Eine Glosse von Nico Binde
Wohin man in diesen Tagen sieht: nur Probleme. Der HSV gedemütigt, die Internationale Gartenschau ohne Frühblüher und alte, aufgerissene Gräben in der FDP. Der Wolf, der vor den Toren der Stadt auf der A 1 überfahren wurde, ist da noch gar nicht eingerechnet. Aber Hamburg, so scheint es, ist ein bisschen außer Form. Und vermutlich hat die derzeitige Verfassung der Stadt niemand besser beschrieben als die lustig frisierte Besucherin des Hafengeburtstags im vergangenen Jahr, als sie auf die Frage, was das Faszinierende an Hamburg sei, antwortete: "Menschen, Leute, alles!"
Doch bleiben wir kurz beim Wolf. Dessen Situation ist momentan natürlich am allerblödesten, was vor allem daran liegt, dass er tot ist. Dabei war er vermutlich gerade auf dem Weg in die Stadt, womöglich, um sich unsterblich in Wohldorf-Ohlstedt zu verlieben. Hat nicht ganz geklappt, ist vielleicht auch besser so. Denn was hätte Hamburg dem Wolf darüber hinaus bieten können? Nur Krawall und Remmidemmi, da hätte er gleich auf dem Truppenübungsplatz in Munster bleiben können, bei den anderen Wölfen. Zumal eine Stadt wie Hamburg nicht nur fragen darf, was der Wolf für sie tun kann, sondern auch, was die Stadt für den Wolf tun kann, oder?
Deshalb folgender Vorschlag für künftige Ansiedlungsversuche der Tiere: Katja Suding und Sylvia Canel schütten nach der Wahl zur FDP-Parteivorsitzenden die alten Gräben zu und bauen stattdessen neue Tunnel für die Wolfs- und Krötenwanderung. Die Gartenschau spendiert hübsche Frühblüher zur Dekoration. Und der HSV demütigt von nun an alle, aber nicht mehr den VfL Wolfsburg. Für ein bisschen Frieden. Für die Wölfe. Für Hamburg.