Ärger über jahrelangen Wohnungsleerstand und angebliche Spekulation. Nun ist das Grindelhochhaus an der Oberstraße 14 offenbar verkauft.
Eimsbüttel. Das zwölf Stockwerke hohe Wohnhaus machte schon als "Horrorhaus" Schlagzeilen, weil Mieter mit Kakerlaken, Schimmel und Dreck leben mussten. Vor einigen Monaten dann geriet es als "Spekulationsobjekt" mit mehr als hundert leer stehenden Wohnungen in bester Eimsbüttler Lage wieder in den Fokus: Jahrelang standen Baugerüste vor dem Haus, doch nichts tat sich. Nun ist das Grindelhochhaus an der Oberstraße 14 offenbar verkauft. Zu einem satten Millionenpreis, wie Bezirkspolitiker vermuten. "Wir können bestätigen, dass es dort einen Eigentümerwechsel gegeben hat", sagt Eimsbüttels Bezirksamtsleiter Torsten Sevecke auf Abendblatt-Anfrage. Käufer soll nach Abendblatt-Information ein Investunternehmen mit Sitz in Luxemburg sein. Bestätigt wurde diese Information aber nicht. Bei der bisherigen Eigentümerin, der Trigon Grundbesitz GmbH war am Freitag niemand zu erreichen, der auskunftsberechtigt ist.
Auch das städtische Wohnungsunternehmen Saga soll versucht haben, das Haus zu kaufen, das Teil der zwölf Grindelhochhäuser ist: Ein 1946 gebautes Ensemble, das heute als herausragendes Beispiel der Nachkriegsmoderne im Wohnungsbau gilt. Die Wohnungen dort sind inzwischen wieder begehrt, die Saga soll in dem Riegel an der Oberstraße ein Studentenwohnheim geplant haben. Als sich die Preisforderungen im Bereich von 30 Millionen Euro bewegten, soll das städtische Unternehmen die Segel gestrichen haben, hieß es. "Für Eimsbüttel wäre die Lösung Studentenwohnheim ideal gewesen, nun müssen wir hoffen, dass dort schnell guter und preisgünstiger Wohnraum geschaffen wird", sagt Sevecke. Wer genau hinhört, bemerkt einen skeptischen Unterton bei seiner Bewertung.
Ähnlich wie der Eimsbüttler Verwaltungschef äußert sich der SPD-Bezirkspolitiker Gabor Gottlieb, der vor einigen Monaten von einem "Bauskandal" sprach und Spekulation hinter dem Leerstand vermutete. Eine von der Eigentümerin beauftragte PR-Firma nannte als Grund indes Pannen bei der Sanierung wie einen großen Wasserschaden, die angeblich zu dem langen Stillstand geführt hätten.
Tatsächlich hätte die Saga das Gebäude mit der wechselvollen Geschichte zurückgekauft: 1950 zogen dort die ersten Mieter ein, vor allem junge weibliche Angestellte des Postsparkassenamtes lebten in den damaligen Einzimmerwohnungen. "Junggesellinnenhaus", wurde das Gebäude seinerzeit daher genannt. Das Amt war im Mittelteil untergebracht, wo heute die Vereinigung Hamburger Kindertagesstätten Flächen gemietet hat.
Im Dezember 1985 verkaufte die Saga, die die anderen Gebäude später sanierte, das Haus Nummer 14 an den Hamburger Geschäftsmann Ernst Gernot Meie. Das Haus verfiel mit den Jahren. Als gegen ihn ein Insolvenzverfahren eingeleitet wurde, ging das Gebäude 2005 in den Besitz der Trigon GmbH über. Ein Unternehmen, bei dem seine Ehefrau Gesellschafterin ist.