Hilferuf von Hamburgs kleinem Außenposten: Obwohl die Jobs auf Neuwerk nicht schlecht bezahlt werden, haben Gastronome auf der Nordseeinsel große Schwierigkeiten Servicekräfte zu finden.

Neuwerk Hilferuf von Hamburgs kleinem Außenposten: Obwohl die Jobs auf Neuwerk nicht schlecht bezahlt werden, haben die Hotels und Restaurants auf der Nordseeinsel große Schwierigkeiten, Servicekräfte zu finden. Für Urlauber ist das drei Quadratkilometer große Eiland das Naturparadies, für Arbeitgeber wie Steffan Griebel der Albtraum. „Wir haben viel zu wenige Bewerber! Und wenn es tatsächlich mal welche aus Hamburg sind, scheitert es oft daran, dass wir den jungen Familien keine Wohnung bieten können, und es fehlt die Infrastruktur“, sagt der Gastronom, der das Hotel Hus Achterndiek betreibt. „Wir haben dieses Jahr 4000 Euro für Anzeigen ausgegeben, aber nur zwei Bewerber haben sich gemeldet“, sagt Griebel. Diesen Sommer wird auch die 101 Jahre alte, kleinste Schule Deutschlands für zwei Jahre schließen. Grund: Schülermangel. Das Inselkind Kaya hat dieses Jahr die vierte Klasse beendet und wechselt nun aufs Internat – auf dem Festland. Das nächste Mädchen wird erst 2015 eingeschult, so lange bleibt die Schule dicht, und auch Lehrerin Meike Müller-Toledo verlässt die Insel, um sich in Hamburg einen Job zu suchen – wieder zwei Neuwerkerin weniger. Laut Statistikamt Nord waren 2011 nur 43 Personen auf der Insel gemeldet. Auf die wenigen Insulaner kommen jährlich 16.000 Touristen – so viele zählt zumindest das Besucherzentrum, so Nils Breitbach vom Nationalpark-Haus.

Viele Kellner kommen aus ganz Europa und dem Rest der Welt. „So multikulti wie in diesem Jahr war unser Serviceteam noch nie“, sagt Griebels Cousin Christian, der mit seiner Familie das Hotel Nige Hus und die Kneipe Zum Anker betreibt. Wenn sich keine Deutschen auf die offenen Stellen bewerben, dürften sich ausländische Fachkräfte vorstellen, so der Gastronom. „Dieses Jahr schmeißen deshalb ein Inder, eine Griechin, eine Lettin, zwei Russinnen und eine Polin den Service. Nur unser Koch und zwei weitere Bedienungen sind Deutsche und kommen schon seit Jahren.“ Wenn die Kellner sich erst mal nach Neuwerk getraut haben, kommen sie oft auch in der nächsten Saison wieder. Viele Möglichkeiten, den Verdienst auszugeben, gibt es auf Neuwerk nicht. Keine Disco, kein Shoppingcenter, nur Natur pur. Genau deshalb ist Neuwerk so ein beliebtes Ausflugsziel. Täglich schippern Touristen mit der „Flipper“ von Cuxhaven rüber, andere kommen per Pferdewagen oder zu Fuß durchs Watt. Besucher schwärmen von der totalen Ruhe – wenn erst die Tagesgäste weg seien. Was man dann auf der Insel, die zum Bezirk Mitte gehört und Unesco-Welt-Naturerbe-Stätte ist, macht? Das geht vom Wattwandern über Bernsteinsammeln bis zur Besichtigung des Leuchtturms aus dem Jahr 1310.

Bis zum 28. Oktober fährt das Fahrgastschiff MS „Flipper“ täglich von Cuxhaven nach Neuwerk

( 25 Euro für Hin- und Rückfahrt).

Mehr Informationen zu den Überfahrten unter: www.cassen-eils.de/neuwerk.

Veranstaltungstipps findet man im Internet unter: www.nationalpark-wattenmeer.de