Die Walpurgisnacht hält die Polizei für gewöhnlich vor allem in der Hansestadt und der Hauptstadt auf Trab. Doch in Hamburg verlor der Vorabend des 1. Mai mit zwei Festnahmen ebenso ein wenig an Schrecken wie in Berlin.

Hamburg/Berlin/Schwerin. Nach der berüchtigten Walpurgisnacht in den Brennpunkten Hamburg und Berlin haben die zuständigen Polizeidirektion jeweils relativ glimpfliche Bilanz gezogen: Sowohl in der Hansestadt als auch in der Hauptstadt ging es in der Nacht zum 1. Mai ruhiger zu als in den Jahren zuvor.

„Die Nacht war ruhig“, sagte eine Polizeisprecherin in Hamburg am Mittwochmorgen. Dort hatten rund 400 Menschen am Dienstagabend unter dem Motto „Take back the Night“ friedlich gegen Sexismus und eine männerdominierte Gesellschaft demonstriert.

Allerdings wurden vor dem linken Kulturzentrum „Rote Flora“ in der Nacht vereinzelt Böller gezündet, Flaschen geworfen und unter anderem Mülleimer in Brand gesetzt. Krawallbereite Jugendliche versuchten nach Angaben der Polizei immer wieder das Schulterblatt zu blockieren, was ihnen nicht gelang.

Insgesamt seien zwei Randalierer festgenommen und elf in Gewahrsam genommen worden. Auf die Einrichtung eines Gefahrengebiets rund um das Schanzenviertel hatte die Hamburger Polizei in diesem Jahr verzichtet.

In Berlin hatten am Vorabend des 1. Mai rund 3000 Menschen im Stadtteil Schöneweide gegen Rechts demonstriert - der Ortsteil gilt als Hochburg von Neonazis. Vereinzelt flogen Flaschen. Es gab nach ersten Angaben der Polizei rund 20 Festnahmen wegen Landfriedensbruchs, Vermummung und Sachbeschädigung. Dennoch sprachen die Beamten von einem weitgehend ruhigen Verlauf. In der Walpurgisnacht waren rund 3000 Polizisten in der Hauptstadt im Einsatz.

Polizei hofft auf ruhigen Tag der Arbeit

Nach einer weitgehend ruhigen Walpurgisnacht hoffen die Behörden in Hamburg in Berlin nun auch auf einen friedlichen Tag der Arbeit. Die Polizei in Berlin will mit einem Großaufgebot von rund 7000 Beamten zahlreiche Demonstrationen sichern. Einer der Schwerpunkte ist ein Aufzug der rechtsextremen NPD in Schöneweide. Ein Bündnis aus Politik, Gewerkschaften und Kulturschaffenden will mit Sitzblockaden die Rechten-Demo massiv behindern und rechnet mit bis zu 10.000 Demonstranten.

Am Abend des Feiertages wollen linke und linksradikale Gruppen von Kreuzberg zum Boulevard Unter den Linden ziehen. Zu der sogenannten Revolutionären 1. Mai-Demonstration werden 10.000 Teilnehmer erwartet. Von der Demo war wiederholt Gewalt ausgegangen.

In Hamburg findet heute die revolutionäre 1. Mai-Demonstration statt. Der Zug unter dem Motto „Das Proletariat hat kein Vaterland“ soll auch die „Rote Flora“ passieren. Derweil erhält die traditionelle 1. Mai-Kundgebung der Gewerkschaften in der Hansestadt in diesem Jahr mit dem Evangelischen Kirchentag eine besondere Note.

Im Anschluss an die Kundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) am Fischmarkt diskutieren Gewerkschafter und Kirchenvertreter über das Kirchentags-Motto „Soviel Du brauchst“. Daran nehmen unter anderen Bürgermeister Olaf Scholz, der frühere Bundesminister Heiner Geißler, Hamburgs Bischöfin Kirsten Fehrs und Kirchentagspräsident Gerhard Robbers teil. Das Christentreffen wird am heutigen Abend beginnen.

Die Kundgebung am Tag der Arbeit startet mit einem Demonstrationszug vom Spielbudenplatz auf St. Pauli bis zum Fischmarkt. Erwartet werden mehrere tausend Teilnehmer, zu denen der Vorsitzende der IG Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE), Michael Vassiliadis, sowie der Hamburger DGB-Chef Uwe Grund sprechen wollen. Der IG BCE geht es um eine neue Ordnung der Arbeit mit stärkerer Mitbestimmung, einem flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohn von mindestens 8,50 Euro sowie um eine auskömmliche Rente. Das Motto der bundesweiten DGB-Kundgebungen heißt 2013 „Gute Arbeit. Sichere Rente. Soziales Europa“.

Bei der DGB-Brückenveranstaltung vorm offiziellen Kirchentag erwartet die Zuhörer auch ein Kulturprogramm mit viel Musik. „Gemeinsam sind wir stärker“, hatte der Hamburger DGB-Chef diese Co-Produktion mit der Kirche im Kampf gegen eine stärker werdende Spaltung zwischen Arm und Reich begründet. „Gerechtigkeit ist im Augenblick eines der wichtigsten Themen in Deutschland“, sagte Grund.

Kundgebungen auch im Nordosten

Auch in vielen Städten Mecklenburg-Vorpommerns lädt der DGB zu Volksfesten und Maikundgebungen ein. Ganz oben bei den Forderungen stehen gute Arbeit und sichere Renten.

Auf der Kundgebung auf dem Schweriner Marktplatz wird der Vorsitzende des DGB Nord, Uwe Polkaehn, erwartet. Neben Informationsangeboten von Gewerkschaften, Parteien, Vereinen und Verbänden ist zudem eine Podiumsdiskussion mit Kandidaten zur Bundestagswahl vorgesehen.

In Stralsund will Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) auf der Hafeninsel zu den Kundgebungsteilnehmern sprechen. In Rostock hält Bildungsminister Mathias Brodkorb (SPD) beim Volksfest auf dem Kastanienplatz eine Bürgersprechstunde ab.

Veranstaltungen des DGB gibt es außerdem in Güstrow, Teterow, Greifswald und in Neubrandenburg, wo in der gesamten Innenstadt ein Demokratiefest stattfindet. In Waren plant das Bündnis „WIR. Erfolg braucht Vielfalt“ ein Demokratiefest, an dem sich Abgeordnete des Landtags beteiligen.

Polkaehn sagte vorab, das Jahr der Bundestagswahl müsse endlich eine neue Ordnung der Arbeit bringen und eine Wende zugunsten der Arbeitnehmer und ihrer Familien. Es gehe um gute Arbeit, faire Bezahlung und den gesetzlichen Mindestlohn, um sichere Renten, ein soziales Europa und gerechte Steuern, die den Staat handlungsfähig machen. „Was zählt, das ist das Gemeinwohl: Die Superreichen und Spekulanten dürfen nicht länger den Hoeneß machen“, erklärte er.