Hamburg Media School hat nach dem Scheitern ihres Masterstudienganges zum Wintersemester 2013 zwei neue Journalistikstudiengänge aufgelegt. Digital Journalism richtet sich an angehende Führungskräfte.

Hamburg. Als Standort für Journalistik-Studiengänge schien Hamburg eine Zeit lang eher von untergeordneter Bedeutung zu sein. Gewiss, da gab und gibt es den Master-Studiengang an der Universität mit 32 Studierenden pro Jahrgang. Und an der privaten Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation (MHMK) können angehende Sport- und Kulturjournalisten ihren Bachelor machen. Doch die krachende Bruchlandung, die die Hamburg Media School (HMS) 2011 mit dem Scheitern ihres Master-Studiengangs hinlegte war dem Standort nicht gerade förderlich. Zum Wintersemester 2013 soll aber alles anders werden. Die HMS hat gleich zwei neue Journalistikstudiengänge aufgelegt. Mit der privaten Iserlohner Hochschule BITS drängt ein neuer Journalistik-Anbieter auf den Hamburger Markt. Und die Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) hat in Zusammenarbeit mit der Akademie für Publizistik mit dem Master-Studiengang Visuelle Kommunikation ein Angebot entwickelt, das sich ausdrücklich auch an Journalisten richtet.

Besonderes Aufsehen hatte bereits vor seinem Start der neue HMS-Master-Studiengang Digital Journalism erregt. Im Gegensatz zu seinem gescheiterten Vorgänger richtet er sich nicht an Berufsanfänger, sondern an angehende Führungskräfte, die bereits im Arbeitsleben stehen. Sie sollen insbesondere mit dem digitalen Strukturwandel ihrer Branche vertraut gemacht werden. Obwohl noch gar nicht in Betrieb hat der Studiengang bereits seinen ersten Studiengangsleiter verschlissen: Der hoch angesehene Medienwissenschaftler Michael Haller ging Anfang des Jahres und leitet nun einen Think Tank an der HMS. Er soll mit dem eher hemdsärmeligen Klaus Ebert nicht zurechtgekommen sein. Der ehemalige Chef von RTL Nord firmiert an der HMS als Berater gilt dort aber als Graue Eminenz der Journalistenausbildung . Der neue Studiengang geht auf seine Idee zurück.

Von Anfang an gab es Bedenken, ob der neue Master-Studiengang genug Interessenten anziehen würde. Dass Verlage und Sender bereit sind, ihre Führungskräftenachwuchs zwei Jahre lang an die HMS abzuordnen, ist nicht selbstverständlich. Wohl auch deshalb hat man die Latte niedrig gelegt. Bereits mit acht Studierenden pro Jahrgang soll sich der Studiengang der halbprivaten Hochschule tragen. Für das Wintersemester gibt es denn bereits auch schon eine ausreichende Zahl an Bewerbern. Auch für die Studiengebühren, die mit 21.500 Euro nicht eben niedrig sind, wurde eine Lösung gefunden. Bereits jetzt wurden fünf Stipendien eingeworben: zwei von der Verlagsgruppe Madsack (“Hannoversche Allgemeine Zeitung“), eins vom NDR, zwei halbe vom „Spiegel“ sowie eins vom Hamburger Presseclub. Bei letzterer Institution fungiert praktischerweise HMS-Berater Ebert als Präsident.

Designierter Leiter des Master-Studiengangs ist der Medienwissenschaftler Stephan Weichert, der bei der HMS bereits als Berater an Bord ist. Allerdings unterrichtet Weichert als stellvertretender Studiengangsleiter auch an der MHMK. HMS-Geschäftsführerin Insa Sjurts ist aber zuversichtlich, dass sich beide Aufgaben Weicherts miteinander vereinbaren lassen.

Der zweite neue HMS-Journalistik-Studiengang wurde erst vor wenigen Wochen vorgestellt. Es handelt sich um einen Bachelor-Studiengang „Digital Media“, den die Hochschule in Zusammenarbeit mit der Leuphana Universität Lüneburg anbietet. Das ist insofern überraschend, da zu den Gesellschaftern der HMS die Universität Hamburg zählt, deren Präsident Dieter Lenzen auch Mitglied des HMS-Aufsichtsrats ist. Doch Lenzen soll an Journalistik-Studiengängen eher wenig interessiert sein. Den Kontakt zur Leuphana stellte der umtriebige Ebert her, der in Lüneburg bestens vernetzt ist. Der sechssemestrige Studiengang soll bis zu 35 Bewerber pro Jahrgang aufnehmen. Er ist gebührenfrei. Als Sponsoren konnte die HMS die Axel Springer AG, in der auch das Abendblatt erscheint, und Google gewinnen.

Den zweiten neuen Bachelor-Studiengang in Journalistik bietet die private Iserlohner Hochschule BITS an, die zunächst Räume in der Alsterterrasse 1 beziehen wird. Sie dürfte vor allem mit der privaten MHMK im Wettbewerb stehen. Mit 775 Euro pro Monat sind ihre Studiengebühren etwas günstiger als die der Hochschule vom Gertrudenkirchhof, die monatlich 815 Euro kostet. Da die Studenten der BITS aber ein Semester im Ausland studieren, können sich die Kosten erhöhen. Insgesamt dauert das Studium an der neuen Hochschule sechs Semester. An der MHMK sind es sieben.

Schließlich hat im Wintersemester mit dem Master-Studiengang Visuelle Publizistik ein Angebot Premiere, dass sich „allen Formen der Kommunikation als Bild-Text-Konzept“ widmen will. Der Studiengang von HAW und der Akademie für Publizistik ist berufsbegleitend und richtet sich an Angehörige aller möglichen Medienberufe – vom Journalisten bis zum Fotografen, vom Infografiker bis zum Webentwickler. Das Studium erstreckt sich über vier Semester. Pro Semester wird eine Studiengebühr von 4150 Euro fällig. Hinzu kommt eine Prüfungsgebühr von 2000 Euro. Pro Jahrgang nimmt der Studiengang 16 bis 20 Studierende auf.

Es herrscht also Aufbruchstimmung am Journalistik-Standort Hamburg. Nur nicht an der Universität, dem ältesten Anbieter am Ort. Dort verabschiedet sich mit Ende des Sommersemesters der Leiter des Lehrstuhls für Journalistik und Kommunikationswissenschaft Siegfried Weischenberg. Sein Lehrstuhl soll nicht neu besetzt werden. Offiziell bestätigt ist das zwar noch nicht, aber in Hochschulkreisen geht man fest davon aus, dass es so kommen wird. Der Fachschaftsrat zeigt sich besorgt. Ohne Weischenberg gibt es mit Irene Neverla und Volker Lilienthal nur noch zwei feste Professoren am Studiengang. 17 Wochenstunden sollen wegfallen.