Etwa 75 Prozent des vermeintlichen Restmülls könnten recycelt werden. Durch die verbesserte Mülltrennung ist der Bedarf der Stadt, Restmüll zu verbrennen, gesunken.
Hamburg. Ob Glasflaschen, Alufolie oder Pappreste – eigentlich wiederverwertbarer Abfall landet in Hamburg häufig in der Restmülltonne. Das geht aus dem Geschäftsbericht der Stadtreinigung Hamburg für 2012 hervor. „Rund 75 Prozent der heute noch in grauen Restmülltonnen ungetrennt entsorgten Abfälle könnten wir recyceln, wenn auch diese Wertstoffe von den Haushalten in den angebotenen Wertstofftonnen gesammelt werden“, sagt Geschäftsführer Rüdiger Siechau.
Zum Beispiel gehöre etwa ein Drittel des Hausmülls eigentlich in die Biotonne. „Die grüne Tonne ist nicht nur für Gartenabfälle, sondern auch für Essensreste da“, sagt Reinhard Fiedler, Pressesprecher der Hamburger Stadtreinigung. Die Küchenabfälle seien sogar besonders effektiv bei der Weiterverwertung. Der Abfall aus der grünen Tonne wird in eine Biogasanlage gebracht, wo aus Laub, Bananenschalen und anderem Bio-Abfall Bio-Methan erzeugt und in das Hamburger Gasnetz eingespeist wird. „Bei Essensresten kommt pro Kilogramm viel mehr Biogas heraus als bei Gartenabfällen wie Gras oder Ästen“, sagt Fiedler. Im Anschluss an die Gasgewinnung werden die organischen Reste kompostiert und als Naturdünger verkauft.
Immer wieder lande Papier in Hamburger Restmülltonnen, sagt Fiedler. Im Jahr 2012 waren das im Schnitt 20 bis 25 Prozent des Hausmülls. Das liege daran, dass viele Menschen nur ihre alten Tageszeitungen und Magazine in der Altpapiertonne entsorgen würden. „Es gibt aber noch viel mehr Papier, das da rein gehört. Viele Lebensmittelverpackungen, zum Beispiel Eierkartons, gehören auch dazu. So etwas gehört nicht in die Restmülltonne.“
Glas und Kunststoffe machen jeweils knapp neun Prozent der vermeidbaren Restmüllmenge aus, Verbundstoffe gut fünf und Metalle knapp zwei Prozent.
Gegenüber 2011 haben die Hamburger im vergangenen Jahr aber 25.000 Tonnen weniger Restmüll produziert. Verglichen mit dem Jahr 2007 sind es sogar 80.000 Tonnen weniger. Das sei unter anderem ein Erfolg der seit 2011 laufenden Recycling-Offensive der Stadt, heißt es bei der Stadtreinigung. Die hat sich laut Geschäftsbericht ausgezahlt: 2012 konnte die Menge des Bioabfalls, der weiterverwertet werden kann, im Vergleich zum Vorjahr um 24 Prozent gesteigert werden. Außerdem sind im gleichen Zeitraum 300 Tonnen mehr Altpapier eingesammelt worden. Das entspricht allerdings nur einer Steigerung von weniger als einem Prozent der Gesamtmenge. Fiedler begründet das damit, dass die Leute insgesamt weniger Papier konsumieren und folglich auch weniger wegwerfen würden. „Außerdem hatten wir schon vor der Recycling-Offensive 100.000 Papiertonnen in Hamburg. Wir sind also bereits auf hohem Niveau gestartet.“
Von den insgesamt 618.000 Mülltonnen im Stadtgebiet sind mehr als die Hälfte Wertstofftonnen. Die Zahl der grauen Behälter für Restmüll beträgt 288.000, für Biomüll gibt es nach aktuellen Zählungen 108.000 Tonnen und für Papier 139.000.
Durch die verbesserte Mülltrennung ist der Bedarf der Stadt, Restmüll zu verbrennen, gesunken. Um die Kapazitäten an das sinkende Volumen anzupassen, werden deshalb die Verträge mit den Müllverbrennungsanlagen Borsigstraße und Stapelfeld nicht verlängert. Für die Borsigstraße ist bereits Ende Februar 2014 Schluss, für Stapelfeld Ende Dezember 2016.
Im Vergleich zu anderen Großstädten ist die Hamburger Recycling-Bilanz aber weiterhin verbesserungsfähig. 2012 produzierte ein Einwohner der Hansestadt im Durchschnitt 277 Kilogramm Restmüll. Für den gleichen Zeitraum kam die Stadt München etwa auf nur 222 Kilogramm pro Einwohner. Das liegt unter anderem daran, dass Hamburg lange vor anderen Städten damit begonnen hatte, Müllverbrennungsanlagen zu bauen und den Abfall nicht auf Müllbergen zu lagern. Dieser Tradition folgend setzte die Stadt weiter auf diese Technologie als andere Gemeinden bereits begannen, Wertstoffe zu trennen und wiederzuverwerten. Diesen Rückstand soll die Recycling-Offensive aufholen.
Insgesamt ist die Menge an Müll, die in Hamburg 2012 angefallen ist, im Vergleich zum Vorjahr um 1,5 Prozent gesunken. „Die optimale Begründung dafür wäre Abfallvermeidung“, sagt Fiedler. „Die Leute machen sich mehr Gedanken darüber, Abfall gar nicht erst entstehen zu lassen.“ Ein Beispiel dafür sei der vermehrte Umstieg auf Pfandflaschen, anstatt Glas- oder Plastikflaschen zu kaufen, die dann in Containern oder in Wertstofftonnen gesammelt werden müssten. „Ich hoffe, das liegt an unserer Aufklärungsarbeit“, sagt Fiedler. Bemerkenswert sei, dass das Müllvolumen verringert werden konnte, obwohl die Zahl der Einpersonen-Haushalte in Hamburg in der Tendenz angestiegen sei. „Single-Haushalte verursachen eigentlich mehr Müll als Familien, weil sie zum Beispiel weniger Großpackungen kaufen und so mehr Verpackungen in den Abfall werfen.“