Preisanstieg gebremst: „Kunden machen nicht mehr alles mit.“ In den vergangenen beiden Jahren waren in allen Segmenten des Immobilienmarktes die Preise erheblich gestiegen.
Hamburg. Der rasante Preisanstieg bei Immobilien ist offenbar vorbei. „Käufer und Mieter sind preissensibler geworden und machen nicht mehr alles mit“, sagte Axel Kloth, Vorsitzender des Immobilienverbands Hamburg (IVD), dem Hamburger Abendblatt. „Die Preise wachsen – Einzelbeispiele ausgenommen – nur noch leicht.“
In den vergangenen beiden Jahren waren in allen Segmenten des Immobilienmarktes die Preise erheblich gestiegen. Kloth schätzt den Anstieg auf bis zu 25 Prozent. Allerdings beobachten der IVD-Vorsitzende und seine Kollegen seit einiger Zeit eine deutliche höhere Sensibilität bei Wohnungsinteressenten, egal, ob sie kaufen oder mieten wollen. „Ich erlebe das im mittleren und höheren Preisbereich.“
Als Beispiel führt Kloth die Vermietung von zwei vergleichbaren Wohnungen an der Sierichstraße in Winterhude an. Beide Mietobjekte sind 114 Quadratmeter groß und sollen 14,50 Euro pro Quadratmeter Monatsmiete kosten. Während es für die eine Wohnung vor zwei Jahren 25 Interessenten gab, nachdem sie ganze drei Stunden im Internet angeboten wurde, gab es in diesem Jahr innerhalb von drei Tagen lediglich zwei Anfragen.
Ein weiteres Beispiel sei eine sanierte Dachgeschosswohnung in Alsternähe, sagte Kloth. Die 140 Quadratmeter große und frisch sanierte Wohnung hat drei Balkone und wäre für einen Quadratmeterpreis von 11,50 Euro zu mieten. „Wir haben die Wohnung drei Monate erfolglos angeboten und dann vom Markt genommen.“
Auch bei der Finanzierung von Immobilienkäufen deute sich eine Veränderung an, sagte Kloth. Zwar seien die Zinsen für Hypothekendarlehen so niedrig wie nie. „Allerdings beginnen die Banken damit, an der Tilgungsschraube zu drehen.“ Während in der Vergangenheit bei einem auf 30 Jahre angelegten Darlehen die Tilgung in den ersten Jahren bei einem Prozent lag, werden jetzt bis zu 2,5 Prozent Tilgung von Anfang an gefordert, erklärte der IVD-Chef. Die Folge: „Die monatlichen Ausgaben für die Finanzierung einer Hauses oder einer Wohnung sind wieder gestiegen“, sagte Kloth.
Der IVD-Vorsitzende kritisierte in diesem Zusammenhang die politische Debatte über eine Mietpreisbremse. Derartige Eingriffe – jüngst wurde die Begrenzung von Mieterhöhungen auf zehn Prozent alle vier Jahre vorgeschlagen – „führen zu einer großen Verunsicherung von Investoren“, sagte Kloth. „Sie drohen, abzuspringen.“
Derartige Eingriffe beträfen jeden Investor, also auch jene, die Eigentumswohnungen bauen wollten. In Hamburg gilt die Regel, dass ab dem Bau von 30 Wohnungen mindestens ein Drittel öffentlich gefördert sein muss. „Wenn aber durch populistische Eingriffe in den Mietmarkt Investoren verunsichert werden, wird eine an sich gute Idee zum Boomerang“, sagte Kloth.
Der IVD-Chef forderte die Politik auf, über die Ziele der Wohnungspolitik offen und ehrlich zu sprechen. „Der Bau von Wohnungen ist vom regierenden SPD-Senat als das oberste Ziel der Hamburger Wohnungsbaupolitik ausgerufen worden“, sagte Kloth. „Eine Mietpreisbremse steht diesem Ziel konträr gegenüber.“ Dabei müsse nicht einmal ein Gesetz beschlossen werden. „Allein eine politische Debatte im Wahlkampf verschreckt die Investoren. Sie brauchen kalkulierbare Rahmenbedingungen.“