Trotz verschiedener Zählungen ist immer noch unklar, wieviele Menschen in Hamburg leben. Genaue Daten entscheiden darüber, ob Hamburg Geber- oder Nehmerland im Länderfinanzausgleich wird.
Hamburg. Das Wirrwarr um die genaue Bevölkerungszahl in Hamburg geht weiter: Nachdem innerhalb der vergangenen fünf Wochen vier verschiedene Zahlen in Umlauf gekommen waren, hat Hamburg nun Einspruch beim Statistikamt Nord eingelegt.
Man habe „methodische und finanzielle Probleme“ mit den Daten, welche die Statistiker vorgelegt haben, heißt es aus Senatskreisen. Offiziell sagte Senatssprecher Jörg Schmoll: „Der Senat gründet seine Entscheidung darauf, dass innerhalb der Widerspruchsfrist von einem Monat nicht hinreichend geprüft werden kann, ob es bei Ermittlung der Einwohnerzahl ergebnisrelevante Fehler gegeben hat, die korrigiert werden müssen.“ Dieser „vorsorgliche Widerspruch“, wie es weiter hieß, biete nun die Möglichkeit einer genaueren Überprüfung der Zensusergebnisse sowie der Erhebungsverfahren im Rahmen der Stichprobe. Diese Überprüfung finde zudem in enger Kooperation mit dem Statistikamt Nord statt.
Das ist nett umschrieben für die Probleme, die auf die Stadt zukommen. Dass der Senat die Bevölkerungszahlen ein weiteres Mal überprüfen lassen will, hat ganz klar finanzielle Gründe. Wie berichtet, haben die Daten, die das Statistikamt am 31. Mai bekannt gegeben hat, aus dem ehemaligen Nehmerland Hamburg ein Geberland gemacht. Weil in der Hansestadt demnach rund 80.000 Menschen weniger leben als bislang angenommen, müsste Hamburg 147 Millionen Euro für die Jahre 2011 bis 2013 in den Länderfinanzausgleich zahlen.
Dabei waren die Haushaltsexperten der Finanzbehörde bei der Mai-Steuerschätzung davon ausgegangen, dass Hamburg allein in diesem Jahr fünf Millionen Euro erhalten werde. Deshalb hat die Stadt zunächst selbst noch einmal nachgezählt. Heraus kam ein Plus von 50.000 Einwohnern im Vergleich zu den Zensusangaben.
Am Dienstag hat das Statistikamt Nord seinerseits Zahlen veröffentlicht. Am Stichtag 31. Dezember 2012 sollen danach 1.734.272 Menschen in Hamburg gelebt haben, ein Plus von 16.085 Personen im Vergleich zum Vorjahresstichtag. Laut dieser Erhebung sind zwar knapp 79.000 Fortzüge zu verzeichnen gewesen, denen standen aber mehr als 94.000 Zuzüge in die Stadt entgegen.
Etwas mehr als die Hälfte, nämlich 51,5 Prozent, der Bevölkerung sind Frauen und 87,1 Prozent haben einen deutschen Pass. Die jüngsten Zahlen geben auch Auskunft über Geburten und Todesfälle. Danach wurden im gesamten Jahr 2012 genau 17.696 Jungen und Mädchen geboren. Im gleichen Zeitraum starben 17.012 Hamburger.
Nicht nur Hamburg legt Widerspruch gegen die Bevölkerungsdaten der Statistiker ein. Auch Berlin fordert aus finanziellen Gründen eine Überprüfung der Zahlen. Die Folgen für die Hauptstadt sind sogar noch gravierender: Sie müsste fast eine Milliarde Euro zurückzahlen und erhielte eine halbe Milliarde Euro jährlich weniger aus dem Länderfinanzausgleich.