Vor mehreren hundert Zuhörern sprach der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz in Hamburg. Dabei ging es vor allem um das Verhältnis von Protestanten und Katholiken.

Hamburg. Der Papst auf dem evangelischen Kirchentag? Nein, soweit ist die Ökumene nicht gediehen. Aber das Interesse an dem neuen Pontifex der katholischen Kirche ist groß – auch bei Protestanten. Allerdings dämpfte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, überzogene Erwartungen an Papst Franziskus. Zwar werde man mit ihm noch „viel Neues erleben“, sagte der Freiburger Erzbischof am Sonnabendnachmittag auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag in Hamburg vor mehreren hundert Zuhörern. Doch die römisch-katholische Kirche werde auch „unter Papst Franziskus katholisch bleiben“.

In einer Podiumsdiskussion mit der islamischen Theologin Katajun Amirpur aus Hamburg und dem Generalsekretär des Ökumenischen Rats der Kirchen, Olav Fyske Tweit, wich Zollitsch konkreten Fragen etwa nach dem Zollibat aus. Das sei Sache der katholischen Kirche. Er bat auch darum, Franziskus nicht sofort mit allen Problemen der Kirche zu überschütten. Neuen Politikern gebe man 100 Tage, um sich in ihrer neuen Rolle zurechtzufinden. „Einem Papst sollte man 200 Tage geben.“

Aus Sicht des Generalvorsitzenden des Weltkirchenrats, dem Norweger Tweit, waren die ersten Wochen Pontifikats von Franzikus positiv. Er könne auch Nichtkatholiken berühren, weil er als Pastor über die Fragen der Welt spreche. Er warnte aber auch vor zu hohen Erwartungen: „Der Papst ist kein Protestant.“ Zu den muslimisch-katholischen Beziehungen sagte die Islamwisschenschafterin Amirpur: „Wir haben Hoffnungen auf den Wandel durch den neuen Papst.“ Man sollte aber nicht von ihm erwarten, er könne in so einem komplizierten Konflikt wie zwischen Israel und Palästina vermitteln. „Damit würden wir ihn überfordern.“

Papst Franziskus werde „wohl mit Zeichen mehr bewirken als mit Worten“, sagte Zollitisch mit Hinblick auf das bescheidene Auftreten des Kirchenoberhaupts. Dass er selbst damit kein Problem hat, machte die Antwort des Erzbischofs auf eine Publikumsfrage deutlich. Er wohne wie sein Vorgänger in einem Reihenhaus, sagte er. Sein Dienstwagen, den er als mobilen Arbeitsplatz benutze, sei ein BMW. „Wenn sie den Typ wissen wollen, müssen Sie meinen Chauffeur fragen.“

„Das war sehr sympathisch“, sagte ein Kirchentagsbesucher. Viele andere verließen die Veranstaltung eher ratlos. „In den meisten Gemeinden wird die Ökumene längst gelebt, auch am Papst vorbei“, sagte etwa Kerstin Schmidtmeier aus Münster. Auch Uwe Eisenberg aus Essen, der als Protestant mit drei Katholiken aus Essen auf dem Kirchentag unterwegs ist, sagte: „Mir war wichtig, dass Zollitisch gesagt hat, dass er die evangelische Kirche als Kirche anerkennt.“