Das Jungtier saß zwei Tage lang auf einem Deich in Lauenburg. Jetzt wird es in der Wildtierstation in Hamburg aufgepäppelt und anschließend ausgewildert. In ein ppar Wochen ist der kleine Momo wieder in Freiheit

Hamburg Es war das Elbe-Hochwasser, das Momo zum Verhängnis wurde: Zwei Tage lang saß der Waise auf einem Deich in Lauenburg. Bis eine Polizistin ihn in die Wildtierstation nach Hamburg brachte. Momo ist der erste Biber seit 25 Jahren, der in Hamburg aufgepäppelt wird.

Bis er groß genug ist, um ausgewildert zu werden, kümmert sich Tina Fromme um ihn. Die Biologin füttert den Kleinen mit Milch und geraspelten Karotten, gibt ihm Schwimmunterricht und lässt den kleinen Biber auf ihrem Schoß kuscheln und schlafen. Doch in ein paar Wochen muss sie schon wieder damit aufhören, damit Momo menschenscheu wird. „Das wird mir schwerfallen“, sagt Tina Fromme. Doch sie weiß, dass die Entwöhnung das Beste für den Biber ist: „Der gehört einfach in den Fluss“, sagt die Biologin.

Die Wildtierstation gibt es in Hamburg es erst seit Kurzem. Bis der Leiter Christian Erdmann sie vor einem Jahr gründete, wurden aufgefundene Tiere über die Hamburger Tierheime in die umliegenden Bundesländer verteilt. Das war teuer und der Transport bedeutete Stress für die Tiere. Nun kümmern sich in der Wildtierstation vier feste und etwa zehn ehrenamtliche Mitarbeiter um verletzte und verwaiste Tiere. Einer ihrer Hauptaufgaben ist die Aufklärung. Am Telefon, in Schulen und in Kindergärten klären Christian Erdmann und sein Team die Menschen auf, wann Tiere wirklich Hilfe benötigen, und wie man mit ihnen umgeht.

Im vergangenen Jahr hatte die Station Tausende Tiere gerettet und ausgewildert. Finanziert wird die Wildtierstation ausschließlich über Spenden.

Die Hamburger teilen sich die Stadt mit vielen Wildtieren. Darunter sind Biber, Füchse und Waschbären. Die kamen ursprünglich nur in Nordamerika vor. Doch 1933 wilderten Förster Waschbären in Hessen aus, um sie zu jagen. Seitdem haben sie sich bis nach Hamburg verbreitet. „Neulich haben wir einen Waschbären von den Landungsbrücken abgeholt, der vom Alten Land rüber geschwommen war“, erzählt Christian Erdmann.

In Pinneberg hat die Wildstation ein Gelände erworben, auf dem bald eine feste Station mit Gehegen und Annahmestelle eröffnet wird. Dort lebt dann auch Momo. „Biber sind träge Tiere, die laufen nicht so schnell weg“, sagt Tina Fromme. Trotzdem wird immer jemand ein Auge auf Momo haben, denn auch große Vögel wie Möwen können ihm gefährlich werden. Abends bringen die Pfleger das Biberjunge ins Haus. Dort liegt in seinem Käfig ein großes Stofftier, damit er sich nachts nicht einsam fühlt. Doch schon in ein paar Wochen wird er in die Freiheit entlassen werden – und dann muss sich Momo wieder allein durchschlagen.