50 Millionen Euro für ein Straßenstück von 1,3 Kilometern: Noch in diesem Monat sollen die Bauarbeiten beginnen. Allee mit drei Baumreihen, parallel zur Elbe, als Verbindung zwischen Hafen und Innenstadt geplant.
Hafencity. In diesem Monat beginnen in der östlichen HafenCity die Bauarbeiten für eine neue Hauptstraße, die vom Süden in die innere Stadt führen wird: Geplant ist sie als 1,3 Kilometer lange Allee mit drei Baumreihen, die parallel zu Elbe und dem künftigen HafenCity-Quartier Baakenhafen verlaufen soll. Sie ist praktisch ein kompletter Neubau der Versmannstraße, die bisher die Verbindung zwischen Hafen, Norderelbbrücken und Innenstadt bildet. Rund 50 Millionen Euro soll der Straßenneubau nach Angaben der städtischen HafenCity GmbH kosten. Der Bau gilt als größtes Infrastrukturprojekt des neuen Stadtteils. „Ein richtig großes Paket“, wie HafenCity-Sprecherin Henrike Thomsen sagt.
Grund für den Neubau ist zum einen das Ende des Freihafens, so dass wegen des Wegfalls der Zollkontrollen mehr Fahrzeuge die Route durch die Hafenareale nehmen dürften, um von Süden her in die City zu fahren. Zum anderen wird die lange Landzunge zwischen dem alten Baakenhafen und der Norderelbe in den nächsten Jahren bebaut. Hier entsteht die östliche HafenCity, in der der erstmals in der HafenCity auch Sozialwohnungen gebaut werden. Rund 1800 Wohnungen, Parks, Sportplätze und Gewerbeflächen für etwa 5000 Jobs sind dort geplant. Die ersten Bagger werden dort in etwa zwei Jahren anrollen, heißt es bei der HafenCity GmbH.
Doch während es daher noch einige Jahre dauern dürfte, bis im Baakenhafen die ersten Wohnungen bezogen werden, wird sich für den Straßenverkehr schon von diesem Sommer einiges ändern: Ende Mai soll die neue Brücke zum Baakenhafen mit riesigen Kränen montiert werden. Die drei Brückenteile werden gerade in Belgien gefertigt. Die drei Teile werden vor Ort montiert und sind zusammen gut 100 Meter lang. Am 10. August soll die neue Brücke mit einem Fest eingeweiht werden.
Anschließend wird die alte Versmannstraße der HafenCity GmbH zufolge gesperrt und eine ziemlich ungewöhnliche Umleitung eingerichtet. Bis etwa Mitte 2016 wird der Verkehr zwischen Hafen und Innenstadt dann über die neue Brücke und schließlich direkt an der Norderelbe bis zu den Elbbrücken geführt. Zumindest für diese Zeit hat Hamburg im Süden dann eine neue „Elbchaussee“.
In dieser Zeit erfolgt parallel der Neubau der Versmannstraße und darunter die Weiterführung der U4 von der noch in Bau befindlichen Hafencity-Universität zur geplanten neuen Station an den Elbbrücken.
Beides gilt als technisch sehr aufwendig, weil der Untergrund in Elbnähe durch weiche Ablagerungen aus Klei und Torf geprägt ist. Erst in etwa 14 Meter Tiefe befänden sich tragfähige Sandschichten aus der Eiszeit. Daher sollen auf dem künftigen Straßenzug zunächst etliche Tonnen Sand aufgebracht werden. „Das ist so, als drücke man die Straße in den Schlick, wie bei einem nassen schwamm, aus dem Wasser herausdrückt“, sagt der zuständige Hafencity-Projektmanager Henning Liebig. Später wird die Straße zudem rund drei Meter höher als heute verlaufen, um sie vor möglichen Sturmfluten zu schützen. Zudem werden Straße und U-Bahn etwa 30 bis 50 Meter nördlichen verlaufen, als die heutige Versmannstraße. Sie rücken damit dicht an die Pfeilerkonstruktion der Bahntrasse – was zusätzlichen technischen Aufwand erfordert. Denn der Straßenbau im weichen Untergrund darf die Bahntrasse nicht gefährden, in dem die weichen Schichten dort hingedrängt werden. Geplant ist daher eine gigantische, 25 Meter tiefe und 1400 Meter lange Schlitzwand als Schutz. Aber auch die U-Bahn braucht einen besonderen Schutz, damit Erschütterungen in den weichen Kleieschichten nicht die Bauwerke beschädigen. So ist beispielsweise zwischen Straßen und U-Bahn eine besondere künstliche Schicht aus Böden und Textilmaterialen geplant, die wie Stoßdämpfer wirken sollen. U-Bahn, komplette Straße mit 230 Bäumen und die neuen Häuser am Baakenhafen sollen 2017/18 fertig sein – die Innenstadt hätte dann ein komplett neues Eingangstor im Süden.