Als gebürtige Wilhelmsburgerin hat Gabriele Glatz-Levermann den Wandel vom ländlich geprägten Stadtteil zum zeitweise vernachlässigten Problemviertel hautnah miterlebt. Das Sterben der Geschäfte, der drei Kinos, die Perspektivlosigkeit. "In meiner Examensarbeit habe ich mich mit der Frage beschäftigt, wie man die Situation der Jugendlichen auf der Elbinsel verbessern kann", sagt die 60-Jährige.
Ihren eigenen Beitrag dazu leistet sie seit nunmehr 32 Jahren: Als Grundschullehrerin nimmt sie sich der Wilhelmsburger Kinder an, entdeckt in jedem das Einzigartige und bringt es durch Liebe, positive Bestärkung und Konsequenz auf einen guten Weg. Jetzt haben ihre Schüler sogar an einem Buch mitgeschrieben, einem Wilhelmsburg-Reiseführer für Kinder. "Manchmal stoße ich auch an Grenzen", sagt die zweifache Mutter. Vorwürfe muslimischer Eltern, wenn sie es wagt, deren Söhne zurechtzuweisen, ein Burn-out vor zwei Jahren ... Doch sie liebt ihren Beruf, in dem sie so viel erreichen kann.
Auch ihre eigenen Kinder hat die Kunst- und Musikliebhaberin auf einen guten Weg gebracht: Als Physiker treten beide in die Fußstapfen von Vater Frank, einem Mathematiker und Computerfachmann. Auch er ist Wilhelmsburger, beide kennen sich seit ihrer gemeinsamen Schulzeit. Ihre Heimat verlassen sie nur in den Ferien - dann geht es mit Wilhelmsburger Freunden in den Süden oder zum Skifahren.