Der Fachkräftemangel betrifft auch die Arbeitsagentur Hamburg. Jetzt sollen mehr junge Leute eingestellt und ein Master-Studiengang gestartet werden. Welche Chancen die Ausbildung bietet.

Hamburg Sie war schon vier Wochen in Österreich und ist jetzt auf dem Weg in die USA. In Texas will sie sich in einem weiteren vierwöchigen Praktikum Anregungen für ihren Einstieg bei der Bundesagentur für Arbeit holen. Die Hamburgerin Ronja Sievers, 20, studiert an der Fachhochschule der Bundesagentur in Schwerin, um später als Arbeitsvermittlerin zu beginnen. „Gerade die Aufenthalte im Ausland bringen neue Einsichten darüber, wie ich mich am besten mit künftigen Kunden auseinander setzen kann“, sagt Sievers, die in Bramfeld Abitur gemacht hat. Auslandspraktika sind ausdrücklich erwünscht. „Erfahrungen helfen, die Chancen von Kunden besser einzuschätzen“, sagt Sönke Fock, der Chef der Hamburger Arbeitsagentur.

Bundesweit suchen die Arbeitsmarktexperten jährlich 300 Nachwuchskräfte, die in Schwerin oder Mannheim studieren können. Dabei kämpft die Agentur, genau wie Firmen, mit dem Fachkräftemangel. „Wir wollen für September 2014 die Zahl der neuen Studenten von zwölf auf 15 erhöhen“, sagt Fock. Gleichzeitig sind für denselben Zeitpunkt 22 Lehrlinge gesucht, die zumindest einen guten Realschulabschluss vorweisen müssen.

Zwar halten sich die Berufsberater mit Hinweisen auf die eigene Ausbildung zurück. Immerhin erhalten die angehenden Bachelor of Arts aber während des Studiums, das inklusive Praktika neun Trimester zu je vier Monaten umfasst, 1470 Euro monatlich. Zudem werden die Absolventen mindestens für zwei Jahre übernommen.

Bei Sievers, die inzwischen im sechsten Trimester ist, hatte ein Besuch bei der Jobmesse „Karriere-Dual“ in der Hamburger Agentur den Ausschlag für die Wahl des Studiums gegeben. „Für mich war aber wichtig, schon während der Ausbildung Geld zu verdienen, um selbstständig zu sein“, sagt sie.

Während die Studentin nun Anfang Juli zu einem privaten US-Arbeitsvermittler in die Nähe von Dallas wechselt, hatte sie im Mai im österreichischen Braunau am Inn für den Arbeitsmarkt Service gearbeitet. Er entspricht im Nachbarland der deutschen Arbeitsagentur. „Die Österreicher“, sagt sie, „sind weniger bürokratisch als die Deutschen und damit wohl auch näher an den Betroffenen.“ Dafür sei nach den umfassenden Einführungsgesprächen wie sie in Hamburg geführt würden, die Situation für die Arbeitslosen klar, und es könnten gezielt Gelder bewilligt oder Qualifizierungsangebote gemacht werden. In den USA, wo es keine staatliche Arbeitslosenversicherung gibt, wird es dagegen allein um die Vermittlung von Jobs und Weiterbildungen gehen.

In Deutschland können die Absolventen nach dem Abschluss des Studiums von der Agentur bundesweit eingesetzt werden. Bedarf besteht derzeit vor allem in Berlin, wo allein drei Arbeitsagenturen angesiedelt sind. Für Hamburg gilt: Die meisten Stellen müssen künftig im Bereich der Jobcenter besetzt werden, wo heute mehr als 1300 der Beschäftigten der Arbeitsagentur tätig sind. Für Sievers ist es jedoch unwahrscheinlich, dass sie nach dem Abschluss der Ausbildung im August 2014 in der Hansestadt bleibt. „Nachdem ich hier meine praktischen Erfahrungen gemacht habe, würde ich aber gern zurückkommen“, sagt die Studentin.

Künftig werden sich die Chancen für die Studenten der Arbeitsagentur noch verbessern. Der Hintergrund: Im Oktober 2014 beginnt an der Hochschule der Bundesagentur ein berufsbegleitender Studiengang. Geplant sind fünf Semester, bei denen sich die Studenten nicht nur mit dem Arbeitsmarkt und der Beratung auseinandersetzen sollen, sondern auch für Führungspositionen geschult werden.

„Zunächst ist das Studium für die Mitarbeiter der Arbeitsagenturen vorgesehen. Wir planen aber Kooperationen mit internationalen Hochschulen in Zürich, Bern, Istanbul, Malmö oder Krakau“, sagt Professor Christian Gade, der als stellvertretender Rektor der Hochschule das Projekt vorantreibt. „Der Master-Studiengang wäre auch etwas für mich“, sagt Sievers. Allerdings muss sie dafür noch warten. Mitarbeiter können sich erst nach einem Jahr Berufserfahrung bewerben.