Laut eines Medienberichts soll Erzieher Stefan H. schon in einer Kita im Kreis Harburg auffällig geworden sein. Diese bestreitet jedoch, dass es zu einem Vorfall gekommen sein soll.
Hamburg. Die mutmaßlichen Missbrauchsfälle an der Kita in Hamburg-Schnelsen hätten möglicherweise verhindert werden können. Denn es sollen nicht die ersten Übergriffe des Erziehers auf seine Schützlinge gewesen sein. So soll Stefan H. laut Informationen von NDR 90,3 bereits bei seiner Beschäftigung in einer kirchlichen Kindertagesstätte im Kreis Harburg auffällig geworden sein. Bei seiner Beschäftigung in Stove soll es mehrere Beschwerden über den Mann und mindestens einen Missbrauchsfall gegeben haben.
Die evangelisch-lutherische Landeskirche Hannover – zuständig für den Kreis Harburg – hat diese Vorwürfe jedoch bestritten. „Nach unserer bisherigen Kenntnis ist es dort zu keinem Missbrauchsfall gekommen”, sagte Sprecher Johannes Neukirch am Mittwoch. Daher seien auch keine Informationen an andere Landeskirchen weitergegeben worden. Damit widersprach er der Darstellung von NDR 90,3 .
Laut dem Medienbericht soll der mutmaßliche Täter fristlos aus der Einrichtung in Harburg entlassen worden sein. Die Eltern und auch andere kirchliche Einrichtungen seien aber nicht informiert worden - mit schwerwiegenden Folgen. So nahm Stefan H. ungehindert seine Tätigkeit in der Kita in Schnelsen auf. Dort war der Erzieher von 2011 bis Anfang 2013 tätig. Inzwischen haben bereits elf Eltern von betroffenen Kindern Anzeige erstattet. Die Hamburger Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den 29-Jährigen wegen Verdachts des sexuellen Missbrauchs in der Einrichtung in Schnelsen.
Im Februar dieses Jahres wechselte der 29-Jährige von Schnelsen in die evangelische Kindertagesstätte Glashütte nach Norderstedt und jobbte nebenbei auch als Babysitter. Doch dann entdeckte die Mutter eines vier Jahre alten Mädchens Anzeichen auf einen Missbrauch bei ihrer Tochter. Sie erstattete Anzeige gegen Stefan H. - nur wenige Stunden später wurde er fristlos entlassen. Am 27. Februar durchsuchte die Kriminalpolizei die Wohnung des Erziehers.
Im Kreis Harburg wurden Eltern erst jetzt informiert
Die Eltern an den kirchlichen Kindergärten in Schnelsen und Norderstedt wurden umgehend über den Vorfall informiert. Zudem veranstaltete der Kirchenkreis Hamburg West/Südholstein drei Elternabende, um über Beratungsangebote zu informieren. Im Landkreis Harburg informierte der Verband evangelisch-lutherischer Kindertagesstätten die Eltern allerdings erst jetzt per Rundschreiben darüber, dass der verdächtige Mitarbeiter in Stove gearbeitet hatte. Auch damals war der Mann nebenbei schon als Babysitter tätig.
Doch wie konnte es dazu kommen, dass der Verdächtige wieder eine Anstellung als Erzieher bekam? Eine der Ursachen könnte eine mangelnde Kommunikation sein. Laut dem Verband der evangelisch-lutherischen Kindertagesstätten Winden gebe es weder ein übergreifendes Netzwerk der Landeskirchen noch eine zentrale Meldestelle für derartige Informationen. Die Kita-Leitung, der Kirchenverband, die Polizei und die zuständigen Behörden, darunter das Jugendamt Winden, sollen sich darauf verständigt haben, die Eltern besser nicht zu informieren - aus Angst vor einer Verleumdungsklage von Stefan H.