesten Sohn beerdigen musste, und stolze Oma von sechs Enkelkindern. „Ihr Glaube war die große Kraftquelle.“ In der Hutablage im Auto hätte immer eine Bibel gelegen. „Und auf dem Sitz zwei Telefonbücher.“ St. Jacobi war ihre Gemeinde, sie besuchte regelmäßig die Gottesdienste. „Noch vor drei Wochen hat sie hier Abendmahl gefeiert.“ Auch Bernd Lohse beschrieb eine Frau voller Lebenskraft. „Noch vor einem Jahr hat sie mit ihrer Handtasche, wo immer ihre gesamte Fotoausrüstung drin war, einen Räuber in die Flucht getrieben.“ Lohse sagte, dass der Pfleger im Krankenhaus erzählt habe, Erika Krauß sei so freundlich gewesen und ihre Augen bis zum Schluss voller Leben. „Und als sie gestorben ist, hat sie gelächelt.“ Stets habe sie gesagt: „Wenn ich nicht mehr fotografieren kann, falle ich tot um.“ Recht hat sie gehabt.

Tschüs, Erika!